Kapitel 25

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Sergi war nicht allzu begeistert vom Museum gewesen beziehungsweise hatte man gemerkt, dass er nicht allzuviel damit anfangen konnte. Er gab sich Mühe, vor allem da er bemerkt hatte, wie viel mir das alles hier und besonders mein altes Trikot bedeutete. Allerdings beendete ich die Führung relativ schnell und kehrte mit Sergi und der Mannschaft ins Hotel zurück. Dort auf dem Bett liegend merkte ich, wie müde ich war. Das Spiel und die Begegnung mit Bernd danach hatten mich ausgelaugt und erschöpft. Sergi war eben ins Bad verschwunden und gelangweilt scrollte ich durch meine Social Media Seiten. Zahlreiche Leute hatten mir zu dem Spiel und dem Sieg gratuliert. Nur eine Nachricht war anders. Sie war später gekommen als alle anderen und von einer unbekannten Nummer.
"Danke, dass du mich nicht hast auffliegen lassen. Hoffe er hat dir nicht allzu viele Probleme bereitet."
Ich runzelte die Stirn. Außer Bernd hätte niemand Anlass mir eine solche Nachricht zu schicken und der würde mir doch nie eine schicken. Vor allem nicht ohne Beleidigung. Ein Blick auf das Profilbild der Nummer bewies mir jedoch das Gegenteil. Die Nachricht war von Bernd. Etwas verwirrt wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte und entschloss mich schließlich ihm folgendes zu schreiben:
"Bist du dir sicher, dass du dich nicht in der Nummer geirrt hast? Sonst wendest du dich ja auch nicht so an deine Schlampe, so ganz ohne Beleidigung oder ohne mich ficken zu können."
Vielleicht war ich zu zynisch, aber ich war einfach überfordert. Zu meinem erstaunen kam postwendend eine Antwort.
"Nein, ich habe mich nicht in der Nummer geirrt Marc. Ich wollte mich bei dir bedanken. Du hättest mich ins Messer laufen lassen können. Hast es aber nicht getan und das obwohl ich nicht gerade nett zu dir war."
Irgendetwas an diesen Sätzen berührte mich tief und wenn ich gekonnt hätte, wäre ich ihm jetzt um den Hals gefallen.
"War doch selbstverständlich", schrieb ich zurück und mein Herz begann nervös zu flattern, während ich auf eine Antwort wartete.
"Ist es nicht und deshalb würde ich mich gerne bedanken. Was hälst du davon, wenn wir noch auf deinen Sieg anstoßen gehen. Ich lade dich ein."
Als ich die Nachricht gelesen hatte, wollte ich am liebsten Freudensprünge machen. Er wollte sich mit mir treffen und hatte mehr als nur ein sexuelles Interesse an mir.
Allerdings wollte ich nicht sofort so wirken, als hätte ich darauf gewartet, weswegen ich schrieb:
"Bist du dir sicher, dass du mit einem schnellen Fick, einer Schlampe was trinken gehen willst?"
Seine Antwort kam sofort.
"Natürlich bin ich mir sicher und bitte bezeichne dich nicht selbst so. Es tut mir schon leid genug, dass ich es getan habe."
Jetzt konnte ich mein Glück wirklich nicht mehr fassen. Schnell machten wir aus, wo wir uns in einer halben Stunde treffen würden und ich begann euphorisch mich zu richten. Plötzlich platzte Sergi in den Raum und das Geschehen, da er das Bad räumte.
"Was ist denn hier los? Willst du noch wo hin?", fragte er mich.
"Ja, ein Kumpel hat mich gefragt, ob ich noch was mit ihm trinken gehen möchte", antwortete ich ihm.
"Aha", dann herrschte Schweigen und ich vermutete, dass er es sich auf dem Bett bequem gemacht hatte, während ich mir hier Klamotten raus suchte, 
"deshalb warst du in der Abstellkammer. Das ist der Arsch, der dir die Knutschflecken verpasst hat und wegen dem es dir so schlecht ging. Du wirst da ganz sicher nicht mit dem hingehen", herrschte er mich auf einmal von hinten an und erschrocken wirbelte ich herum. Sergi hielt mein Handy mit dem immer noch geöffneten Chat in der Hand.
"Das, nein, also, ja vielleicht. Es ist nicht so, wie du denkst", versuchte ich mich durch stammeln zu verteidigen, scheiterte aber.
"Oh ich glaube schon. Bist du eigentlich bescheuert Marc? Der Typ nutzt dich aus. Er beleidigt dich, fickt dich wann es ihm passt und lässt dich ansonsten links liegen! Der hat dich nicht aus Freundschaft eingeladen. Der will dich nur bei Laune halten, damit er sein kleines Spielzeug nicht verliert!", schrie Sergi mich an und ich starrte ihn entsetzt an. So deutlich war er schon lange nicht mehr geworden. Wenn ich so überlegte eigentlich noch nie. Zumindest nicht mir gegenüber.
"Das...Nein...Das stimmt nicht, das würde Bernd nicht tun", sagte ich verzweifelt den Kopf schüttelnd, aber Sergi's Worte hatten Zweifel ausgelöst. Zweifel, ob er nicht doch recht haben könnte.
"Wenn du ehrlich zu dir selber bist, weißt du das ganz genau", setzte er noch hinterher und ich war völlig verwirrt. Hatte er recht? Könnte er wirklich die Wahrheit sagen? War das auch wieder nur ein Spiel von Bernd?
"Was soll ich denn tun?", fragte ich verzweifelt.
"Nichts. Du bleibst hier. Er wird wahrscheinlich eh nicht kommen", sagte Sergi und da es irgendwie logisch klang, beschloss ich auf ihn zu hören. Stattdessen verbrachte ich den restlichen Abend mit der Mannschaft und ihm. Erst als ich spät in der Nacht ins Bett ging, blickte ich noch einmal auf mein Handy, das eine Nachricht von Bernd anzeigte.
"Hey Marc. Ich hab auf dich gewartet, aber du bist nicht gekommen. Vermutlich habe ich das verdient. Naja schade. Aber vielleicht gibst du mir ja irgendwann die Chance dich wirklich auf was zu trinken einzuladen und dir zu zeigen dass es mir leid tut. Bis dahin wünsche ich dir alles Gute."
Nach dieser Nachricht schlief ich mit einem unheimlich schlechten Gewissen ein.

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