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„Schatz, verstehst du nicht? Es ist doch eindeutig unsere Schuld, dass du so viele Probleme mit Mathematik hast. Wir haben uns einfach zu wenig Zeit für dich genommen. Aber das wird sich ab jetzt ändern. Und deshalb werden wir uns morgen nach deinem Unterricht und vor deiner Tanzstunde mit deinem Mathelehrer treffen. Wir schaffen das gemeinsam.",Moms Miene hellte sich immer mehr auf.

Ich konnte nur daran denken, wie viele Termine sie wohl absagen müsse, um morgen so früh von der Arbeit verschwinden zu können. Wahrscheinlich wird sie in den nächsten Tagen erst sehr spät von der Arbeit kommen.

Am nächsten Tag fühlte ich mich einfach nur noch schlecht. Ich hatte Angst vor dem Treffen mit Herrn Harly. Ich hatte Angst vor seinen Vorschlägen und vor den Ergebnissen.

Es sah kalt draußen aus, weshalb ich mich für einen dunkelblauen, bis zu den Oberschenkeln gehender Pullover und eine schwarze, dickere, bestickte Strumpfhose entschied. Ich sah ein weiteres Mal aus dem Fenster und beobachtete wie das letzte Blatt des Kirschbaumes vor meinem Fenster hinabsegelte. Es wurde Herbst.

Wie ich diese Jahreszeit hasste. Kälte und Dunkelheit und depressive Menschen überall! Ich hatte nichts für die romantischen Jahreszeiten wie Herbst und Winter übrig. Ich mochte die Wärme. Doch ein was Gutes hatten die düsteren Jahreszeiten schon. Ich konnte endlich langsam meine schwarzen, hochhackigen Stiefeletten anziehen.

Lange war es zu warm draußen für die mit Fell gepolsterten Schuhe gewesen, aber heute fühlte ich mich bereit für sie. Sie würden mir die nötige Stärke für den Tag heute geben.

Ich warf meinen -viel zu schweren- Ranzen über die Schultern und lief die Treppen hinab. Meine Eltern waren schon weg und so lang nur mein Essen für die Schule in einer Dose unter den großen Spiegel im Flur.

Ich griff danach und presste sie so gut ich konnte in den Ranzen, doch da sich Schulbücher nur schlecht verbiegen lassen, war es eine Herausforderung die Dose irgendwie in den Ranzen zu stopfen.

Schließlich schaffte ich es, nahm noch eine Flasche Apfelschorle -ich konnte Wasser einfach nicht ausstehen- und rannte in den Keller. Dort angekommen schnappte ich mir meinen Mantel und meine Schuhe. Sie saßen perfekt und waren schön bequem. Erst hatte ich Mühe mich wieder an Absatzschuhe zu gewöhnen, aber spätestens nach der Treppe ging es wieder.

Ich warf einen letzten Blick auf mein Spiegelbild. Ich sah gut aus. Gut genug, um mich nicht von Lewin Harly unterkriegen zu lassen.

Lewin Harly. Sie können alles tun, was Sie wollen. Geben Sie mir Extraaufgaben, schicken Sie mich auf eine andere Schule. Doch das wird meinen Hass auf Sie nicht im geringsten Verkleinern. Ich habe Ihnen hiermit offiziell den Kampf angesagt und ich werde ihn gewinnen. Ab heute mache ich Ihnen das Leben zur Hölle.

Doch ich bekam keine Extraaufgaben. Herr Harly wollte mich auch nicht auf eine andere Schule schicken.
Oh nein.
Er hatte ganz andere Vorstellungen.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt