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Ich taumelte verletzt zurück.

„Rose!", stotterte Julian verzweifelt.

„Ist schon gut.", und dann lief ich weg. Weg von ihm, nur so viel Abstand zwischen uns beiden bekommen.

„Anny! Warte! Jetzt stell dich doch nicht so an."

Ich war so...wütend! Er konnte mich doch nicht küssen, obwohl er eine andere liebte. Dazu kam noch, dass es nicht nur irgendjemand war, sondern sie.

„Ups!", durch den Tränenschleier vor meinen Augen hatte ich nicht auf meine Umgebung geachtet und bin gegen einen Jungen gelaufen.

„Rose!", er sah erfreut aus.

Alles klar Rose. Werde jetzt bloß nicht schwach! Denk an die Schutzmauer, die du seinetwegen aufgebaut hast!

„Hey.", murmelte ich und richtete meine Jacke, die -durch den Zusammenprall- etwas nach oben gerutscht war.

„Wir haben lange nicht mehr miteinander geredet. Aber ich merke schon. Immer noch dieselbe tollpatschige Rose wie früher.", er gluckste, „aber gerade deshalb liebe ich sie doch so."

Hatte er das gerade wirklich gesagt?  

Er hatte schon immer diese unbefangene und lockere Umgangsart. Er sagte immer das, was ihm durch seinen Kopf ging.

Da ich nicht wusste, was ich darauf antworten sollte, grinste ich einfach nur schief.

„Und warum hattest du es so eilig? Bist du vor deinen Verehrern weggerannt?"

Einige Sekunden lang hatte ich Julian komplett vergessen, doch jetzt, wo mir seine Beichte wieder einfiel, füllten sich meine Augen mit Tränen. Selbstverständlich bemerkte Dylan es.

„Hey!", er schaute doch tatsächlich besorgt. „Alles ok?", ich schüttelte langsam den Kopf.

„Ich weiß, dass es lange her ist, dass wir Freunde waren, aber wir haben uns eine ganze Zeit lang ziemlich gut verstanden. Rose, du kannst mir alles sagen. Ich sorge mich nach wie vor um dich."

Seine Worte rührten mich mehr, als ich zugeben wollte.

„Na komm schon her.", diesmal war ich diejenige, die Schutz brauchte, so wie Anny gestern. Ich konnte es nicht fassen, dass der Junge, der mein Herz auf das Schlimmste und Schmerzhafteste gebrochen hatte mir gerade Halt und Sicherheit gab.

„Es ist nur...", schluchzte ich, „es ist nur... Verlange ich zu viel? Ist es zu viel, dass ich möchte, dass meine Beziehungen und mein Liebesleben nicht immer im kompletten Chaos enden?"

„Rose, wen soll ich verprügeln?"

Mir entfuhr ein Laut, welcher halb wie ein Seufzen und halb wie ein Kichern klang. Kaum zu glauben, dass unsere Vertrautheit innerhalb so kurzer Zeit wieder aufgebaut war.

„Gewalt ist keine Lösung."

Ich sah überrascht zu ihm hoch. Wir beide hatten dasselbe, zur gleichen Zeit gesagt.

„Schau nicht so, Rose. Du wärst nicht du, hättest du das nicht gesagt.", kicherte er.

Ich wischte eine Träne von meiner Wange und betrachtete Dylan das erste Mal genauer.

„Machst du Sport?", fragte ich erstaunt. Er wirkte muskulöser als ich ihn in Erinnerung hatte.

„Ja, hab' mal von jemandem gehört, dass das gesund sein soll.", mir wurde warm ums Herz. Ich habe ihm immer wieder gesagt, er solle nicht nur die ganze Zeit vor seinem Laptop sitzen, sondern rausgehen und sich bewegen.

„Ich wusste gar nicht, dass ich so einen Einfluss auf dich gehabt habe."

„Wie hätte es anders sein sollen?", er sah mich fast zart an.
Die Schutzmauer fing ganz gewaltig an zu bröckeln.

„Was schaust du mich denn so an Röschen?". Ich konnte es einfach nicht fassen. Wie konnte es sein, dass mir das ganze hier so vertraut und normal vorkam?

Plötzlich hörte ich ein Hupen und wir beide drehten uns augenblicklich um. In der schnellen Bewegung achteten wir nicht auf den anderen und stießen mit voller Wucht gegeneinander.

Ich schrie vor Schreck auf und Dylan stöhnte vor Schmerz. Dann sahen wir uns an, schwiegen eine Sekunde und mussten zur selben Zeit anfangen zu lachen.

Das Auto, welches gehupt hatte, rollte zu uns heran. Ein Fenster wurde heruntergefahren und zu Vorschein kam Dylans Mutter.

„Hallo Frau Black!"

„Hallo Rose, wie geht es dir? Fährst du mit uns?"

Ich sah zu Dylan.

„Willst du?", fragte er.

„Ja klar. Gerne, wenn es keine Umstände macht."

„Ach Quatsch. Steig ein.", lachte Frau Black und sofort musste ich an Dylans Lache denken.

Dylan und ich nahmen beide auf den Hintersitzen Platz, da auf dem Beifahrerplatz eine große Topfpflanze stand und Frau Black fuhr los.

„Tut mir leid Rose, aber ich habe vergessen wo du wohnst. Kannst du es mir bitte noch einmal sagen?"

Bevor ich ihr meine Adresse sagen konnte, antwortete Dylan ihr blitzschnell. Ich war überrascht, dass er meine Adresse noch wusste.

Als wir fast bei mir zu Hause waren, sah mich Dylan eindringlich an.

„Es war echt schön mal wieder Zeit mit dir zu verbringen Rose. Das sollten wir auf jeden Fall wiederholen.", er zwinkerte mir zu.

„Aber natürlich Herr Black.", kicherte ich, bedankte mich bei seiner Mutter, fürs Mitnehmen und schwang mich aus dem Auto.

„Auf Wiedersehen Röschen", konnte ich noch vernehmen, bevor ich mit einem -etwas zu lauten- Knall die Tür des Autos schloss.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt