Kapitel 34

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Einige Momente starrte ich noch ungläubig auf die Stelle, an der Karim bis eben stand.
"Du...Du hast es wirklich getan", stammelte ich und fiel Bernd überglücklich um den Hals. Er hätte mir nicht besser beweisen können, dass ich mehr als ein Spielzeug für ihn war.
"Ja, habe ich wohl", murmelte Bernd in meine Haare. Ich löste mich etwas von ihm, aber nur so weit, dass ich ihn nach einem gebrauchten "Danke" küssen konnte. In den Kuss versuchte ich all meine Dankbarkeit und meine Gefühle zu legen und als wir uns lösten kuschelte ich mich wieder an ihn.
"Hey Marc, wir sollten langsam mal zum Abendessen", meinte Bernd.
"Keinen Hunger", erwiderte ich, obwohl ich schon Hunger hatte. Ich wollte mich nur einfach nicht von Bernd lösen um mich wieder den Anfeindungen zwischen uns hingeben zu müssen.
"Ach komm schon. Du hast bestimmt Hunger. Ich zumindest schon", versuchte er mich zu überreden.
"Nein", blockte ich ab. Wollte mich nicht von Bernd trennen. Dieser seufzte frustriert.
"Bitte Marc. Ich habe wirklich Hunger."
"Ich will aber nicht weg. Will nicht zu den anderen", quengelte ich und jetzt schien auch Bernd das Problem zu verstehen.
"Marc, ich verspreche dir, dass es nicht so kommen wird, wie du denkst. Ich werde dir nicht mehr weh tun. Auch nicht vor den anderen. Ich bleibe bei dir", versicherte er mir und ich stimmte, wenn auch nicht ganz überzeugt, zu.
"Na dann komm", setzte Bernd nach und ich ließ mich von ihm aus dem Zimmer ziehen. Auf dem Flur löste er dann den direkten Körperkontakt. Ich hatte sofort wieder Angst, dass er sich doch anders verhalten würde, als versprochen. Dennoch schluckte ich alles runter und ging vorsichtig neben Bernd her bis unten an den Essenssaal.
"Bereit?", fragte mich Bernd.
"Ich glaube schon", flüsterte ich zur Antwort.
"Dann komm." Und damit betraten wir gemeinsam den Saal. Wie automatisch schienen sich alle Blicke auf uns zu richten. Ich versuchte sie zu ignorieren und ging mit Bernd zum Buffet. Dann gingen wir gemeinsam zu einem Tisch. Die ganze Zeit über war es still im Raum und alle starrten uns an. Mir wurde es langsam zu viel und ehe ich es verhindern konnte, rief ich in den Raum: "Kümmert euch um euren eigenen Scheiß!" Bernd und wohl auch alle anderen waren einen Moment sprachlos, ehe dann um uns herum das große Gequatsche losbrach. Natürlich mit Bernd und mir als Hauptthema.
"Einfach ignorieren", flüsterte Bernd mir zu und ich nickte. Alles andere machte keinen Sinn.
"Na ihr zwei hübschen, habt ihr euch zusammengerauft?", fragte Marco als er sich neben mir auf den freien Stuhl plumpsen ließ. Überrascht hatten Bernd und ich aufgeblickt.
"Ja, haben wir", sagte ich und lächelte Marco flüchtig an.
"Na sehr schön", erwiderte dieser und rieb zufrieden die Hände aneinander.
"Will ich es wirklich wissen?", fragte Bernd und Marco und ich sagten synchron "Nein". Bernd hob daraufhin entschuldigend die Hände.
"Aber Marco", setzte ich an und meine Stimme klang schon so bettelnd, dass Marco skeptisch die Augenbrauen hob, "können wir beide bitte die Zimmer tauschen? Biiiiittttttteeeeee."
"Marc... Das... Nein. Ich werde nicht mit dir das Zimmer tauschen", sagte Marco.
"Bitte Marco", sagte jetzt auch Bernd. Marco seufzte.
"Ich stehe ja echt hinter euch und ich finde das mit euch auch wirklich super, aber den Ärger, den wir damit riskieren würden, ist es mir nicht wert", erklärte er sich. Ich konnte ihn ja wirklich verstehen, aber trotzdem versuchte ich es nochmal: "Bitte Marco. Du tätest mir einen riesigen Gefallen."
"Meine Antwort ist und bleibt Nein", verdeutlichte er seinen Standpunkt. Ich wollte schon wieder zum Konter ansetzen, als Bernd mich unterbrach: "Lass gut sein Marc."
"Aber...", sagte ich.
"Nichts aber. Marco hat seine Entscheidung getroffen." Das klang so endgültig, dass ich Bernd's Worte einfach so stehen ließ und frustriert mein Essen fertig aß. Ich zeigte Marco und Bernd die kalte Schulter und beide ignorierten das auch, zumindest bis Bernd und ich an meiner Zimmertür angelangt waren.
"Holst du schnell dein Zeug und kommst dann oder soll ich warten?" fragte Bernd und ich verstand nur Bahnhof.
"Naja, nur weil Marco nicht tauscht heißt das ja nicht, dass du nicht wie letzte Nacht bei mir im Bett schlafen kannst", erklärte er mir und ich war begeistert von seiner Idee. Es war nicht optimal, aber so konnte ich mit ihm kuscheln und musste nicht bei Karim schlafen.
"Warte bitte kurz. Ich beeil mich auch", sagte ich und verschwand dann schnell ins Zimmer, um wenige Minuten später mit dem wichtigsten Zeug unterm Arm gemeinsam mit Bernd auf sein Zimmer zu gehen.

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