Kapitel 31

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Das nächste Mal wurde ich davon wach, dass mir jemand zärtlich durch die Haare strich. Es war ein schönes Gefühl und am liebsten hätte ich jetzt die Zeit angehalten, nur leider machte mir Bernd einen Strich durch die Rechnung.
"Guten Morgen Schlafmütze", begrüßte er mich und ich brummte ein "Morgen", zurück. "Na komm, aufstehen. Du willst doch bestimmt was frühstücken oder?", fragte mich Bernd und Frühstück war das entscheidende Argument, dass ich mich wehmütig von ihm löste. Erst, als wir beide fertig waren und eigentlich nur noch das Zimmer verlassen mussten, fiel mir etwas ein: „Du Bernd, wenn wir da jetzt runter gehen, also du... naja... wirst du wieder so gemein zu mir sein?" Meine Frage ließ Bernd in seiner Bewegung erstarren. Ganz vorsichtig schaute er mir ins Gesicht und seine gequälte Miene gab mir eigentlich schon eine Antwort, bevor er es tun konnte. Trotzdem machte mich seine Bestätigung traurig: „Ich fürchte ich muss. Es geht nicht anders Marc. Ich will es ja auch nicht, aber ich möchte dich beschützen, uns beschützen."
Bernd klang traurig. Er wusste, wie sehr er mich verletzen würde, musste, damit es für Karim echt rüberkam.
„Ist schon okay", murmelte ich betrübt, aber das war es ganz und gar nicht.
„Nein, ist es nicht und das weißt du auch", erwiderte Bernd, „es tut mir so unglaublich leid. Alles was ich gesagt und getan habe und vor allem auch alles, was ich sagen und tun werde." Nach diesen Worten umarmten wir uns. Wir brauchten es einfach beide. Kurz die Kraft aus der Nähe des Anderen schöpfen.
"Wir müssen los", seufzte ich und löste mich wehmütig von ihm.
"Ich weiß", seufzte auch Bernd, "dann mal los." Und damit machten wir uns auf den Weg nach unten in den Frühstückssaal. Vor der Tür trennten sich dann aber unsere Wege, während ich direkt rein ging, blieb Bernd noch einen Augenblick draußen. Bestmöglich versuchte ich meine Unsicherheit zu überdenken und ging ans Buffet, um mir mein Frühstück zusammenzustellen. Gerade schöpfte ich mir eine Schüssel Müsli, als ich von hinten angerempelt wurde und beinahe eine riesige Schweinerei veranstaltet hätte.
"Pass doch auf Ter Stegen. Wenn du noch nicht groß genug bist, um dir selbst dein Frühstück ohne Schweinerei zu holen, solltest du vielleicht zurück nach Hause zu Mami", lästerte Bernd und gequält schloss ich die Augen. Ich durfte mich nicht so anstellen. Bernd meinte es nicht so und das wusste ich auch ganz genau. Ich musste es einfach ausblenden und drüber stehen. Er tat es ja nur um mich zu schützen. Als ich die Augen wieder öffnete war Bernd schon weiter gelaufen. Nur Karim stand noch bei mir. Für meinen Geschmack sogar viel zu nah bei mir. "Du solltest jetzt besser verschwinden Schwuchtel", sagte er leise und drohend. Da ich keine Lust auf eine weitere Auseinandersetzung hatte, beeilte ich mich wirklich schnell vom Buffet wegzukommen und mich neben Marco zu setzen. Dieser schaute mich entgeistert an.
"Was war denn das zwischen Bernd und dir eben?", fragte er besorgt, als er merkte, wie niedergeschlagen ich war.
"Nicht so wichtig, ich erzähle es dir später", blockte ich ab und zum Glück beließ er es auch dabei.

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