Collide

Kapitel 54

Unsere letzten Tage in Dubai brachen langsam an und ich dachte schon mit einem weinenden Auge daran, dass ich bald wieder von Bernd getrennt sein würde. Zwar hatten wir uns geeinigt gemeinsam wieder nach Deutschland zu fliegen, da ich noch ein paar Tage in Gladbach mit meiner Familie verbringen wollte, aber dennoch trübte sich meine Stimmung etwas wenn ich daran dachte, dass wir diese kleine, wunderschöne Oase, die nur Bernd und mir gehörte und wo wir ganz wir selbst unter uns sein konnten, bald verlassen würden.
"Willst du noch irgendwo was essen?", holte mich Bernd's fragende Stimme aus meinen Gedanken zurück. Wir schlenderten gerade mit Einkaufstaschen in der Hand die Dubai Mall hinab als ich die Umgebung um mich herum langsam wieder wahrnahm. Die Leute hier konnten überwiegend nichts mit uns anfangen. Ihnen würde niemals auffallen, dass wir in unseren Heimatländern als Stars gefeiert wurden, selbst wenn man sie darauf hinweisen würde, was für einen Beruf wir ausübten und wie unsere Namen lauteten. So konnten wir uns also ganz entspannt bewegen und hatten bereits den ganzen Morgen mit shoppen verbracht. Bernd hatte den Adidas Shop ertragen müssen und ich hatte mich anschließend in einen Nike Outlet Store ziehen lassen, in den Bernd als Gegenzug forderte zu gehen. Langsam spürte ich also auch die Auswirkungen der morgendlichen Aktivität und bemerkte ein deutliches Loch in meinem Magen.
"Ja. Da hinten ist eine Sushibar. Lass uns da doch was essen", antwortete ich und deutete auf den kleinen, asiatisch eingerichteten Laden.
"Kaum lebst du am Meer willst du nur Fisch verdrücken", neckte mich Bernd und stieß mir seinen Ellenbogen spielerisch in die Seite.
"Ha ha Scherzbold", entgegnete ich nur unbeeindruckt, "Mario hat mir den Laden aber empfohlen und ich mag Sushi also was spricht dagegen?"
"Nichts", antwortete Bernd mit einem sanften Lächeln und öffnete mir schließlich die Tür zu dem kleinen Restaurant. Ich wollte gerade mit einem zufriedenem Lächeln durch die Tür schreiten, als ich gegen jemanden stieß. Als ich jedoch genauer betrachte in wen ich da gerannt war, blieb mir die Entschuldigung im Hals stecken.
"Oh tut mir- Oh wow hey Marc", setzte mein Gegenüber an und sah mich überrascht an als er mich erkannte.
"Karim...", knurrte Bernd hinter mir leicht und verstärkte seinen Griff um die Türklinke.
"Hey Bernd...", murmelte Karim daraufhin etwas leiser als er meinen Freund neben mir wahrnahm.
"Wie geht's euch? Seit wann seid ihr schon hier?", fragte Karim mit einem freundlichen Lächeln und sah zwischen uns beiden hin und her.
"Seit ein paar Tagen", antwortete Bernd jedoch nur schnippisch.
"Oh okay...", entgegnete Karim, "naja... ziemlich voll hier, oder? Wolltet ihr eine kurze Essenspause machen? Ich kann euch die Sushirollen nur empfehlen!"
"Okay, Danke", antwortete ich und trat nun zur Seite um ihn durch zu lassen, jedoch machte Karim keine Anzeichen sich zu bewegen.
"Wisst ihr was? Habt ihr heute Abend Zeit? Ich würde unseren Streit gerne wieder gut machen und euch zum Essen einladen. Sagen wir so um acht wieder hier?" Fragend sah er uns nach seinen Worten an und ich tauschte einen kurzen Blickkontakt mit Bernd aus, der seinen Mannschaftskollegen nur mit einem finsteren Blick strafte.
"Wieso nicht? Essen umsonst klingt gut und wir haben heute Abend noch nichts geplant", antwortete ich spontan. Ich hatte irgendwie noch Hoffnung, dass in Karim eine gute Seite schlummerte. Er konnte unmöglich so eine jahrelange Freundschaft wie die mit Bernd wegen so etwas wegschmeißen wollen. Schließlich war Bernd ja nun kein anderer Mensch, bloß weil er mit mir zusammen war.
"Wir- was?", fragte genau dieser dennoch verwirrt und sah mich entsetzt an.
"Ja, Engel", spielte ich seine Karte gegen ihn aus, "ich finde wir sollten Karim eine zweite Chance geben. So ein Freundschaft wie ihr sie habt kann man nicht einfach so wegschmeißen. Außerdem gibt es Essen umsonst!"
Ich stupste meinen Freund mit der Schulter an, was ihn schließlich die Augen verdrehen ließ und ihm ein Lächeln entlockte.
"Na gut... Aber nur zum Essen! Danach gehen wir direkt wieder!", forderte er und sah mich eindringlich an.
"Ja, nur zum Essen", bestätigte ich und lächelte ihn an.
"Okay, gut. Wir treffen uns um acht wieder hier vor der Sushibar", bestätigte nun auch Bernd woraufhin Karim zufrieden grinste.
"Das freut mich. Dann bis heute Abend. War schön euch wiederzusehen!", sagte Karim und verschwand schließlich an uns vorbei aus dem Laden und zurück in die beschäftigten Gänge der Dubai Mall.
"Ich trau ihm nicht...", murmelte Bernd leise neben mir.
"Er ist dein bester Freund Bernd", erinnerte ich ihn nur noch einmal und erhoffte mir dadurch Einsicht. Er brummte jedoch nur und verschwand in Richtung Tressen. Einen Augenblick sah ich Karim noch nach, ehe ich meinem Freund folgte und wir uns die Mägen mit leckerem Sushi vollstopften.