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Alles, alles, alles, alles Gute zum Geburtstag. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen sollte.
Bleib' wie du bist! <3
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Ich hockte wie ein Häufchen Elend auf den Fließen des Badezimmers. Badezimmer waren heute mein Fluchtort.
Doch durch meine Gedanken an Julian fasste ich Mut.

Das war erstaunlich. Ich wurde von meinem Lehrer vergewaltigt und geschlagen, soeben habe ich meinen inoffiziellen Freund im Bett mit meiner ehemaligen besten Freundin erwischt und dennoch schöpfte ich immer wieder neue Hoffnung.

Die Hoffnung ist wohl das grausamste Geschenk, welches dem Menschen gegeben wurde.
Durch sie lebten wir weiter. Wir ließen uns weiterhin quälen und auch, wenn wir alles verloren hatten, wollten wir trotzdem nicht aufgeben, weil dieser Besserwisser -die Hoffnung- jedesmal versprach, dass es wieder bergauf gehen würde, dass alle Schmerzen vergänglich seien.
Schließlich folgte nach jeder noch so dunklen Nacht ein heller Tag.

Auch jetzt, wo ich zerstört war, wollte ich daran glauben.
Kurzerhand griff ich nach meinem Handy, welches ich in meinem Ausschnitt sicher verwahrt hatte und wählte die Nummer von Julian.

Ich wollte nicht zurück in die Menschenmenge. Ich fühlte mich momentan nirgendwo wohler als auf diesen kalten Fließen. Mein Kopf wollte, dass ich alleine blieb. Doch mein Herz schrie nach Julians Anwesenheit.

Eigentlich war die Chance gering, dass Julian sein Handy hören würde, dennoch wählte ich neuen Mutes seine Nummer.
Einige Male piepte es, dann hörte ich seine warme Stimme.

„Rose? Was ist los? Geht es dir gut?", er rief, doch ich hörte tiefe Sorge aus seiner Stimme heraus.

Ich winkelte meine Beine an meinen Körper und wippte hin und her.

„Eigentlich nicht."

„Wieso? Was ist passiert?", seine Stimme klang ruhiger. Wahrscheinlich hatte er sich eine ruhige Ecke gesucht.

„Bitte komm einfach."

„Sag mir, wo du bist."

„Im Bad. Oben.", flüsterte ich. Es war mir gleich, ob er mich verstand. Ich hatte keine Kraft lauter zu reden.

Dann legte ich auf und legte mich nun endgültig auf den Boden. Was, wenn er mich nicht verstanden hatte? Ich weinte nicht. Ich starrte einfach nur geradeaus. Wahrscheinlich sah ich aus wie eine lebende Leiche. So fühlte ich mich auch.

Ich hörte ein leises Klopfen. Doch ich war mir sicher es mir eingebildet zu haben.
Dann klopfte es wieder. Diesmal kräftiger.

„Rose. Mach die Tür auf! Ich bin es!", Julians Stimme klang hektisch.

Ich brauchte eine Weile, um mich aufzurichten.

„Rose! Bitte! Bitte lass mich rein!"

Machte er sich etwa Sorgen um mich?
Mit letzter Kraft gelangte ich zur Tür und schloss auf.
Sofort stürzte die Tür auf und ein völlig aufgelöster Julian mit roten Wangen kam mir entgegen.

Ich wollte mich wieder auf den Boden schmeißen, doch ehe ich ihn berührte, war Julian an meiner Seite und stützte mich.
Ich lehnte mich an ihn und zusammen glitten wir sanft auf den Boden.

Und als ich in seinen Armen lag. Als mir klar wurde, dass ich in Sicherheit war, konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten.

In diesem Moment war es mir egal, ob er den Abdruck der Ohrfeige sah.
Alles war mir egal, denn ich hatte ja ihn.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt