Vor unserer zweiten Physikstunde winkte ich Anny, ohne auf Julians verdutztes Gesicht zu achten, aus dem Raum.
„Warum leben wir in so einer bescheuerten Welt Anny?", setzte ich an.
„Ich muss dir was erzählen.", unterbrach sie mich. Sie wirkte nervös und besorgt.
Sofort verblassten meine Gedanken von Abby und Caroline und meine volle Aufmerksamkeit galt Anny. Schwach und blass stand sie vor mir und wusste nicht, was zu sagen.„Was ist passiert?", flüsterte ich. Doch ich wusste es bereits. Ohne ein weiteres Wort stürzte sich Anny in meine Arme und ich legte sie wie ein Schutzschild um sie.
„Dieser Blödmann.", murmelte ich ihr ins Ohr.
Ihre Schultern bebten und ich spürte, wie meine Bluse nass wurde. Ich zog sie enger an mich heran.
„E-e-er hat mich betrogen.", mir stockte der Atem.
„Ich hasse ihn", grummelte ich.
„Das ist es nicht einmal. Ich habe ihm vergeben. Ich würde ihm immer alles vergeben. Dann lief es besser. O Rose! Ich dachte, dass wir es wieder hinbekommen könnten! Und dann macht er einfach per Nachricht Schluss! Ohne irgendeine Begründung.", die Worte waren kaum mehr ein Wimmern und es bereitete mir Schwierigkeiten sie zu verstehen.
Wir hatten uns eine ruhige Ecke zum Reden ausgesucht, doch gerade kamen vier Jungen aus der siebten Klasse an uns vorbei und sahen verwirrt aus. Ich funkelte sie wütend an und sie suchten so schnell wie möglich das Weite.
„Rose! Bitte sag mir, ob der Schmerz vorbeigehen wird. Werde ich für immer so leiden müssen? Es tut so weh. Es tut so...", weiter kam sie nicht. Sie schluchzte.
„Hey Anny!"
Ich gab sie aus meinem Griff frei und sah sie ernst an.„Ich weiß, wie du dich fühlst und ich weiß, dass du gerade das Gefühl hast, dass dir jemand das Herz aus dem Körper reißt,", ich wollte nicht, aber meine Gedanken gingen zu Dylan, „du bekommst keine Luft mehr und hast das Gefühl, dass statt Blut Gift durch deine Adern fließt. Aber Anny. Es wird vorbeigehen.", nun dachte ich an Julian, „früher oder später kommt der Junge, der es wert ist solche Schmerzen ertragen zu müssen.
Was hat uns gleich Das Schicksal ist ein mieser Verräter gelehrt? Du hast zwar nicht die Wahl, ob du verletzt wirst, denn das wirst du so oder so, aber du kannst mitbestimmen, wer das Privileg hat dich verletzen zu dürfen. Lass mich dir eines sagen. Er ist es nicht wert. Toby ist keine einzige deiner Tränen wert."Sichtlich gestärkt von meinen Worten richtete Anny sich auf und wischte mit ihren Handrücken über ihr Gesicht und vorsichtig über ihre Augen, um ihre Mascara nicht zu verwischen. Na, wenn das mal nicht schon zu spät war.
„Du hast recht, Rose.", ich lächelte leicht und fuhr über die -durch die Mascara- schwarz gefärbten Stellen, rund um ihre Augen.
„Natürlich habe ich das.", Anny konnte sich ein Grinsen auf meine selbstverliebte Antwort nicht verkneifen.
„Lass uns wieder zu den anderen gehen.", beschloss Anny nach einigen Minuten der Beruhigung.
„Sicher?"
„Ja, sicher."
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The Guy who was my Teacher
Teen Fiction„Seine Hände waren rau. Der typische Vanille-Zitronen-Geruch verfolgte ihn wie ein Schatten. Und wieder fragte ich mich: Was tat ich hier?" Rose ist eine durchschnittliche Schülerin, verliebt und überhaupt nicht an Mathe interessiert. Kein Wunder...