Kapitel 56

833 63 0
                                    

Die letzten Tage vergingen leider viel zu schnell. Bernd's Laune hatte sich seit dem Treffen mit Karim nicht einmal verschlechtert. Selbst meine Sachen die zugegebenermaßen überall im Haus verstreut waren, brachten ihn nicht auf die Palme. Viel mehr küsste er mich auf Wange oder Stirn und flüsterte mir zu wie süß er es fand wenn ich so verzweifelt guckte. Ich musste zugeben, die ganze Situation verunsicherte mich extrem. Doch letztendlich bekam ich mich dazu überwunden die Gedanken beiseite zu schieben und diese herzliche Art von Bernd zu genießen solange sie noch anhielt. So verstrichen die Tage schließlich wie im Flug und schon bald fanden wir uns am Flughafen in Düsseldorf wieder. Auch meine geplanten Tage bei der Familie, denen ich natürlich noch nicht erzählt hatte, dass ich die meisten Tage bei Bernd in seiner Wohnung statt im Fitnessstudio verbracht hatte, waren inzwischen verstrichen.
"Melde dich sobald du gelandet bist, ja?", murmelte Bernd leise und ich nahm wahr, wie er den Drang nach meiner Hand zu greifen unterdrücken musste.
"Werde ich", antwortete ich ihm und zog ihn schließlich kurz in meine Arme. Unmerkbar hauchte ich ihm dabei noch einen Kuss an den Hals, ehe ich mich von ihm löste und schließlich durch den Zoll verschwand. Ein letzter Blick zu meinem Freund, der mir nachwinkte und keine zehn Minuten später saß ich im Flieger zurück nach Barcelona.
In meiner neuen Heimat angekommen wurde ich am Flughafen von Sergi empfangen, der mich freundlicherweise nach Hause fahren würde.
"Hola Marc, lange nicht gesehen", begrüßte er mich grinsend und umarmte mich freundschaftlich.
"Hallo Sergi", erwiderte ich, löste mich aber recht schnell wieder aus der Umarmung. Gemeinsam liefen wir zu seinem Wagen und er fuhr mich heim. Dabei erzählte ich ihm natürlich haarklein von meinem Urlaub mit Bernd und als ich bei unserem Streit angekommen war, hatte Sergi ein paar missbilligende Geräusche von sich gegeben. Auch als ich unsere Begegnung mit Karim erwähnte, wirkte er nicht besonders begeistert.
"Dieser Karim ist mir nicht geheuer. Pass bitte auf Marc", bat er mich, doch ich winkte ab.
"Du übertreibst. Karim hat sich damit abgefunden und unterstützt uns. Bernd ist sein bester Freund. Er wird uns nichts mehr tun", beschwichtigte ich ihn, "und ansonsten haben wir immer noch ein Druckmittel gegen ihn in der Hand."
"Na, wenn du meinst", bekam ich als Antwort, auch wenn er sich nicht sehr überzeugt anhörte, "was hast du denn heute noch vor?"
"Eigentlich nichts groß. Ich wollte mit Bernd telefonieren", gab ich ihm als Antwort.
"Sehr gut. Was hälst du davon, wenn wir heute noch auf Achse gehen?", erwiderte Sergi. Ich zögerte. Eigentlich hatte ich wenig Lust. Der Flug war anstrengend gewesen und ich wollte eigentlich nur noch mit Bernd telefonieren und dann schlafen.
"Ich weiß nicht recht", sagte ich deswegen ehrlich.
"Ach komm schon, dein Schatz wird es dir schon verzeihen, wenn du mal wieder was mit deinem Kumpel unternimmst. Immerhin hat er ja auch seinen besten Freund", setzte Sergi hinterher und daraufhin war ich sprachlos. Er hatte ja recht. Nur weil Bernd nicht so super auf ihn zu sprechen war, konnte ich nicht meine Freundschaften vernachlässigen. Aber sowas würde Bernd auch nie von mir verlangen.
"Na schön", gab ich mich geschlagen, "aber erst will ich heim und unter die Dusche."
"Das sollst du bekommen", grinste Sergi.
Zuhause angekommen sprang ich wirklich erstmal unter die Dusche, während es sich Sergi in meiner Küche bequem machte. Danach griff ich dann aber sofort zu meinem Handy, da mich bereits das schlechte Gewissen plagte, mich so lange nicht bei Bernd gemeldet zu haben.
"Leno", schnauzte er in die Leitung.
"Hey...uhm", fing ich an, wurde aber von Bernd unterbrochen: "Marc, endlich! Ich hab mir schon Sorgen gemacht! Geht es dir gut?"
"Ja, ja natürlich geht es mir gut. Sergi hat mich vom Flughafen abgeholt und vor lauter erzählen, habe ich ganz vergessen dich anzurufen. Tut mir leid."
"Ach, nicht schlimm. Jetzt hast du dich ja gemeldet mein Engel. Was hast du denn heute noch schönes vor?", fragte er mich und mein Herz hatte bei seinem Kosenamen für mich erneut einen Hüpfer gemacht.
"Sergi hat mich überredet noch ein wenig mit ihm um die Häuser zu ziehen. Und du, was machst du heute noch so?", setzte ich die Frage noch schnell hinterher.
"Sergi also", grummelte Bernd und klang nicht sehr erfreut, "nun, ich denke ich werden den Abend mit Karim ausklingen lassen."
"Aha", erwiderte ich wenig geistreich und danach herrschte erst einmal schweigen.
"Bernd? Ich liebe dich. Vergiss das bitte nicht."
"Ich dich auch Marc, ich dich auch", erwiderte er nur und dann legte er auf. Verwirrt blickte ich auf mein Handy. Hatte ich in den letzten Stunden etwas verpasst? Oder warum benahm sich mein Freund so komisch? Auf dem Weg runter in die Küche schlug ich mir die Gedanken jedoch aus dem Kopf. Heute Abend würde ich mit Sergi genießen. Immerhin tat Bernd das mit Karim ja auch.

CollideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt