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Es war Samstag. Die restliche Woche war ereignislos gewesen und ich saß gehüllt in viele Decken, in meinem Bett und erledigte Aufgaben für den Deutschunterricht. Ich liebte solche ruhigen Tage, an denen ich auch einfach mal Zeit für mich hatte. Keine Menschen, keine Probleme. Es gab diese Tage, an denen ich einfach mal antisozial sein musste.

Ich schlürfte genüsslich an meinem Apfeltee und dachte gerade daran, dass ich nachher unbedingt den einen Tanz für unseren Auftritt üben musste -kaum zu glauben, dass er schon in vier Wochen war- als mein Handy, welches auf meinem Nachttisch lag, aufleuchtete.

Interessiert legte ich meinem Laptop, mit dem Dokument mit Informationen für die Biografie von Erich Maria Remarque beiseite und las die Nachricht, welche ich soeben erhalten hatte. Ich las sie zweimal, dreimal, viermal. Die Informationen wollten nicht bis in mein Gehirn vordringen. Dann antwortete ich so schnell wie ich noch nie in meinem Leben geschrieben habe.

Das ist keine so gute Idee. Ich habe viel zu tun."

Dylan war der Schuldige. Wegen ihm hatte ich einen halben Herzinfarkt erlitten. Er hatte mir soeben angekündigt, dass er mich besuchen würde. Ja! Richtig! Er hatte es angekündigt. Nicht gefragt, sondern es beschlossen.

Zu spät. Bin im Zug und in 10 Minuten da."

Ich gab ein gurgelndes Geräusch von mir. Mit einem komischen Gefühl im Magen wagte ich einen Blick in meinen Spiegel. Meine Haare, die ich zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden hatte, stand nun in alle Seiten ab wie eine Palme. Ich hatte furchtbare Augenringe und mein Gesicht war extrem gerötet. Meine Kleidung war nicht besser. Ich hatte mich heute für meinen grauen Pyjama-ähnlichen Zweiteiler entschieden. Ich sah aus wie ein übergroßer Koala, nur nicht so süß.

Leider ließ mich auch mein Zimmer im Stich. Überall lagen Kleidungsstücke und Schulhefter herum.

Seufzend kümmerte ich mich erst ein wenig um mein Aussehen. Ich richtete meine Frisur und kümmerte mich um meine Augenringe. Ich zog eine bequeme Jogginghose und ein enges T-Shirt an -immer noch besser als mein Koala-Outfit- sammelte die einzelnen Anziehsachen auf und schmiss sie in meinen Kleiderschrank.

Keine Minute, nachdem ich meinen letzten Pullover in den Schrank geschmissen hatte, klingelte es.

Ich polterte die Treppen runter, schrie nebenbei, dass der Besuch für mich sei und öffnete schwungvoll die Tür.

„Hey Röschen."

Ich boxte ihn in die Seite.

„Was?", er sah überrascht aber auch amüsiert aus.

„Du Blödmann. Du kannst mich doch nicht am Wochenende ohne Ankündigung besuchen. Ich sehe furchtbar aus.", quengelte ich.

„Du siehst super wie immer aus, Röschen.", meinte Dylan zwar abwesend aber bestimmt.
Darauf antwortete ich nichts.

Ich zeigte ihm, wo er seine Winterjacke und seine Mütze hinhängen konnte und dirigierte ihn zu meinem Zimmer.

Erst jetzt, wo ich wieder durchatmen konnte, bemerkte ich die Aufregung, welche sich rasant durch meinen Körper ausbreitete.

Dieser Junge, der sich gerade in meinem Zimmer befand, war nicht irgendein Junge.
Und die Gefühle, die ich momentan empfand, waren nicht irgendwelche Gefühle.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt