Kapitel 84

858 49 1
                                    

"So und jetzt noch der Nachtisch", meinte Bernd und verschwand in die Küche, nachdem wir alle unseren Hauptgang verputzt hatten.
Mario verzog das Gesicht und auch Marco wirkte wenig begeistert.
"Habt... uhm... Habt ihr das auch selbst gemacht?", fragte Marco merklich unwohl in seiner Haut.
Dann wanderte sein Blick zur Soße und ich verstand. Er hatte Angst, dass das Eis genauso gut sein würde, wie die Soße.
"Nein, ist ausm Discounter", beruhigte ich die beiden.
Bernd hatte davon zum Glück nichts mitbekommen, da er bereits in der Küche das Eis richtete.
"Marc, kannst du mir tragen helfen?", rief er mich und natürlich half ich meinem Freund die Schälchen mit Eis zum Tisch zu bringen.
"Lasst es euch schmecken", meinte ich und vertilgte dann genüsslich den ersten Löffel Eis.
Die anderen taten es mir gleich und es kehrte gefräßige Stille ein. Irgendwann quietschte Mario entrüstete auf:
"Marco! Lass das!"
Mein Blick ruckte zu den beiden und ich sah, wie Marco versuchte Marios Gesicht mit Eis zu beschmierte.
"Marco lass das bitte. Essen ist nicht zum spielen da", belehrte ich Marco.
Was das Thema anging war ich zugegeben etwas empfindlich. Es gab genug Menschen, die nicht genug zu Essen hatten. Da mussten wir es nicht verschwenden und damit irgendwelchen Blödsinn machen.
"Na komm Engel, stell dich nicht so an", meinte Bernd herausfordernd und ehe ich mich versah, hatte auch ich Eis im Gesicht.
"Bernd!", beschwerte ich mich und wischte das Eis mit einem Tempo weg.
Aber es war zwecklos. Er attackierte mich immer weiter und so entwickelte sich eine riesige Essensschlacht, an der ich mich möglichst nicht beteiligte. Spuren bekam ich trotzdem ab und zwar nicht nur vom Eis. Nein, Marco brachte Bernds Soße noch ins Spiel und es endete in einer riesigen Sauerei.
"Und wer soll das jetztalles sauber machen?", pampte ich die anderen an, während ich begann die Scherben eines kaputt gegangenen Glases aufzuheben.
"Ich helf dir", meinte Mario schnell, woraufhin von Bernd und Marco immer noch keine Regung kam.
Die beiden starrten nur sprachlos auf das Chaos und fingen dann schweigend an zu helfen. Erst räumten wir den Tisch ab, warfen die Tischdecke in die Waschmaschine und wuschen die übrigen Flecken auf. In der Zeit hatte ich mich auch wieder beruhigt und mir tat mein Ton als ich sie angepampt hatte irgendwie auch schon wieder leid.
"Wir sollten unsere Sachen auch in die Waschmaschine tun", meinte Bernd und schaute an seinem befleckten T-shirt herunter zu seiner ebenfalls befleckten Hose.
Wir anderen stimmten ihm zu und so zogen wir uns alle erstmal zum Umziehen zurück.
"Marc? Alles okay?", fragte mich Bernd in unserem Zimmer.
Er hatte eben so viel Spaß während der Essensschlacht gehabt, dass ich es einfach nicht über mich brachte, ihm die Wahrheit zu sagen.
"Klar, ich bin nur etwas müde. Heute ist viel passiert", lenkte ich deswegen ab.
Bernd war inzwischen hinter mich getreten, hatte beide Arme um meine Taille gelegt und seinen Kopf auf meine Schulter sinken lassen.
"Das ist es wirklich. Aber es war auch ein sehr schöner Tag", murmelte er und hatte durchaus recht.
Der Tag hatte uns wieder andere Seiten aneinander gezeigt und hatte unsere Beziehung wieder etwas mehr gefestigt. Erschöpft ließ ich mich so gegen Bernd sinken und wir verharrten für einen Augenblick so.
"Marc? Bernd? Kommt ihr noch mit in den Pool?"
Marco riss uns mit dieser Frage aus dem Moment der Ruhe. Etwas verwirrt blickte ich zur Tür, die er aufgerissen hatte und jetzt grinsend darin stand.
"Klar, wir kommen gleich", antwortete Bernd und ich hatte gar keine Chance zu widersprechen, denn Marco war schon verschwunden.
Resigniert seufzte ich.
"Was?", fragte Bernd mich.
"Ich wäre lieber ins Bett gegangen", murmelte ich.
"Ach Engel. Schlafen kannst du zuhause noch genug. Lass uns jetzt lieber die Zeit genießen", redete Bernd auf mich ein und ich gab mich geschlagen.
"Na schön. Dann mal ab in den Pool", meinte ich und löste mich von Bernd. Schnell zogen wir unsere Badehosen an, schnappten uns unsere Handtücher und schon waren wir auf dem Weg in den Pool.
Dort erwarteten Marco und Mario uns bereits. Das Wasser war angenehm warm und während Bernd ein paar Bahnen schwamm, machte ich es mir am Rand bei Marco und Mario gemütlich.
"Du liebst ihn wirklich", meinte Marco und ich blickte überrascht zu ihm.
"Ähm jaaa... Das fällt dir jetzt erst auf? Und warum sollte ich auch nicht?", fragte ich skeptisch.
"Weil ich euch hier das erste Mal ohne Versteckspiel erlebe", antwortete Marco mir oberlehrerhaft, als wäre es die dümmste Frage aller Zeiten gewesen, "und warum du nicht solltest? Falls du es vergessen hast, ich hab mitbekommen wie er mit dir umgegangen ist."
"Das war einmal. Jetzt ist es Vergangenheit",  murmelte ich und wurde eindeutig nicht gerne an unsere schwierigen Zeiten erinnert und auch nicht daran, was sie noch für Folgen hatten.
Bei diesem Thema fiel mir auch die Freundschaft mit Ivan und Sergi wieder ein. Wenn es da denn überhaupt nach der Sommerpause noch eine geben sollte. Der Gedanke stimmte mich sofort wieder traurig, immerhin hatte ich ihn nicht umsonst die ganze Zeit verdrängt.
"Ich freue mich für dich. Ehrlich", durchbrach Marco meine Gedanken wieder und ich lächelte ihn immer noch leicht traurig an.
"Danke Marco. Ganz ehrlich, ich wüsste nicht, was ich ohne dich, was ich ohne euch beide wäre", seufzte ich und Mario umarmte mich und sagte:
"Mach dir darüber keinen Kopf. Du hast deinen Bernd und alles ist gut."
"Muss ich eifersüchtig werden?", erklang da Bernds Stimme und lachend lösten Mario und ich unsere Umarmung.
"Nein mein Schatz. Ich liebe nur dich und Mario nur Marco", sagte ich lächelnd und überbrückte den wenigen Abstand zwischen Bernd und mir um ihn sanft zu küssen.
"Na dann bin ich ja froh", schmunzelte Bernd danach.
Der Abend wurde noch richtig schön und wir genossen einen traumhaften Sonnenuntergang, währenddem ich ganz dicht an Bernd geschmiegt dastand und auch Bernd keine Anstalten machte mich loslassen zu wollen. Irgendwann fielen mir dann aber doch meine Augen immer mehr zu.
"Na komm, wir gehen ins Bett mein Engel", hauchte mir Bernd ins Ohr und mit einem "Gute Nacht" verabschiedeten wir uns schließlich von Marco und Mario.

CollideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt