Kapitel 16

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Das Training am Nachmittag kam leider viel zu früh. Ich hatte den gesamten Vormittag damit verbracht mich nach und nach in Bernd's Bett auszukurieren, wobei er immer sehr hilfsbereit war.
"Hier. Mach die Creme am besten auf die wunden Stellen. Sie wirkt sehr kühlend und sorgt dafür, dass die Muskeln sich wieder schnell entspannen", sagte Bernd nach einer Weile und hielt mir eine Tube mit Creme entgegen.
"Danke...", murmelte ich leise und nahm sie entgegen.
"Das Treffen für's Training ist in ein paar Minuten. Soll ich dir deine Sachen holen während du die Creme drauf machst?"
"Das-das wäre nett, danke", antwortete ich und setzte mich auf. Bernd verschwand darauf schnell aus dem Zimmer und ich machte mich auf den Weg ins Badezimmer, wo ich die Creme auftrug. Zunächst brannte es ein wenig auf der gereizten Haut doch schon nach einer Weile setzte die kühlende Wirkung ein.
"Marc? Ich hab dir auch nochmal frische Boxershorts mitgebracht. Kann ich reinkommen?", hörte ich ein Klopfen und schließlich Bernd's Stimme. Ich band mir schnell ein Handtuch um die Mitte, ehe ich ihm mit einem "Ja, komm rein", antwortete.
Vorsichtig öffnete er die Tür und lugte hervor.
"Hier", sagte er leise und hielt mir die Sachen entgegen.
"Danke", erwiderte ich, nahm ihm die Sachen ab und wandte mich von ihm ab um mir die frischen Sachen anzuziehen. Ich spürte Bernd's Augen dabei dennoch stark auf mir, entschied mich aber dies einfach nicht zu beachten.
Nach fünf Minuten verließen wir schließlich das Zimmer und ich wollte gerade wieder umdrehen und weit weg rennen als ich sah, wer uns entgegen kam.
"Hey Titan! Warst du bei Leno auf dem Zimmer?", fragte Marco vollkommen verwirrt und deutete mit dem Finger auf den Leverkusener.
"Hey Marco! Ich ähm...", stammelte ich nur unbeholfen.
"Er hat mich nur nach ner Kopfschmerztablette gefragt, die ich ihm dann gegeben hab. Meinte so oft wie ich den Ball gegen den Kopf gekriegt haben muss bei meiner Dummheit würde ich ja wohl Schmerztabletten dabei haben", erklärte Bernd schulterzuckend und sogar ich kaufte ihm seine Lüge ab.
"Okay...", sagte Marco, klang aber dennoch nicht restlos überzeugt. Er sah Bernd noch kurz misstrauisch an, ehe er seine Aufmerksamkeit schließlich mir schenkte und mich besorgt musterte.
"Wie geht's dir?", fragte er, kam auf mich zu, legte einen Arm um mich und zog mich mit sich in Richtung Fahrstuhl während Bernd alleine an der Tür zurück blieb. Ich sah noch einmal zu ihm und lächelte ihn dankend an doch er war bereits wieder in sein Handy vertieft und trottete in Richtung Treppen, die am anderen Ende des Flures lagen.
"Mir geht's schon besser", beantwortete ich Marco's Frage, was nicht mal gelogen war und sah dabei Bernd's Rücken hinterher.
Als das Training schließlich begann, kam es wie es kommen musste. Vor der gesamten Mannschaft wurde ich von Jogi zu ihm in die Mitte berufen und er fragte mich, wo ich am Morgen gewesen war und drohte mir mich nicht noch einmal unangemeldet das Frühstück und seine morgendliche Kurzbesprechung zu verpassen.
"So etwas egoistisches dulde ich nicht! Wer sich nicht den Wecker stellt und die Sache hier nicht ernst nimmt, hat es nicht verdient hier zu sein. Ist das klar Ter Stegen?!", fragte er mich mit energischer Stimme. Er brodelte geradezu.
"Ja Coach...", sagte ich leise und sah zu Boden.
"Coach!", meldete sich auf einmal Bernd zu Wort. Er entpuppte sich heute langsam aber sicher zu meinem Schutzengel.
"Marc kam heute morgen zu mir und hat mir mitgeteilt, dass er Kopfschmerzen hat und nach Schmerztabletten gefragt. Ich hab ihm allerdings gesagt ich hätte keine und um ihn eine reinzuwürgen, hab ich dir heute morgen nichts davon erzählt."
Er nahm die Schuld doch tatsächlich auf sich. Nun ja, auf eine gewisse Art und Weise war es ja auch seine Schuld gewesen. Nur das er das Ganze nun auch einsah und mich sogar in Schutz nahm, ließ mich erstarren. Ich konnte froh sein, dass mir meine Kinnlade nicht aufgeklappt war.
"Leno, auch so etwas dulde ich in meiner Mannschaft nicht! Wir sind faire Konkurrenten und stechen uns nicht gegenseitig aus um uns am eigenen Erfolg zu ergötzen! Du wirst heute nach dem Training zehn Extrarunden laufen um gründlich über deine Taten nachdenken zu können! Und jetzt Bewegung!", rief Jogi und alle setzten sich langsam in Bewegung.
Im Verlauf des Trainings versuchte ich immer wieder Kontakt zu Bernd aufzubauen um ihm zu danken, doch wann immer ich mich ihm näherte, wich er aus und lief in eine andere Richtung.
Das Training war schließlich vorüber und langsam trottete ich als einer der Letzten in Richtung Umkleide. Jedoch nicht ohne noch einmal einen kurzen Blick zu Bernd zu werfen, Der gerade damit begann unter Jogi's strengen Augen seine Extrarunden zu drehen.
Ich war schließlich schon frisch geduscht und fertig als Bernd schwer atmend die Kabine betrat. Wir waren die beiden Einzigen, die noch im Raum waren und so nutzte ich die Chance um ihm endlich für die Notlüge zu danken.
"Bernd ich-"
"Halt die Klappe Dreck Stegen!", brachte Bernd nur wütend hervor.
"Ich wollte nur-", begann ich erneut, doch wurde von Bernd's Arm abgewürgt, der mich an der Kehle gegen den Spind hinter mich drückte.
"Ich sagte halt die Klappe!", zischte er unter zusammen gepressten Zähnen, "bilde dir auf heute ja nichts ein! Das war eine absolute Ausnahme weil du uns sonst hättest auffliegen lassen! Dein Danke und Bitte kannst du dir sparen und dir in den massakrierten Arsch stecken! Ich hab keine Lust nochmal deinen Lebensretter spielen zu müssen also halt die Fresse und benimm dich nicht wie ein kleines Baby!"
Seine Worte waren mit so viel Wut und Hass gefüllt, dass mir ein Schauder über den Rücken lief.
"Und wehe irgendwer erfährt von der Sache! Dann bist du tot Ter Stegen, verstanden?! Tot!"
Er ließ schließlich von mir ab und stampfte wütend in die Duschen während ich alleine geschockt und verängstigt in der Kabine zurück blieb.

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