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Den Tag darauf hatten wir wieder mit Herrn Harly Unterricht und ich war absolut überhaupt nicht motiviert.
Es tat mir einfach nicht gut Herrn Harly jeden Tag zu sehen.

Auch wenn er die letzten Tage eigentlich ganz freundlich war, konnte ich ihn trotzdem nicht leiden. Wenn ich daran dachte, dass ich am Freitag eine Nachhilfestunde mit ihm hatte, bekam ich Gänsehaut.

Ich weiß nicht warum, aber ich hatte Angst davor und aus irgendeinem Grund war ich aufgeregt.

„Und? Was haben du, deine Mutter und Herr Harly so besprochen?", fragte mich Julian. Er trug heute einen dunkelblauen Pullover, welcher perfekt mit seinen Haaren harmonierte.

Wir saßen mal wieder in der Cafeteria. Doch heute gab es Nudeln, was -meiner Meinung nach- wesentlich leckerer war, als Gulasch.

„Ich habe dein Angebot mit der Nachhilfe hervorgebracht.", antwortete ich, nachdem ich sicher gestellt hatte, dass sich keine Nudelreste in meinen Zähnen befanden.
Seine Augen begannen zu leuchten.

„Und?"

„Herr Harly fand die Idee super."

„Perfekt", er klatschte in die Hände.

„Er fand die Idee so super, dass er meiner Mutter vorschlug mir Nachhilfe zu geben. Sie war begeistert.", klärte ich ihn auf. Sofort verfinsterte sich Julians Gesicht.

„Oh", sagte er kurz angebunden und schaute auf seinen -fast leeren- Teller.

„Ja.", meinte auch ich.

„Das ist ja beschissen.", klinkte sich nun Anny in unser Gespräch ein.

„Das kannst du laut sagen."

„Und wann ist deine erste Nachhilfestunde?", fragte Lizzy.

„Am Freitag."

„Und wenn du dich einfach weigern würdest dorthin zu gehen? Deine Mutter kann dich doch nicht zwingen und Herr Harly noch weniger.", warf Anny ein.

Ich rieb mir über das Gesicht. Das Thema schaffte mich sehr schnell.

„Ich möchte mich ja auch in Mathe verbessern. Es geht immerhin um meinen Abschluss und ich will nicht wiederholen müssen.", erklärte ich ihr.

„Ja aber es wird doch eine andere Möglichkeit geben, als die Nachhilfe bei Herrn Harly. Wir merken doch wie unangenehm das für dich ist.", sagte Lizzy besorgt.

„Um ehrlich zu sein", meldete sich Julian endlich wieder zu Wort, „ist es mir auch nicht ganz Geheuer, bei dem Gedanken, dass du alleine mit Herrn Harly sein wirst."

„Ach mach dir keine Sorgen! Wahrscheinlich sind seine Frau und sein Kind da.", versuchte ich ihn zu beruhigen. Allerdings wusste ich nicht, ob er und seine Frau Kinder hatten. Ich hatte lediglich ein Ehering an seinem Finger gesehen.

Lizzy beugte sich über den Tisch, näher an mich ran. „Ich weiß zwar nicht, ob es stimmt, aber mir hat ein Mädchen aus meinem Leichtathlet-Team erzählt, dass ihr Freund letztens Herrn Harly gesehen hat. Anscheinend wohnt er in einer Wohnung, im Haus nebenan und das seltsame ist, dass es so wirkt, als würde er alleine wohnen."

„Was? Wie kann das denn sein? Er hatte doch eine Frau, oder?", bemerkte Anny überrascht.

„Naja gesehen haben wir nur den Ehering.", antwortete Julian

„Meinst du etwa, dass er sich den Ehering nur so an den Finger steckt, obwohl er nicht verheiratet ist?
Das ist doch absurd."

Die beiden sahen einander an.

Lizzy und ich wussten nichts darauf einzuwerfen und schwiegen.

Ich wusste nicht, was es mit Herrn Harlys Ehering auf sich hatte. Ich wusste nur, dass mich der vertraute Blick zwischen Julian und Anny störte.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt