Wir hatten gerade 3:0 gegen Athletic Bilbao gewonnen und die Stimmung war ausgelassen. Was ich seit meinem Wechsel nach Catalunya als erstes festgestellt hatte, war wie partybegeistert die Spanier waren. Sie sangen, tanzten und lachten beinahe 24 Stunden am Tag! Deswegen war es schließlich keine große Überraschung, dass auch jetzt lautes Gegröle durch den Bus ging und dieser wackelnd vom Stadiongelände fuhr. Wie schon damals nach meinem ersten größeren Sieg mit diesem bedeutsamen Verein wurde ich von der Partystimmung vollkommen angesteckt. Eigentlich gab es keinen großen Grund zu feiern, doch das zählte für die Spanier nicht als Ausrede. Es war das zweite Spiel der Rückrunde und das erste Heimspiel des neuen Jahres gewesen, das die Fans einmal wieder mit ihrem unglaublichen Support vergoldet hatten. Es floss schon seit geraumer Zeit eine Menge Alkohol und nur dieses eine Mal tat Luis Enrique so, als hätte er nicht gesehen wie Pique und Mascherano einen Kasten Bier in den Bus geschleppt hatten.
Auch ich hielt inzwischen mein drittes Bier in der Hand und spürte schon wie ich langsam beschwipster wurde. Sergi, neben mir an die Fensterfront gedrückt, sang die spanischen Liebeshymnen an den FC Barcelona lauthals mit während ich nur versuchte sie mitzulallen.
Nach einer Weile hielt der Bus letztendlich an unserem Trainingsgelände wo wir an jenem Morgen unsere Autos geparkt hatten. Ich musste mir, nachdem ich die drei Stufen des Busses mehr oder weniger runtergefallen war, eingestehen, dass ich definitiv nicht mehr in der Lage war, alleine nach Hause zu fahren. Augenblicklich scannte ich darauf den Parkplatz und entdeckte schließlich Sergi, der seinen Rucksack noch nüchtern und selbstsicher aus dem Bus zog. Er konnte noch nicht viel intus haben, wenn er sich seine Tasche noch so schwungvoll auf die Schulter werfen konnte ohne umzufallen.
Ich torkelte so schließlich selbstsicher in seine Richtung und versuchte seinen Namen so nüchtern wie möglich zu rufen, was mir jedoch misslang.
"Seeergiii!", rief ich und mein Freund drehte sich schnell zu mir um, ehe ich kurz darauf schon in seine Arme fiel.
"Kannst du mich daheim absetzen?", fragte ich und sah mit bettelndem Blick zu ihm auf.
"¡Sí, claro mi amigo! Aber dann darfst du mir nicht ins Auto kotzen, claro?", mahnte er nur worauf ich grinste und mit meinem Zeigefinger gegen seinen mahnenden Finger stupste.
"Das krieg ich hin amigo", antwortete ich grinsend und drückte mich, mit der rechten Hand gegen Sergi's Brust gedrückt, wieder in eine aufrechte Position, "¡vamos!"
Langsam machten wir uns so auf zu Sergi's Auto wobei er mich auf dem Weg dorthin stützte. Er öffnete mir die Tür, schnallte mich an als er mich auf den Platz bugsiert hatte und fuhr dann anschließend los.
"Ach weißt du Sergi", unterbrach ich die Stille im Auto nach einer Weile. Ich hatte das Gefühl die Ruhe würde jeden Moment um die Ecke kommen und mich anfallen. Somit blieb mir keine andere Wahl als ein Gespräch zu beginnen, auch wenn ich mehr lallte als redete und Sergi Mühe hatte mich zu verstehen.
"Du bist ein toller Freund! Nein, der beste Freund! Du hast keinen Schiss dich mit mir sehen zu lassen oder mir zu zeigen, dass du mich magst und dafür liebe ich dich! Du bist der geilste Sergi! ¡Una bomba!"
Nur wage bekam ich mit wie Sergi kurz über meine Worte lachte doch ich meinte sie komplett ernst!
"¡Soy serio amigo! ¡Tú es un amigo más grande! ¡Sergi Roberto, el rey de amigos!", preiste ich meinen Freund auf Spanisch weiter an. Er lachte sich im Gegenzug nur über meinen deutschen Akzent schlapp.
"Wir sind da amigo", gab Sergi nach einer Weile bekannt und schaltete den Motor ab. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir bereits meine Auffahrt hinaufgefahren waren.
"Komm, ich helf dir noch ins Haus", sagte mein Teamkollege als er die Beifahrertür geöffnet hatte und hielt mir hilfsbereit seine Hand entgegen. Augenblicklich ließ ich mich von ihm nach oben ziehen und er half mir ins Haus bis rauf auf mein Zimmer, wo er mich auf dem Bett absetzte. Er wollte sich gerade wieder umdrehen um den Raum zu verlassen als ich ihn am Shirt zurück zog.
"Warte rey de amigos!", lallte ich, "du musst mir beim ausziehen helfen. Zu faul."
"Oh dios...", entgegnete Sergi mir nur murmelnd, wandt sich aber dennoch wieder zu mir um und begann mir meine Schuhe auszuziehen.
"Shirt aus", murmelte ich als er fertig war und hob bereits die Arme. Seufzend kam Sergi meiner Bitte nach. Als er mir das Shirt über den Kopf gestreift hatte, beobachtete ich wie seine blauen Augen weiter konzentriert seinen Händen folgten. Wie hypnotisiert verlor ich mich in seinen Augen die aussahen wie mein Pool draußen im Garten. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich ihm immer näher gekommen war, bis schließlich unsere Lippen aufeinander lagen und ich verlangend die Lippen spitzte. Meine Augen fielen zu und ich hatte für einen Moment das Gefühl wieder glücklich zu sein. In Bernd's Armen. Doch dann traf es mich wie der Blitz. Das hier vor mir war nicht Bernd! Es war Sergi!
Sofort war ich wieder nüchtern und löste mich so schnell ich konnte von meinem Freund.
"Oh Gott das tut mir Leid!", sagte ich sofort und wich ein Stück von ihm weg.
"No-no problemo amigo...", sagte Sergi noch immer geistesabwesend und stand vorsichtig auf um einen Schritt rückwärts zu machen.
"Sergi, ich-"
"Nein Marc, ist schon okay. Du bist betrunken und es ist nichts passiert. Es ist alles gut", sprach Sergi beruhigend auf mich ein doch seine Reaktion sagte mir was anderes. Er machte weitere Schritte rückwärts und ehe ich mich versah hörte ich schnelle Schritte die Treppe runter eilen und die Haustür ins Schloss fallen, bevor die Stille alles andere übertrumpfte. Was hatte ich da nur gerade getan...
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Collide
FanfictionWenn zwei verschiedene Meteoriten aufeinander treffen, kommt es zu einer Explosion. Doch was ist wenn zwei verschiedene Menschen aufeinander treffen? Marc-André Ter Stegen und Bernd Leno könnten verschiedener nicht sein. Das Einzige was die beiden v...