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Anfangs sprachen wir nur ein wenig über die Schule.
Er saß auf meinem Schreibtischstuhl und drehte sich hin und her, ich hatte es mir auf meinem Bett wieder gemütlich gemacht und starrte auf die Decke.

Wir sprachen über Lehrer, welche wir mochten und welche nicht, unsere Lieblingsfächer und welche wir gar nicht leiden konnten.

Irgendwann kamen wir auf Schüler zu sprechen. Auf einmal fragte mich Dylan: „Warum haben du und Julian euch eigentlich getrennt?"

Erst starrte ich ihn schockiert an, dann fing ich an, heftig loszulachen. Dylan beobachtete mich dabei und sah ein wenig unbeholfen aus. Er wusste wirklich nicht, was falsch an der Aussage gewesen war.

„Wir waren nie zusammen", prustete ich.

Er sah ehrlich überrascht aus.

„Wirklich? Ich dachte immer...
Es gab auch so viele Gerüchte.", versuchte er sich zu erklären.

Ich richtete mich auf und sah ihn ernst an.

„Die Gerüchte sind aber nicht wahr. Wir waren nie zusammen."

„Oh", sagte er nur.

Nach einigen Minuten des Schweigens meinte er: „Wäre schade gewesen, wenn an den Gerüchten etwas dran gewesen wäre."

„Wieso?"

Plötzlich blickte er traurig.

„Rose...es tut mir ehrlich leid, dass wir uns so aus den Augen verloren haben. Ich hatte immer das Gefühl, unsere Freundschaft wäre was...besonderes. Wir haben uns so gut verstanden und dann...war einfach Schluss.
Wieso eigentlich?"

„Ich weiß nicht", seufzte ich, „manchmal leben Menschen sich einfach auseinander, ohne einen richtigen Grund."
Diese Aussage entsprach nicht ganz der Wahrheit.
Selbstverständlich wusste ich, weshalb unsere Freundschaft geendet hatte. Ich hatte ja eigenhändig dafür gesorgt, nachdem ich eingesehen hatte, dass Dylan sich nicht für mich interessierte und ich es leid war auf ihn zu warten.

Er hatte es versucht, unseren Kontakt am Laufenden zu halten. Doch eine Freundschaft kann nicht auf Einseitigkeit beruhen. Man kann niemanden dazu zwingen, mit ihm befreundet zu sein.
Das musste auch Dylan einsehen und nach einiger Zeit hatte er das.

Leider.

„Du bedeutetest mir immer noch ziemlich viel. Das hat nie aufgehört.", flüsterte er, „ich hatte immer gehofft, dass du mir gegenüber wieder offener wirst.
Ich habe versucht, jedenfalls soweit wie ich konnte, auf dich aufzupassen."

Pause.

„Ich habe es wohl nicht geschafft."

„Wie kommst du darauf.", fragte ich ihn neugierig.

„Du wirktest, als du angefangen hast dich von mir zu distanzieren, so niedergeschlagen.
Ich hatte mir immer eingebildet, dass es wegen mir sei, doch dann begriff ich, dass ich wohl nicht so ein wichtiger Mensch in deinem Leben war. Du hattest mich vergessen und dich mit anderen Problemen herumgeschlagen. Du hast dich mir nie anvertraut. Gott, wie ich mir Vorwürfe machte nicht für dich da gewesen zu sein."

„Wie kommst du darauf, dass ich nicht wegen dir so niedergeschlagen war?"

„Keine Ahnung. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ich so eine große Rolle in deinem Leben spiele.", antwortete er achselzuckend.

Wieder Stille.

„Kann es sein, dass ich mich irre? Dass du wirklich wegen mir so niedergeschlagen warst?
Ist das möglich?"

Ich antwortete nichts.

„Kann das wirklich sein, Rose?"

Ich setze mich auf meine Bettkante und musterte diesen makellosen Menschen.

Er rollte mit meinem Stuhl auf mich zu, bis er nur wenige Zentimeter von mir entfernt war.

„Kann es sein?", murmelte er.

Ich nickte leicht. Doch dies war nicht die Antwort auf diese Frage. Ich beantwortete damit seine unausgesprochene Frage. Diese, die im Raum stand und deren Antwort er geduldig abgewartet hat.
Sobald er die Antwort hatte, beugte er sich ein Stück nach vorne, bis seine Lippen meine berührten.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt