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Zu meiner Überraschung stand Dylan noch vor der Tür. Er hatte auf mich gewartet.

Und wenn er etwas von unserer Diskussion gehört hatte?
Sollte ich darauf hoffen oder mich davor fürchten?

Und wenn er es verstanden hatte und nun nichts mehr mit mir zu tun haben wollte? Weil ich ein Freak war?
Nicht auszudenken! Ich konnte ihn nicht verlieren. Ich wollte ihn nicht ein weiteres Mal verlieren. Wahrscheinlich blieb mir dennoch nichts anderes übrig. Herr Harly würde ausflippen, wenn ich mich weiter mit ihm treffen würde.

Vielleicht würde er mir nicht wehtun. Doch, dass er Dylan etwas antun würde, konnte ich nicht ausschließen.
Ich musste ihn aus dieser ganzen Sache raushalten...auch wenn es furchtbar schwierig sein würde.

„Bist du bereit? Kann's losgehen?"
Er wirkte etwas zerknittert, dennoch sah ich das Leuchten in seinen Augen. Er freute sich auf unsere Verabredung.
Ich bekam ein schlechtes Gewissen.

„Ich glaube, es wird heute nichts mehr.", stieß ich hervor, während ich auf meine Schuhe starrte.

„Was? Wieso?", wahrscheinlich verschwand soeben das Leuchten. Ich konnte es nicht sehen. Meine Schuhe konnte ich nicht enttäuschen.

„E-es tut mir leid", stammelte ich, während die Zahnräder in meinem Gehirn knatternden und fieberhaft nach einer guten Ausrede suchten, „Herr Harly hat mir eine Menge Übungsaufgaben für Mathe gegeben, die ich alle, bis zur nächsten Stunde erledigt haben soll."

„Das soll wohl ein Scherz sein."

„Leider nein. Er nimmt diesen Job echt ernst. Er will, dass ich gut darin werde... also in Mathe.", fügte ich schnell hinzu. Am liebsten hätte ich mir selber eine Ohrfeige gegeben.

„Worin denn sonst?"

„Was, worin denn sonst?", fragte ich unschuldig.

„Worin solltest du mit seiner Hilfe denn sonst gut werden?"

Diese Falle hast du dir selber gestellt, Rose!

„Nichts. Nur in Mathe. Wir machen nichts anderes als Mathe. Mathe, Mathe, Mathe."

Reiß dich zusammen, meine Güte!

Ich atmete tief durch und strahlte ihn an.

„Alles ok?", fragte er langsam und sichtlich verstört.
Wer konnte es ihm verübeln?

„Ja, alles bestens.", piepste ich.

„Kann ich dich wirklich gar nicht davon überzeugen, was mit mir zu unternehmen, anstatt diese blöden Aufgaben zu machen?", er sah mich traurig an.

„Wenn Herr Harly nur hören würde, wie du über die super Aufgaben seines geliebten Faches sprichst!", scherzte ich in bedrohlichem Ton.

„Herr Harly kann mich mal...", brummte Dylan und ich sah ihn gespielt schockiert an.

„Mister Black! Vergreifen Sie sich nicht im Ton!"

Gerade liefen wir langsam durch die stillen Gänge der Schule, Richtung Ausgang.

„Was willst du dagegen unternehmen?", er blieb stehen und sah mich verführerisch an.

„Ich finde schon meine Wege dir eine Lektion zu erteilen.", grinste ich, während meine Hand zärtlich über den Reißverschluss seiner Jacke fuhr. Ich hatte nicht vor sie zu öffnen. Ich hatte einfach nur den Wunsch ihm so nahe wie möglich zu sein und gleichzeitig die Strafe ihn nicht berühren zu dürfen.

Ich seufzte leise und war im Begriff meine Hand zurückzuziehen. Doch Dylan griff nach ihr und zog mich an sich.
Er küsste mich. Wie ein Knall traf mich ein Gefühl der Überwältigung.

Kein Vanille-Zitronen-Geruch. Kein durchgeknallter Psycho-Lehrer.
Nur dieser verdammt attraktive Junge, der die Gabe besaß mich alleine mit seiner Anwesenheit in den Bann zu ziehen.
Dieser Typ, der von so vielen Mädchen angeschwärmt wurde. Dieser Typ, der perfekt war. Dieser Typ, der es schafft mit einem Kuss die Welt stehen zu lassen.

Nach einer viel zu kurzen Zeit unterbrach er diese sehr unterhaltsame Tätigkeit und grinste mich frech an.

„Überlege dir das nächste mal genau, ob du lieber Matheaufgaben machst, anstatt Zeit mit mir zu verbringen, Röschen."

Dann verschwand er und die Welt drehte sich wieder in ihrem üblichen Rhythmus. Ganz im Gegensatz zu meinem Herz. Das würde sich wohl erst in zwei Tagen wieder beruhigt haben.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt