36

1.9K 74 0
                                    

„Verschwinde", zischte er. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen.
Innerhalb weniger Sekunden hatte ich die Tür erreicht, riss sie auf und sprintete nach draußen.

Wahrscheinlich war ich zu schnell aufgestanden, oder es war einfach nur die Panik in meinem Körper, jedenfalls drehte sich alles in meinem Kopf und ich musste mich erstmal an eine Wand lehnen.
Ich atmete tief ein und aus.

Alles in Ordnung.

Lizzy und Anny stellten mir sofort eine Menge Fragen, sobald sie mich sahen.
Natürlich wusste ich, dass ich ihnen eine Antwort schuldig war. Immerhin hatte ich einige Stunden vom Unterricht verpasst, doch ich benötigte noch Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten, weshalb ich einfach nur sagte, dass er mir eine Standpauke erteilt hatte, was eigentlich auch nicht gelogen war.

Später hatten wir Französisch. Dylan schloss mich in seine Arme und knuddelte mich übertrieben heftig durch. Ich nahm an, dass er es tat, um Julian zu verärgern.
Tatsächlich wusste ich nicht, ob mich dieses Verhalten störten sollte oder nicht.

Ich setzte mich auf einen Tisch und Dylan lehnte sich neben mich, an ihn.

„Hast du am Wochenende schon was vor Röschen?", fragte er mich neugierig.

„Nein habe ich nicht. Wieso fragst du?"

Er verlagerte sein Gewicht um, und schwankte nach vorne.

„Ach, nur so..."

Ich sah ihn entgeistert an.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst. Du fragst mich sowas und willst mir dann nicht einmal den Grund nennen?!"

„Ich interessiere mich einfach nur für dein Leben", versuchte Dylan auszuweichen.

„Ach Dylan. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du irgendetwas planst."

Auf einmal kam er mir immer näher und näher. Ich zuckte nicht zurück, da ich viel zu neugierig war, was er nun vorhatte.

Mein Herz galoppierte los, aber meine Lunge kam bei diesem Tempo nicht hinterher.
Erst versuchte meine Lunge schnell genug zu arbeiten, doch sehr schnell gab sie auf und ich war nicht mehr fähig zu atmen.

Ich war mir sicher, dass wir von allen anderen beobachtet wurden und insgeheim bin ich froh, dass zumindest unsere Französisch-Lehrerin in dem Moment nicht im Klassenraum war.

Normalerweise wäre mir die gesamte Situation unangenehm gewesen, aber ich wollte so dringend wissen, was Dylan vorhatte.

Er schaute mich immer noch gebannt an, als würde er auf eine Reaktion meinerseits warten. Doch da sich meine Lunge und inzwischen auch
mein Herz und mein Gehirn, von mir verabschiedet hatten, war ich zu nichts fähig, als ihn auch anzustarren.

Ich sah wahrscheinlich aus wie ein Fisch. Doch das konnte ich in dem Moment auch nicht verhindern.

Ich sah aus dem Augenwinkel, wie er seine Hand hob, hielt meinen Blick aber konsequent auf sein Gesicht.

Und dann spürte ich seine Hand plötzlich auf meinem Kopf. Ehe ich mich wundern konnte, weshalb sie dort lag, wuschelte Dylan mir kräftig über die Haare.

Ich war absolut sprachlos. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Gleichzeitig war ich peinlich berührt, da ich mit etwas komplett anderem gerechnet hatte.

„Lass das", lachte ich und boxte ihn spielerisch in die Brust.

Mal wieder hatte meine Naivität gesiegt. Ich hatte tatsächlich erwartet, dass er mich aus der Kalten vor allen anderen küssen würde.

Ich musste zugeben, dass ich eine Enttäuschung spürte, die ich mir nicht erklären konnte.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt