Kapitel 83

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Auf dem Weg zu unserem Mietwagen kamen wir an einigen kleinen Läden vorbei. Darunter vor allem Souvenirshops und kleine Kioske, aber auch der ein oder andere Schmuckladen.
Ich betrachtete die Schaufenster der einzelnen Läden beim Vorbeigehen, bis ich schließlich vor einem Fenster zum stehen kam. Erst nach einer ganzen Weile bekam Bernd mit, dass sein Gesprächspartner ihm nicht mehr folgte und ich stehen geblieben war.
"Marc?", fragte er schließlich und drehte sich zu mir um, doch ich schenkte ihm keine Beachtung. Viel mehr war ich damit beschäftigt die Ausstellungsstücke vor mir zu studieren.
"Schau dir diese Armbänder an!", brachte ich nur hervor und betrachtete mein Fundstück.
In der Ausstellung vor uns präsentierte sich ein handgemachtes Armband, das kleine grüne Perlen eingearbeitet hatte. Zum Verschluss wurde an das eine Ende eine Münze eingearbeitet, die auf der einen Seite einen lächelnden und auf der anderen Seite einen frech grinsenden Buddha zeigte. Um das Schmuckstück zu verschließen, hatte das andere Ende eine Schlaufe, durch die man die Münze zur Festigung schieben musste. Das Armband war schlicht aber zugleich auch wunderschön.
"Bernd, es ist perfekt!", entgegnete ich.
"Es ist wirklich echt schön", stimmte Bernd mir zu.
"Los! Das kaufen wir uns!", sagte ich enthusiastisch und zog meinen Freund an der Hand hinter mir her in den Laden.
"Hello", begrüßte ich die ältere Dame hinter dem Tresen und lächelte sie an.
Ich ließ die Hand meines Freundes los und ging auf die Frau zu.
"We would like to have two of those bracelets you have showing in your window", sagte ich mit freundlicher Stimme und deutete für die Frau auf das gewünschte Armband.
"Yes", sagte sie nur in gebrochenem Englisch und holte das Schmuckstück aus der Vitrine hervor.
Sie legte es auf den Tresen und kramte eine Weile in einer Schublade neben diesem, ehe sie ein zweites Armband derselben Art hervor zog.
"That would be 3.146 Baht please", sagte die Frau und tippte etwas in die Kasse. Ich legte ihr das gewünschte Geld auf den Tresen und nahm die Armbänder entgegen.
"Thank you", sagte die Frau.
Ich lächelte sie dankend an, ehe ich mich von ihr abwandte und Bernd zudrehte.
"Hier, komm her", verlangte ich und Bernd kam mir einen Schritt entgegen.
Er streckte seine linke Hand aus und kurz darauf hatte ich ihm eins der beiden Armbänder umgelegt. Im Gegenzug legte er mir das zweite an und strich einmal vorsichtig mit dem Daumen darüber.
"Es ist echt wunderschön", murmelte er und ein Grinsen huschte auf meine Lippen.
"Ja, das ist es. Und jetzt haben wir immer etwas, dass uns aneinander und diesen wundervollen Tag erinnert", entgegnete ich.
Ich konnte erkennen wie Bernd damit kämpfte mich nicht zu küssen und stattdessen meine Hand drückte.
"Komm. Lass uns gehen. Ich hab langsam Hunger", sagte er schließlich und lächelte mich an.
"Und was machen wir jetzt dagegen?", fragte ich während Bernd mich bereits wieder aus dem Laden zog.
Schnell rief ich der Frau noch ein "Have a great day", zu, worauf sie winkte, ehe die Ladentür hinter uns wieder ins Schloss fiel.
"Vielleicht haben Marco und Mario ja was gekocht", sagte Bernd hoffnungsvoll und zog mich mit sich die Straße entlang.
"Das bezweifel ich doch stark", brachte ich hervor und öffnete die Beifahrertür unseres Mietwagens, den wir inzwischen erreicht hatten.
"Die Hoffnung stirbt zuletzt", versuchte Bernd seine positive Einstellung aufrecht zu erhalten.
"Aber sie stirbt", entgegnete ich nur.
"Du Pessimist. Und selbst wenn. Dann kochen wir eben selbst!", äußerte Bernd des Rätsels Lösung.
"Und fackeln das ganze schöne Ferienhaus ab? Na dann aber gute Nacht", murmelte ich nur.
"Wir werden das Haus nicht abfackeln solange du das machst was ich dir sage."
"Ach ja? Wer hat denn gesagt, dass du der Küchenchef bist? Du kannst doch schon froh sein wenn dir deine Ofenpizza mal nicht anbrennt!", entgegnete ich nur.
"Pah! Das ich nicht lache! Ich bin ein tausendmal besserer Koch als du!"
"Das werden wir ja dann noch sehen", murmelte ich und sah wieder auf die Straße, die wir gerade Richtung Ferienhaus zurück fuhren.
Wieder in unserer Unterkunft angekommen hörten wir vom Pool her lautes Gelächter.
"Marco!", rief Mario laut lachend und das Plätschern von Wasser war zu hören.
"Bringen die sich da draußen um?", fragte Bernd nur als er sich den zweiten Schuh vom Fuß striff und sah in Richtung Pool.
"Sieht für mich eher so aus als würde Marco versuchen wollen zu testen wie lange Mario es aushält durchgekitzelt zu werden", erwiderte ich und sah zu dem Geschehen im Pool.
Ab und an war zu erkennen, wie Marco seinen Freund wieder anfiel. Langsamen Schrittes näherte ich mich den beiden.
"Hallo ihr zwei! Wir sind wieder da!", rief ich und unterbrach somit ihr kurzes Spiel.
"Oh, hey ihr zwei!", fand Marco zuerst seine Worte wieder und strich sich durch das nasse Haar, "wie war der Tempel?"
"Richtig schön aber auch energieraubend. Wir haben Hunger. Habt ihr schon was gekocht?", fragte ich.
"Nein, dazu bot sich leider noch nicht die Gelegenheit", antwortete Marco.
"Ja, das ganze Rangeln im Pool ist aber auch sehr hinderlich", trat Bernd jetzt neben mich und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ich hab dir ja gesagt die beiden werden nichts gekocht haben", entgegnete ich meinem Freund nur und sah ihn an.
"Ja, also kochen wir jetzt", konterte er und grinste zufrieden.
"Wir sollten noch etwas Gemüse und Hühnchen da haben", antwortete Mario, der nun wieder zu Atem gekommen war und sich, wie Marco eben, die Haare aus dem Gesicht strich.
"Sehr gut. Wir braten das Fleisch und hauen das Gemüse in die Pfanne und dazu gibt es dann noch ein paar Kartoffeln!", schlug ich vor.
"Oh, und macht am besten noch eine Sahnesauce dazu damit das Fleisch nicht zu trocken wird", riet Marco uns.
"Gute Idee. Na was meinst du Schatz?", fragte ich und wand mich nun Bernd zu.
"Klingt sehr lecker. Lass uns dann am besten gleich anfangen bevor sich mein Magen noch selbst aufisst", antwortete er mir und ging schon vor in die Küche.
"Bitte lasst die Küche ganz. Das Haus gehört immer noch nicht uns und die Marmortischplatten der Theken sind verdammt teuer", bat Mario.
"Wir geben unser bestes. Wo ist nochmal der Feuerlöscher?", erkundigte ich mich sicherheitshalber noch einmal.
"Junge! Ihr schafft das schon ohne das Haus abfackeln", entgegnete Marco nur augenverdrehend.
"Hinter der Tür rechts neben der Mülltonne", antwortete Mario mir trotzdem und ich nickte dankbar.
"Okay. Dann viel Spaß noch bei... was auch immer ihr da tut", sagte ich nur und verschwand meinem Freund hinterher in die Küche.
"Wir machen einen Aushalte-Wettbewerb!", hörte ich Marco hinter mir noch rufen und schüttelte nur lächelnd den Kopf.
Als ich schließlich die Küche betrat, sah diese jetzt schon aus als hätte eine Bombe eingeschlagen.
"Schatz? Was machst du denn da?", fragte ich vorsichtig und sah zu meinem Freund, der halb in einem Küchenschrank versunken war.
"Ich such ein Küchenmesser um das Gemüse klein zu schneiden!", antwortete er mir aus dem Inneren des Schrankes.
Um ihn herum waren überall Töpfe und Pfannen verteilt.
"Dir ist schon bewusst, dass man Messer in Schubladen aufbewahrt?"
Für einen kurzen Moment hörte das Geraschel und Geklirre im Inneren des Schrankes auf und einige Sekunden später schaute auch wieder Bernds Oberkörper aus besagtem Schrank hervor.
"Natürlich weiß ich das!", entgegnete er mir empört, stand wieder auf und strich sich seine Hose glatt.
Amüsiert sah ich ihm dabei zu wie er jede Schublade aufriss und nach einem Küchenmesser suchte. Als er auch an der letzten Schublade erfolglos blieb und bereits wieder süß frustriert guckte, hielt ich ihm das scharfe Messer entgegen, das die ganze Zeit neben der Spüle gelegen hatte.
"Nimm doch das in der Zwischenzeit", sagte ich grinsend.
Augenverdrehend nahm Bernd mir das Messer aus der Hand. Ich schüttelte nur lächelnd den Kopf und setzte für das Fleisch und das Gemüse schon mal zwei Pfannen mit Öl auf. Daraufhin schnappte ich mir einen der großen Töpfe und füllte ihn mit Wasser. Ich gab etwas Salz dazu und stellte ihn auf die Herdplatte neben die Pfannen.
"Okay, sehr gut", sagte Bernd und ich sah mich nur kurz zu meinem Freund um, der die Fäuste zufrieden in die Seite gestemmt hatte, "du machst das Gemüse und ich übernehme das Fleisch."
"Nein, mein Freund. Zuallererst müssen die Kartoffeln gewaschen und geschällt werden", unterbrach ich ihn und hielt ihm den Sack mit Kartoffeln entgegen, "auf Chefkoch. Zeig mal wie schnell du Kartoffeln schnippeln kannst."
Mürrisch nahm er den Sack entgegen und machte sich ans Werk. Während er also damit beschäftigt war die Kartoffeln zu waschen und zu schälen, machte ich mich schon mal an das Gemüse.
Brokkoli, Lauch, Paprika, Zucchini und Tomaten schnitt ich klein und gab sie in die große Pfanne. Noch ein wenig Salz und Pfeffer dazu und schon konnte die Gemüsepfanne in Ruhe vor sich hin braten.
"Autsch!", kam es auf einmal von Bernd und ich sah zu ihm.
Er begutachtete seinen blutenden Daumen.
"Ein Meisterchefkoch schneidet sich aber eigentlich nicht beim Kartoffelschälen", entgegnete ich mit einem leichten Grinsen, was mit einem murrenden Brummen quittiert wurde. Ich stellte mich zu ihm und untersuchte seinen Daumen kurz ehe ich ihn zum Waschbecken zog und kurz kaltes Wasser über die Schnittstelle laufen ließ. Die Blutung ging schließlich zurück und ich verschwand kurz im Flur und kam mit einem Pflaster zurück.
"Schau mal. Auf dem Pflaster ist sogar Pumuckl drauf", sagte ich grinsend und klebte das Kinderpflaster über die Schnittwunde. Ich hatte es noch von dem Kind meiner Cousine einstecken.
"Ha ha, lustig", entgegnete Bernd mir nur mürrisch und ich küsste seinen verletzten Daumen kurz.
"Er erinnert mich ein bisschen an dich, weißt du? Du bist manchmal auch ganz schön frech", sagte ich, stupste meinem Freund gegen die Nase und legte dann die Arme um seinen Hals.
"Pass auf was du sagst Ter Stegen", warnte er mich nur mit ernstem Blick, doch ich lachte nur kurz auf ehe ich ihn kurz küsste.
"Na auf. Weiter geht's Chefkoch. Das Essen soll ja heute noch fertig werden", kam ich schließlich wieder auf unser ursprüngliches Vorhaben zurück, löste mich von meinem Freund und rührte noch einmal in der Pfanne mit dem Gemüse, das schon gut vor sich hin brut.
Ich holte schließlich auch das Hähnchenfleisch aus dem Kühlschrank und warf es in die andere Pfanne. Kurz darauf hörte man es schließlich in der ganzen Küche brutzeln.
"Ich bin fertig", hörte ich Bernd schließlich sagen und sah zu ihm.
"Gut. Halbier die Kartoffeln noch und dann kannst du sie in den Topf mit dem Wasser geben", gab ich ihm den Auftrag und er nickte ehe er sich daran machte die Kartoffeln zu halbieren.
In der Zwischenzeit sah ich immer wieder nach Gemüse und Fleisch und wendete es gelegentlich. Ich holte noch einen weiteren, kleineren Topf hervor und ließ etwas Wasser in diesen laufen.
"In welchen Topf?", hörte ich Bernd dann fragen.
"Den großen natürlich! Der schon kocht!", antwortete ich und hob den Deckel von besagtem Topf an, damit Bernd die Kartoffeln hinein geben konnte.
"Wozu ist dann der andere Topf?", fragte er als alle Kartoffeln im Kochtopf waren und ich den Deckel wieder darauf platziert hatte.
"Für die Sahnesoße", antwortete ich und holte ein Päckchen Schlagsahne aus dem Kühlschrank, "die darfst du gerne machen. Ich muss nach dem Gemüse und dem Fleisch schauen."
Ich drückte ihm das Schlagsahnepäckchen in die Hand und würdigte mich wieder dem Gemüse.
"Ähm... Und was muss da rein?", fragte er nur verunsichert.
"Die Schlagsahne", antwortete ich ihm, "und ansonsten kannst du mit den Gewürzen variieren." Bernd nickte auf meine Antwort und machte sich schließlich an die Arbeit.
Nach zehn weiteren Minuten war schließlich alles fertig und ich drehte den Herd ab.
"Okay. Jetzt heißt es Tisch decken und essen", sagte ich und lächelte zufrieden.
"Das können wir übernehmen", ertönte auf einmal Marios Stimme. Er und Marco kamen mit Handtüchern um die Schultern in die Küche getappt.
"Hmm! Riecht das lecker!", sagte Marco und wollte sich gerade etwas aus der Gemüsepfanne klauen als ich ihm auf die Finger schlug.
"Finger weg! Essen gibt's gleich", mahnte ich ihn an.
Sofort entstand ein Schmollmund auf seinen Lippen und Mario zog ihn mit sich um den Tisch zu decken.
"Weißt du, dass du verdammt heiß aussiehst wenn du am Herd stehst?", hörte ich auf einmal Bernd's Stimme in mein Ohr flüstern. Sofort drehte ich mich zu ihm um und grinste ihn an.
"Weißt du, dass du total niedlich aussiehst wenn du dich geschnitten hast?"
Die Aussage ließ Bernds schelmisches Grinsen verschwinden und ich lachte.
"Hey, Ich liebe dich trotzdem du Tollpatsch", sagte ich und küsste ihn liebevoll was er erwiderte.
"Beim nächsten Mal schneide ich mich garantiert nicht!", beteuerte er, was ich ihm nur mit einem Grinsen und einem Nicken bestätigte.
"Tisch ist fertig!", rief Marco uns schließlich wieder in die Realität zurück und wir begaben uns an den Esstisch.
Mario und Marco hatten auch das Essen inzwischen an den Tisch gebracht und so machten wir es uns schließlich alle gemütlich und aßen.
"Sagt mal, wer hat die Soße gemacht?", fragte Marco und blickte etwas skeptisch zwischen Bernd und mir hin und her.
"Ich, wieso?", fragte Bernd nur.
"Die ist total versalzen. Und... hast du da Zucker rein gemacht?"
Auch ich sah nun ein wenig verwirrt zu meinem Freund.
"Ich- Sie war so fad", versuchte Bernd sich zu erklären doch als Antwort bekam er nur ein amüsiertes Lachen von uns.
"Schatz, du bist so niedlich. Das mit dem Kochen müssen wir echt nochmal üben", sagte ich, grinste meinen Freund an und küsste ihn auf die Wange.
Er war wahrhaftig kein Meisterkoch aber das war mir egal. Denn er war definitiv der Meister über mein Herz und ich liebte ihn mit all seinen Fehlern und Fähigkeiten.

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