Kapitel 5

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Innerlich rechnete ich ja schon fast damit, dass es bei der Busfahrt oder zumindest danach im Hotel zu einem weiteren Streit kommen würde. Aber dem war nicht so. Bernd ließ mich in Ruhe und feierte lieber mit Karim seinen Einsatz. Nun gut, mir sollte es recht sein. Auf weitere Beleidigungen und Angriffe konnte ich eh verzichten. So genoss ich den Abend mit Marco, Mario und Sami. Irgendwann gesellte sich auch noch Manuel dazu und wir fünf bildeten schon eine lustige Runde, denn auch wenn es keinen Alkohol gab, hatten wir richtig viel Spaß. Mario und Marco rissen dumme Sprüche und machten sich zum Affen, Sami und ich erzählten Anekdoten aus unseren Mannschaften und Manuel untermalte das Ganze noch mit irgendwelchen dummen aber sehr lustigen Kommentaren. Alles in allem hätte es der perfekte Abend sein können, wären da nicht diese blöden Kopfschmerzen gewesen. Zu Beginn ignorierte ich sie, doch irgendwann wurden sie mir zu stark.
“Sorry Leute, ich geh mir schnell ne Tablette holen. Diese Kopfschmerzen bringen mich sonst noch um“, entschuldigte ich mich bei den anderen und machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Zum Glück war es nicht allzu weit und erleichtert schluckte ich die Tablette mit einem Schluck Wasser runter. Gleich würden diese dämlichen Kopfschmerzen hoffentlich aufhören. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon ziemlich spät war und ich besser schlafen gehen sollte. Zumindest, wenn ich morgen fit sein wollte. Trotzdem beschloss ich noch schnell zu den anderen zurückzukehren und ihnen bescheid zu sagen. Ich wollte immerhin nicht, dass sie sich später unnötig Sorgen um mich machten. Ich schleppte mich also zurück zum Gemeinschaftsraum, wo ich jedoch wie angewurzelt in der Tür stehen blieb. Das konnte nicht ihr Ernst sein. Da drehte man ihnen ein paar Minuten den Rücken zu und dann zogen sie sowas ab. Gerade als ich die Tür durchschreiten wollte, hatte Manuel gesagt: “Ich wünschte auch manchmal die beiden würden es einfach bleiben lassen und nicht mehr für die Natio spielen. Dann hätten wir deutlich mehr Ruhe. Auch ich beim Torwarttraining.“ Von wem er da sprach war dann doch ziemlich offensichtlich.
“Ach komm schon Manuel. Das kannst du nicht ernst meinen“, lenkte Marco ein. Wenigstens er schien noch zu mir zu halten. Auch wenn ich es nicht gerade toll fand, dass ein angeblicher Freund von mir eine derartige Unterhaltung überhaupt zuließ.
“Naja, irgendwo hat Manuel aber recht. Ich meine die beiden streiten schon ziemlich oft“, sagte da auch Sami.

“Ja und das sind nicht einfach nur so kleine Kabbeleien. Sie springen sich wirklich an die Gurgel! Andi und ich mussten die beiden schon so oft voneinander losreißen!”, bekräftigte Manuel Sami’s Aussage.

“Vielleicht hilft ja eine Paartherapie”, warf Mario nun lachend ein und ich traute meinen Ohren nicht, “oder wir sperren sie in die Besenkammer bis sie sich vertragen!”

“Die beiden bringen sich dann nur wirklich um Sunny”, holte Marco den Kleinen aus seinen Fantasien wieder zurück, “die beiden brauchen einfach eine deftige Gehirnwäsche bei der ihnen klar wird wie kindisch und unreif sie sich verhalten und das sie auf Dauer dem Team damit schaden.”

Nun blieb mir die Stimme wirklich weg. Von Manuel und Sami hatte ich inzwischen keine Lobeshymnen mehr erwartet aber das auch Marco sich so klar gegen mich richtete verursachte ein Stechen in meiner Herzgegend.

“Da kann ich dir nur zustimmen. Manchmal komme ich mir bei den beiden vor wie im Kindergarten und ich bin der einzige Erwachsene, der die beiden unartigen Kinder erziehen muss”, erläuterte Manuel weiter.

Ich war gerade darauf fixiert Sami’s Beitrag dazu zu hören als ich ein verächtliches Schnauben neben mir war nahm. Ruckartig hatte sich mein Kopf in die Richtung gedreht und erstarrte erneut. Da stand tatsächlich Bernd selbst neben mir und schüttelte zu Sami’s Worten den Kopf.

“Vielleicht sollten wir mal mit Löw über das Problem reden. Vielleicht lässt es sich ja einrichten, dass den beiden mit dem Rauswurf gedroht wird wenn sie nicht bald vernünftig miteinander umgehen.”

“So ein Schwachsinn…”, murmelte Bernd verächtlich auf Manuel’s Worte.

“Jetzt aber genug von den beiden Alphamännchen. Wo ist Alpha Marc überhaupt? Er wollte sich doch nur eine Tablette einschmeißen”, lenkte Mario das Gespräch wieder auf eine andere Schiene und mir wurde bewusst, dass ich mich nun langsam wieder zeigen sollte.

“Vielleicht hat Bernd ihm ja wieder einen dummen Spruch gedrückt und jetzt schlagen sie sich gerade die Köpfe ein”, lachte Sami und griff nach seinem Wasserglas. Wütend ballte ich darauf die Hand zur Faust.

“Vollidioten…”, murmelte Leno wieder neben mir, “die haben doch keine Ahnung.”

Ich sah zu meinem selbst erklärten Erzfeind hinüber der ebenfalls sauer auf die Jungs schaute, die noch immer über uns scherzten und lachten. Sein wütender Blick traf schließlich meinen.

“Du hast mich nie gesehen Ter Stegen”, knurrte er, ehe er wieder im langen Flur verschwand und abdampfte.

Ich sah wieder zu meinen angeblichen Freunden, die noch immer ausgiebig lachten, atmete einmal tief durch und betrat dann wieder den Gemeinschaftsraum.

“Da ist ja der Titan!”, grinste mir Marco entgegen als er mich entdeckte doch ich war keineswegs in der Laune mir auch nur ein kleines Lächeln aufzuzwingen.

“Sorry Jungs, meine Kopfschmerzen bringen mich um. Ich leg mich auf’s Ohr. Bis morgen”, sagte ich nur kurz und knapp und verließ den Raum wieder ohne eine Antwort abzuwarten. Auf diese Lästerschwestern hatte ich diesen Abend definitiv keine Lust mehr.

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