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Meine Wahl fiel heute auf ein enganliegendes Kleid. Weil es ziemlich kalt draußen war, entschied ich mich zusätzlich für eine dicke Strumpfhose und einen Bolero.

Während ich mich anzog, pfiff ich vor mich hin und als ich mich im Spiegel betrachtete, bekam ich auf einmal eine wahnsinnige Lust meine Haare zu locken. Tatsächlich hatte ich noch genügend Zeit und als ich letztendlich das Ergebnis betrachtete, war ich sehr zufrieden.

Ich glaube, dass meine Haare selten so perfekt gefallen sind. Sie umrahmten  mein Gesicht so vorteilhaft, dass alle meine kleinen Makel, plötzlich halb so schlimm waren.

Alles in allem würde heute ein wunderbarer Tag werden. Mein Vater staunte nicht schlecht, als ich ihn überschwänglich umarmte, um mich zu verabschieden.

Ich hörte ihn „Verrücktes Huhn" brummen und musste kichern.

Dann lief ich zur Bushaltestelle. Es ist schon etwas Tolles, mit dem Bus zu fahren.

Ich weiß, dass ich mal etwas anderes gesagt habe, aber das ist doch schon Jahre her. So trifft man wenigstens mal neue Menschen.

In der Schule umarmte ich Lizzy, Anny und -wenn ich schonmal dabei war- Julian stürmisch. Alle drei reagierten vollkommen unterschiedlich.

Während für Lizzy nicht viel dabei war, schaute Anny misstrauisch und Julian schüchtern drein. Selbstverständlich hatten sie mit solch einer versöhnlichen Geste nicht gerechnet. Besonders nicht nach dem Schlagaustausch mit Dylan.

Der Tag ging unfassbar schnell rum und, obwohl Anny und Julian immer noch nicht mit mir sprachen, wusste ich, dass wir das wieder hinbekommen würden. Für alle Probleme gibt es irgendwo eine Lösung. Egal wie tief man graben musste.
In meiner jetzigen Verfassung hätte ich mich auch zum Erdkern durchgeschaufelt, wenn dort die Antwort liegen würde, wie wir uns wieder vertragen könnten. Aber manchmal half auch einfach nur die Zeit.

Als letztes hatten wir wie immer Mathe.
Lizzy und ich saßen auf unseren Plätzen und sie hatte mich gefragt wie es mit Dylan laufen würde.

„Ich muss dir was gestehen. Er hat mich geküsst!"

Auch wenn es schon Wochen her war, hatte ich bis jetzt niemanden davon berichtet.
Aber ich hatte heute einfach einen guten Tag.

„Oha. Wirklich? Das ist ja der Hammer! Wann? Und wie?"

„Das würde mich auch mal interessieren."

Da war sie. Die Stimme dieser Person. Meine Lunge verkrampfte sich und ich hatte das erste Mal in meinem Leben Schmerzen deshalb.
Ich wollte mich nicht umdrehen. Ich war noch nicht bereit ihm wieder gegenüber zu treten.
Nicht so.
Nicht jetzt.

Bitte geh doch einfach wieder. Bitte.

Lizzy begann mich misstrauisch zu mustern. Langsam wurde mein Herausgezögere seltsam.
Ich musste mich normaler verhalten.

Also nahm ich meine sämtliche Kraft zusammen und sah ihm direkt in die Augen.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt