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Selbstverständlich konnte ich mich an dem Samstag nicht mehr auf meine Ballettübungen konzentrieren. Ich versuchte es, aber nach zehn Minuten war klar, dass ich das für heute vergessen konnte.

Am Sonntag versuchte ich es noch einmal. Diesmal gelang es mir weitaus besser, wenn auch nicht fehlerfrei. Ich hatte noch einiges zu tun.

Dann war auch schon wieder Wochenbeginn. Nach unserer Sportstunde wartete Dylan auf mich. Ich verließ als letztes die Umkleidekabine, da ich mich für eine ziemlich schwierige Hochsteckfrisur entschieden habe und sie sich nach der Stunde fast komplett aufgelöst hatte. Ich versuchte sie zu retten aber nach einem siebenminütigen Kampf sah ich ein, dass es nichts half und öffnete sie-Zähne knirschend- komplett.

Dylan nahm mich fest in seine Arme und gab mir einen Kuss auf die Stirn, dann legte er eine Hand auf meinen Rücken und er geleitete mich zu dem nächsten Raum, in welchem ich Unterricht hatte.

Physik, yeay. Herr Sneerer, yeay.

Unser lieber Lehrer war heute mal wieder exzellent gelaunt. Wahrscheinlich hatte er erneut Krieg mit seiner Ehefrau gehabt und ließ dies an uns aus.

Ich achtete eh nicht auf ihn.

Julian hatte den optimalen Platz. Die Sonne schien zum Fenster herein und auf seinen Tisch. Er hatte eine Uhr um und richtete sie in den perfekten Winkel, um erst einen Lichtstrahl und später sogar einen Regenbogen zu fabrizieren.

Der Regenbogen strahlte mal mehr in hellen und mal mehr in dunkeln Farben und wanderte über die Wände des gesamten Klassenzimmers. Ich fragte mich wie so ein mieser Mensch wie Julian sowas schönes herstellen konnte. Zusätzlich unterhielt er damit die ganze Klasse. Vor allem auch Anny, welche ziemlich übertrieben kicherte, als er ihr ins Auge blendete.

Ich konnte das alles einfach nicht mehr sehen. Ich bekam Brechreiz, wenn ich die beiden zusammen sah. Gleichzeitig fühlte ich mich von Anny hintergangen. Ich weiß, dass sie eine schwere Zeit hatte durchgehen müssen aber ich hatte doch alles dafür getan, damit es ihr besser ging.

Doch aus irgendeinem Grund sind sich Anny und Julian, durch diese ganze Toby-Geschichte näher gekommen und ich musste langsam einsehen, dass ich nicht nur Julian verloren hatte.

Es tat weh dies einzusehen, aber ändern konnte ich nichts.

Ich war dennoch froh, dass zumindest Dylan immer für mich da war.

Er besuchte mich fast jede Pause und tauchte immer auf, wenn ich an ihn dachte. Nun ja, dies war nicht wirklich schwer, da ich ständig mit meinen Gedanken bei ihm war, aber trotzdem!

Ich fühlte mich einfach wohl bei ihm. Wir wurden die nächsten Wochen unzertrennlich und er besuchte mich häufig. Es fing an zu schneien und wir bauten einen Schneemann und vollrichteten eine Schneeballschlacht, in welcher mein Schicksal spätestens besiegelt war, als mein Vater zu uns stieß und sich mit Dylan gegen mich verbündete.

Dylan wurde zu einem wichtigen Teil meines Lebens.

Dennoch war ich überrascht, als mich Herr Harly mal wieder auf ihn ansprach.

Es war ein Dienstag. Mathe war unsere erste Stunde gewesen und Herr Harly und ich hatten uns gerade einen Termin für Freitag ausgemacht, als er plötzlich mit diesem Thema anfing.

"Bist du mit Dylan zusammen?"

Ich ließ mich nicht beirren und packte weiterhin meine Sachen in meinen Schulranzen.

"Nein, ich glaube nicht.", wir hatten zwar viel Zeit miteinander verbracht, aber er hatte nicht nochmal versucht mich zu küssen. Erst war ich  verunsichert, da ich glaubte, er habe unseren ersten Kuss nicht genossen, bis er mich darauf ansprach und klarstellte, dass er verunsichert wäre und nicht wöllte, dass ich mich unter Druck gesetzt fühlte.

Er würde mir alle Zeit der Welt geben, denn das wäre ich wert, so meinte er.

"Jetzt hör, verdammt nochmal mit diesem Gekrame auf und schau mich an, Rose!"

Tatsächlich hörte ich darauf und stoppte in meiner Bewegung. Nicht, weil er mir erhaben war, sondern weil mich sein plötzlich robuster Tonfall überraschte.

"Jetzt hör mir mal ganz genau zu. Dieser Dylan ist der wohl größte Fehler deines Lebens! Ich werde ganz sicher nicht dabei zusehen, wie er dir das Herz stiehlt. Rose, er ist nicht gut genug. Halt dich von ihm fern. Das ist keine Bitte!"

Es war nicht das erste Mal, dass ich keine Worte finden konnte.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt