Kapitel 69

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, durchfuhr ein unwahrscheinlicher Schmerz meinen Unterleib und japsend versuchte ich mich so hinzulegen, dass es möglichst angenehm war. Gänzlich los wurde ich die Schmerzen nicht und Bernd's Ankündigung schien sich zu bewahrheiten. So würde ich heute weder trainieren, noch spielen können und Bernd würde an meiner Stelle im Tor stehen. Meine große Chance bekommen. Ich musste mich bei Jogi entschuldigen. Ohne eine direkte Abmeldung bei ihm, würde ich nur noch zusätzlich Ärger bekommen und mir wahrscheinlich auch die Chance nehmen, bei einem der nächsten Spiele im Tor zu stehen. Und so weit durfte es nicht kommen. Bernd hatte zwar für dieses eine Spiel gewonnen, aber um jedes weitere würde ich kämpfen. Ich versuchte mich aufzurichten, scheiterte aber erneut an den Schmerzen. So würde das nicht gehen, ich brauchte wohl oder übel Hilfe und da kam nur einer in Frage, Matze. Mit zusammengebissenen Zähnen streckte ich mich nach meinem Handy und bekam es zum Glück auch in die Hand. Ich wählte Matthias' Nummer aus und rief ihn an.
"Marc? Was ist los? Ist was passiert?", ertönte seine Stimme.
"Kannst... Kannst du bitte kommen?", fragte ich und war froh, dass er mich gerade nicht sehen konnte, denn mein Gesicht musste rot sein, wie eine Tomate.
"Natürlich", versicherte er mir und kaum hatte ich aufgelegt, platzte er schon in mein Zimmer.
"Was ist los Marc?", fragte er sichtlich besorgt und gestresst.
"Ich... mein Hintern... es tut so weh. Ich kann unmöglich laufen", stammelte ich und schämte mich in Grund und Boden.
"Dann war Bernd also erfolgreich", stellte Matthias grimmig schauend fest.
"Ja und ich... ich muss Jogi Bescheid sagen, sonst bekomme ich nur Ärger. Aber... aber ich kann ohne Schmerzmittel unmöglich laufen", stammelte ich.
"Oh, natürlich. Ich werde Jogi schnell holen", versicherte mir Matthias und war schon verschwunden. Hoffentlich würde Jogi Verständnis haben und mir nicht noch eine Strafe aufbrummen.
"Marc? Matthias hat mich geholt und sagte dir ginge es nicht gut?", erklang Jogi's Stimme, während er das Zimmer betrat.
"Ja, ich... ich hab ziemliche Unterleibsschmerzen und das Laufen geht ohne Schmerzmittel nicht", stammelte ich zusammen und blickte den Trainer entschuldigend an.
"Das ist natürlich nicht optimal, aber okay. Mit Schmerzen zu spielen und zu trainieren bringt keinem was. Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast und lass dir von Matthias bei den Ärzten ein Schmerzmittel holen. Wenigstens auf der Bank hätte ich dich gerne dabei", erklärte mir Jogi und ich war wieder einmal froh, dass er unser Trainer war. Er hatte Verständnis für uns und wurde nicht ungerecht. Kurz nachdem Jogi gegangen war, tauchte Matthias mit den Schmerzmitteln auf.
"Hier und dann lass uns Bernd zeigen, dass er dich mit solchen Aktionen nicht unterkriegt."
An diesem Spielabend rächte sich Bernd's Aktion. Mit einer gewissen Schadenfreude beobachtete ich, wie wir von den Australiern zwei Gegentore eingeschenkt bekamen. Ein Hoch auf unsere Offensive, dass die einfach ein Tor mehr geschossen hatten, als die Australier.
"Das hat er nicht anders verdient", sagte ich nach dem Spiel zu Matthias.
"Oh ja und wie er das hat. Geschieht ihm recht. Nochmal wird Jogi ihn nicht spielen lassen und er hat sich ins eigene Fleisch geschnitten. Das Tor wird dir gehören", erwiderte dieser hämisch.
"Natürlich wird es das. Ach schau an, wer da kommt", sagte ich zu Matze und dann laut zu Bernd:
"Blamage so hinter sich greifen zu müssen. So wird dich niemand mehr nehmen wollen." Bernd verstand die Anspielung auf unseren vergangenen Schlagabtausch über Schlampen, Lover und Kneifzangen und lief vor Wut rot an.
"Na warte Ter Stegen", zischte er und wollte schon auf mich losgehen, als sich Julian ihm in den Weg stellte:
"Tu das nicht Bernd. Du würdest es nur bereuen."
Bernd schien auf ihn zu hören, denn nach einem verächtlichen Blick, drehte er sich um und zog von dannen.
"Eins zu null für dich", murmelte Matze und ich grinste. Es tat gut, einmal nicht von Bernd als Schlampe bezeichnet worden zu sein und einmal mehr oder weniger als Sieger aus einer Auseinandersetzung mit Bernd hervorgegangen zu sein.

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