An diesem Tag hatte ich nicht mehr mit den beiden geredet. Ich war viel zu verwirrt durch das Telefonat mit Bernd, als dass ich mich mit der aktuellen Situation in Bezug auf Sergi auseinandersetzen konnte. Im Moment fragte ich mich auch, wie es überhaupt so weit hatte kommen können. Wieso alles so dermaßen aus dem Ruder gelaufen war und was ich überhaupt wollte. Wollte ich meine Freundschaft zu Sergi, insofern es ging, retten oder war es vielleicht besser die Dinge zu begraben und erstmal Abstand zu nehmen? Und mit Bernd... Sollte ich so weitermachen wie bisher? Wenn wir zusammen waren vor den anderen verstecken spielen und sobald wir getrennt waren seiner Lust und Laune auf mich ausgesetzt zu sein? Mir weiter das Theater mit Karim anzutun? War es nicht vielleicht besser diese ganze Beziehung zu beenden?
Ich wusste einfach auch keine Antwort und in diesem Durcheinander klingelte es jetzt auch noch an der Tür. Ich seufzte. Auf Besuch hatte ich jetzt eigentlich überhaupt keine Lust, aber da mein Besucher stur weiter klingelte, blieb mir nichts anderes übrig, als die Tür zu öffnen und zu erstarren. Niemand anderes als Bernd stand vor meiner Tür.
"Was...was machst du denn hier?", stammelte ich und fühlte mich komplett hilflos. Mein schlechtes Gewissen und mein Ärger über sein Verhalten zuletzt, meldeten sich gleichzeitig und in mir herrschte Chaos als er mich einfach wie selbstverständlich angrinste und kurz küsste.
"Ich besuche meinen Freund! Das wird ja wohl noch erlaubt sein!", antwortete er mit hochgezogener Augenbraue.
Sein überzogen, glücklicher Unterton ließ mich schlucken. Er hatte recht, es war erlaubt und eigentlich hätte ich mich ja auch freuen sollen. Ich hätte mich ja auch gefreut, nur gerade kam es ungelegen. Allerdings konnte ich das Bernd ja schlecht einfach ins Gesicht sagen.
"Doch, natürlich ist es das. Ich... Ich freu mich. Wirklich. Es ist nur so plötzlich", stammelte ich zusammen und Bernd grinste mich zufrieden an.
"Gut, lässt du mich dann vielleicht auch rein?", fragte er und hastig nickte ich. Dann trat ich zur Seite und Bernd trat in die Wohnung.
"Einfach weiter ins Wohnzimmer. Willst du was trinken?", fragte ich höflich.
"Gegen ein Wasser hätte ich nichts einzuwenden", grinste Bernd mich an und ich machte mich auf in die Küche, um das Wasser zu holen.
Als ich das Wohnzimmer anschließend wieder mit zwei Gläsern Wasser betrat, hatte Bernd es sich bereits auf dem Sofa bequem gemacht. Er klopfte mit der Hand auf den freien Platz neben sich und lächelte mich an. Ich erwiderte sein Lächeln und setzte mich zu ihm, während er mir eins der Gläser abnahm.
"Ich hab dich so vermisst mein Engel", hauchte er mir gegen das Ohr und küsste sich meine Wange hinab bis zu meinem Hals.
"Ich-ich dich auch", stammelte ich etwas unsicher.
"Was ist los mein Engel?", fragte er, löste sich von mir und sah mich sofort besorgt an.
"Nichts... ich-", stammelte ich nur weiter händeringend nach einer passenden Ausrede suchend. Ich konnte ja nicht so direkt mit der Tür ins Haus fallen und ihm einfach erzählen, dass ich Sergi geküsst hatte. Vor allem nicht mit dem Hintergrundwissen darüber wie er zu Sergi stand.
"Doch, es ist doch was. Das seh ich dir doch an", entgegnete er mir und stellte sein Glas auf dem Couchtisch ab, ehe er mich musterte.
"Es ist nur... Ich dachte du hättest keine Zeit für mich, weil du so beschäftigt bist", brachte ich schließlich hervor. Die Worte, die Karim mir an den Kopf geworfen hatte, saßen noch immer tief.
"Hey, für dich werde ich mir immer Zeit nehmen. Es tut mir leid, dass du in letzter Zeit so kurz gekommen bist. Karim und der Coach haben mich ziemlich auf Trab gehalten. Es wird nicht wieder passieren. Und jetzt sollten wir die Zeit genießen", antwortete Bernd, zog mich auf seinen Schoß und begann wieder meinen Hals zu küssen, "ich muss vor morgen Abend nämlich nicht in Leverkusen sein."
Verlangend, beinahe schon etwas aggressiv saugte er an meiner Haut und strich dann mit der Zunge darüber.
"Bernd...", murmelte ich und drückte ihn sanft von mir.
Das schlechte Gewissen zerfetzte mich innerlich. Ich konnte es nicht aushalten Bernd endlich wieder so nahe zu sein, wenn ich genau wusste, dass da etwas war, das unsere Beziehung auf Dauer belasten würde. Ich konnte seine Nähe einfach nicht genießen. Er hatte die Wahrheit verdient.
"Okay, was ist los? Dich bedrückt doch noch irgendwas", sagte Bernd und sah mich nun ernst an. Im Normalfall wäre ich bei seinem intensiven Blick jetzt rot geworden, doch das hier war ernst.
"Bernd ich-... Ich liebe dich, vergiss das bitte nie!", stammelte ich zunächst hilflos, ehe ich begann zu erklären, "gestern da... Ich hab dich so vermisst... Karim ist bei meinem letzten Versuch dich zu erreichen an dein Handy gegangen und hat mir klar gemacht, dass du erstmal nichts von mir hören willst."
Mit glasigen Augen sah ich meinen Freund an, der mich weiterhin emotionslos anstarrte.
"Ich hab dich so vermisst! War so verletzt! Außerdem hatten wir grade ein Spiel gewonnen... Da kam dann irgendwie das eine zum anderen... Ich-ich war betrunken und Sergi hat mich Heim gebracht..."
Ich machte eine kurze Pause und senkte meinen Blick.
"Ich dachte irgendwie... ich-ich dachte er wäre du! Ich hab ihn geküsst Bernd...", murmelte ich schließlich kleinlaut und spürte wie eine Träne meinem Auge entfloh.
Ein paar Sekunden war es still bis ich kurz darauf ruckartig von Bernds Schoß geschubst wurde. Er hatte mich unsanft zurück auf die Couch geworfen und war wütend aufgesprungen.
"Sag mir, dass das nicht wahr ist...", entgegnete er mir mit einem wütenden Unterton und sah mich mit stahlfestem Blick an. Ich traute mich kaum zu ihm aufzusehen, ehe ich ihm mit einem Nicken antwortete.
"Du hast mich mit diesem spanischen Lappen betrogen?! Mit diesem Arschkriecher?!", redete er sich nun in Rage. Wieder ein Nicken meinerseits.
"Und ich hab dir vertraut! Ich hab dich geliebt und du?! Du knutschst den nächstbesten Spanier ab denn du findest!"
"Bernd ich hab-"
"Nein, spar dir den Scheiß Ter Stegen! Ich will es nicht hören! Wahrscheinlich hat er dich noch richtig durchgekommen hm?! War er besser als ich?! Hat es sich bei ihm geiler angefühlt?!", provozierte Bernd weiter. Ich war inzwischen ebenfalls aufgesprungen und sah ihn wütend an, während er sich vor mir aufbaute.
"Sag schon Ter Stegen! Bist du bei ihm härter gekommen?! Hast seinen Namen schön laut gestöhnt was?!"
"Ich hab nicht mit ihm geschlafen!", setzte ich mich nun zur Wehr und baute mich ebenfalls vor ihm auf.
"Wer's glaubt wird selig! Ich hab dem Arschkriecher von Anfang an nicht getraut! Karim hatte Recht! Sobald wir nicht mehr zusammen sind krabbelst du zum nächstbesten Spanier und lässt dich von dem durchnehmen! Das ist echt widerlich Marc! Und dann auch noch von dem Schleimbolzen mit seinem möchtegern Deutsch und Sunny-Boy-Lächeln!"
Das nächste, was ich wahrnahm, war das Schloss meiner Haustür.
"Hola Marcito, ich hab hier-", weiter kam Sergi nicht und blieb mit weit aufgerissenen Augen im Türrahmen stehen als er Bernd entdeckte, dessen Laune gerade noch schlechter wurde.

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Collide
FanfictionWenn zwei verschiedene Meteoriten aufeinander treffen, kommt es zu einer Explosion. Doch was ist wenn zwei verschiedene Menschen aufeinander treffen? Marc-André Ter Stegen und Bernd Leno könnten verschiedener nicht sein. Das Einzige was die beiden v...