4

3.2K 98 2
                                    

Unser Lehrer war aber auch ein richtiger Held.
Er war großartig

Verstand einer Mathematik nicht, erklärte Herr Harly es gerne fünfmal, bis es jeder verstand, wenn jemand nicht über den Bock in Geräteturnen kam, half er ihm und wenn jemand mal von einem anderen Lehrer erwischt wurde, wie er an seinem Handy in der Schule spielte, so erzählte Herr Harly stets, dass er dem Schüler erlaubt habe, das Handy zu verwenden.

Einmal wollte unser Physiklehrer mein Handy wegnehmen. Er hatte mich dabei erwischt, wie ich eine Nachricht an meinen damaligen Freund schrieb, der kilometerweit weg wohnte. Er riss mir mein Handy aus der Hand und erteilte mir eine Standpauke. Herr Harly kam zu uns und nachdem er verstand was passiert war, sagte er, dass er höchstpersönlich dafür sorgen würde, dass das Handy ins Sekretariat kommt, wo meine Eltern es dann abholen können.

Er deutete mir ihm zu folgen und ich trottelte -mein Hass auf ihn stieg rasant an- ihm hinterher.  Als wir um die Ecke bogen und somit aus der Sichtweite meines Physiklehrers waren, blieb Herr Harly auf einmal stehen und sein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. Seine Zornesfalte verschwand und es bildeten sich kleine Lachfalten an seinen Augen.
Ich sah ihn fragend an und als Antwort übergab er mir mein Handy. Ich runzelte meine Stirn, war das ein Trick? Doch als ich sein schelmisches Grinsen sah, wusste ich, dass er gerade gegen alle Regeln verstieß. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen und in Sekundenschnelle war mein Handy sicher in meiner Hosentasche verstaut.

Genau wegen solcher Aktionen war Herr Harly der Lieblingslehrer aller Schüler. Er war menschlich. Er gab uns nicht das Gefühl, dass es für ihn nur ein Job sei, uns zu unterrichten. Er ließ es doch tatsächlich so aussehen, als dass es ihm Spaß machen würde uns etwas zu erklären. Genau diese Eigenschaft benötigt ein Lehrer.

Doch dann verschwand er vor zwei Jahren auf einmal. Am Dienstag hatten wir noch Gleichungssysteme umgestellt und am Mittwoch war er nicht mehr da. Natürlich wollte uns kein Lehrer sagen, was passiert war.

Doch ein Freund eines Freundes hatte von seiner Cousine erfahren, dass die Schülerin, die in der Nachbarstraße unseres Lehrers lebt gesagt hat, dass es eheliche Probleme gibt. Ja, wenn die Lehrer stille Post bewerten würden, dann könnten die Schüler unserer Schule echte Streber sein.

Wir mussten uns also mit dieser unsicheren Information zufriedengeben.
Es vergingen Wochen und Monate. Inzwischen hatten wir als Ersatzlehrer, einen alten Mann mit einer riesigen Warze auf der Nase. Doch darüber hätte ich hinwegsehen können, wenn er nicht so furchtbar langweilig gewesen wäre. Mathe wurde quälend lang und zu dem Fach, welches ich am wenigsten leiden konnte. Mir machte sogar Physik mehr Spaß!
Und als wären alle meine Gebete erhört wurden, stand eines Tages Herr Harly wieder vor uns. Er kam in den Klassenraum als wäre er nie weggewesen. Als erstes war alles ruhig. Wir starrten ihn perplex an. Und dann brach ein Beifall in solcher Lautstärke aus, dass ich mich immer noch frage, weshalb die Schulleiterin nicht plötzlich vor der Tür stand.

Doch sehr schnell merkten wir, dass etwas nicht stimmte. Unser Lieblingslehrer war ein Tyrann geworden und das traf uns überraschenderweise ziemlich hart. Er ging nicht mehr auf scherzhafte Kommentare ein, er verteilte Strafarbeiten und tadelte jeden, der redete. Sehr schnell änderte sich das Klima in der Klasse und wir fingen an ihn zu hassen. Gleichzeitig vermissten wir unseren alten Herrn Harly. Doch sein Todesurteil unterschrieb er damit, jede Woche einen Test zu schreiben und ihn einzusammeln. Da ich ernsthafte Probleme in Mathe hatte, schrieb ich eine schlechte Note nach der anderen.

So auch heute. Die Klingel machte sich mit einem schrillen, lauten Ton bemerkbar und so begann eine weitere Horrorstunde.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt