Nach den Weihnachtsferien begann so langsam wieder die Schule und ich hasste diesen Gedanken, weil es nicht mehr lange dauern würde und ich müsste all den verhassten Menschen wieder unter die Augen treten. Inzwischen war meine Liste der Personen, die ich nicht ausstehen konnte ziemlich lang geworden. Angefangen bei meinem furchtbaren Lehrer, hin zu meiner ehemaligen besten Freundin und meinem ehemaligen Fast-Freund. Dann gab es natürlich noch Abby, aber sie war im Vergleich zu den anderen wie eine lästige Fliege.
Julian und ich hatten uns zum Glück wieder vertragen. Wir trafen uns zwar nicht während der Ferien, aber wir schrieben uns. Wir mussten uns wieder aneinander herantasten. Dieser Prozess würde lange dauern und sehr viel Vertrauen fordern, aber wir waren uns beide einig, dass wir es zumindest versuchen wollen würden.
An dem Montag nach den Ferien wollte ich die Sportumkleide so schnell wie möglich verlassen. Zum einen, weil ich Herrn Harly nicht über den Weg laufen wollte und zum anderen, weil mich Anny schon die ganze Zeit so komisch musterte. Langsam machte mir ihr Verhalten Angst. Ich schnappte mir meine Flasche und meinen Sportbeutel und atmete erleichtert auf, als ich die Kabiene verließ und den Flur entlang zum nächsten Unterrichtsraum eilte. Doch ich hatte mich zu früh gefreut.
"Rose! Warte!", es war Anny.
Wie hatte sie sich so schnell umziehen können? Normalerweise war sie eine der langsamsten, was mitunter daran lag, dass sie ihr Make-Up nochmal komplett neu auftrug. Manchmal hatte sie auch ein Mini-Glätteisen dabei.
Jetzt sah sie einfach nur fertig aus. Sie keuchte. Anscheinend war sie mir ziemlich schnell gefolgt. Ihre Haare standen wie wild von ihrem Kopf ab und ihre Wangen glühten, was mich darauf schließen ließ, dass sie ihr Make-up nicht nochmal nachgebessert hatte. Natürlich wie sie aussah, erinnerte sie mich an ein kleines Kind.
Anscheinend war ihr das Gespräch mit mir wichtig."Rose. Ich muss dich etwas fragen. Es lässt mich einfach nicht los.", klärte sie mich schwer atmend auf.
"Ich höre", erwiederte ich trocken.
"Als erstes: das mit Dylan tut mir wirklich leid. Er bedeutete mir nicht mal etwas. Es ist einfach passiert. Ich kam in dein Zimmer, weil ich dich nicht im Erdgeschoss gesehen habe und ich unbedingt mit dir sprechen wollte. Dort angekommen, saß Dylan auf deinem Bett und als er mich sah... ich weiß auch nicht. Sein Blick hat mich verwirrt..."
"Aha", war das Einzige, was ich hervorbringen konnte.
"Doch das ist es nicht, worüber ich mit dir reden wollte. Es geht mir um etwas anderes. Ich muss immer wieder daran denken."
"Spuck's aus, Anny."
Vielleicht war ich etwas zu streng mit ihr. Sie sah mich ganz besorgt an. Doch dann erinnerte ich mich an das Bild von Anny und Dylan in meinem Bett und sofort kam mir mein Frühstück wieder hoch.
Ganz plötzlich stieg mir der Geruch von Verrat in die Nase und das war ziemlich unangenehm."Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll."
"Gut. Dann fragst du mich einfach, wenn dir eine Möglichkeit eingefallen ist, es mir zu sagen."
Ich drängte mich an ihr vorbei und lief im zügigen Schritt zu dem Klassenraum.
Nach einigen Metern packte sie mich am Handgelenk und ich wirbelte herum."Wirst du von jemandem mishandelt?", stieß sie, mit Tränen gefüllten Augen hervor.
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The Guy who was my Teacher
Teen Fiction„Seine Hände waren rau. Der typische Vanille-Zitronen-Geruch verfolgte ihn wie ein Schatten. Und wieder fragte ich mich: Was tat ich hier?" Rose ist eine durchschnittliche Schülerin, verliebt und überhaupt nicht an Mathe interessiert. Kein Wunder...