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Ich wusste nicht, ob ich nachhaken sollte, aber ich wollte unbedingt erfahren, was passiert war.

„Nun ja. Wie gesagt, es ist selten, dass etwas so kommt, wie man es geplant und erhofft hatte.", war seine schlichte Erklärung.

Nun nach einer gefühlten Ewigkeit und tausenden von Treppen waren wir endlich bei der Sporthalle angekommen, in welcher ich meine Ballettstunde hatte.

Unsere Sporthalle war sehr modern. Sie war in verschiedene Bereiche unterteilt und hatte sogar im hinteren Bereich eine Ballettstange an der Wand und einen großen Spiegel.

Ich hatte eine spontane Idee, wie ich Herrn Harly losbekommen könnte. Es waren immer noch 45 Minuten zu überbrücken und das würde ich nicht aushalten.

„Also ich muss mich dann mal warm machen.", sagte ich kurz angebunden und schlüpfte, ohne seine Reaktion abzuwarten in die Mädchenumkleide.

Kurz wunderte ich mich, weshalb sie offen war, doch dann sah ich, dass ein paar Mädchen dabei waren ihre Alltagskleidung anzuziehen. Ihren Anziehsachen zu urteilen, hatten sie wahrscheinlich gerade Geräteturnen gehabt.

Ich huschte den Raum entlang -den Blick gesenkt- und warf meine Sachen in eine freie Ecke. Ich öffnete die Tasche und nahm meine Leggins und meinen dunkelblauen Trainingsanzug heraus. Als letztes zog ich mir meine weißen Ballettschuhe an. Sie waren mein ein und alles.

Ich betrat die Turnhalle. Es war noch eine Gruppe aus Jungen da, die Basketball spielten. Missmutig schaute ich dem knallorangenen Ball nach, welcher in dieser Sekunde im Netz versank.

Jegliche Sportarten, die etwas mit einem Ball zu tun hatten, waren mir ein Graus. Egal, ob Volleyball, Basketball, Tennis oder Hockey. In jeder Sportart hatte ich mit Schürfwunden, abgebrochenen Fingernägeln oder einer Gehirnerschütterung zu rechnen.

Die Jungs bemerkten mich und musterten meine Kleidung. Es ist lustig wie erstaunt viele Menschen sind, wenn ich ihnen erzähle, dass ich Ballett tanzte.

Oft wollen sie die Geschichte dazu hören. Dabei habe ich einfach als Kind damit angefangen und nie aufgehört. Es ist ein Teil meines Lebens, den ich niemals aufgeben will.

Ich liebe die eleganten Bewegungen, die Konzentration und die Technik, welche so einfach aussieht, aber sehr viel Körperspannung und Training erfordert.

Ich ging an den Jungs vorbei, durchquerte die Halle und ging geradewegs zu der Ballettstange.

Bei der Erwärmung nahm ich mir sehr viel Zeit. Schon oft hatten sich einige Mädchen ziemlich heftig verletzt, nur weil sie sich nicht gut genug aufgewärmt hatten.

Nach einigen Dehnübungen und besonderen Schritten, die uns unsere Lehrerin gezeigt hatte, damit unsere Bewegungen sauberer aussahen, kamen tatsächlich auch schon einige andere Mädchen. Ich begrüßte sie und half ihnen sich aufzuwärmen. Nach einiger Zeit kam unsere Lehrerin und die Stunde begann.

Wir wärmten uns erst nochmal auf und übten einige Schritte unseres Tanzes, die schwierig und tatsächlich auch etwas gefährlich waren.

Dann begannen wir mit unserem ersten Tanz. Er war nicht sehr schwer, aber hatte einige Tücken, die man so nicht erwarten würde. Unsere Lehrerin warf zwischendurch einige Anweisungen ein, was wir tun sollen. „Lily, mach deinen Arm höher.", „Maja, mehr Körperspannung, bitte!", Frau Scheper war streng aber fair. Wir wurden nicht verhätschelt aber uns wurde etwas beigebracht.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir eine längere Pause.

Ich nahm mein Handtuch, welches vorher auf einer Bank lag und tropfte die Schweißperlen von meiner Stirn.

Meinen Dutt hatte ich heute nicht gut hinbekommen und so hingen mir einige Strähnen im Gesicht. Lily half mir sie wieder zu befestigen. Wir redeten ein wenig. Doch mitten im Satz, als sie mir erzählen wollte, wie es ihrem Freund so ging, stoppte Lily und sah ungläubig an mir vorbei.

Ich folgte ihrem Blick und staunte nicht schlecht, als ich Herrn Harly die Halle überqueren und in unsere Richtung kommen sah.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt