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Ich wollte irgendetwas antworten. Irgendetwas Cooles, etwas Starkes wie „Kann doch jedem mal passieren" oder „Es geht schon", aber selbstverständlich klappte das nicht.

Stattdessen konnte ich gerade so ein Wimmern herausbringen.
Mir tat alles weh, aber ich wollte es ihm nicht zeigen. Ich wollte nicht, dass er mitbekam, dass er mich zu Fall gebracht hat.

„Geht's?"

„Ja.", keuchte ich mit größter Anstrengung. Ich versuchte mich aufzurichten, doch ich hatte mich überschätzt.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht umfasste ich meinen Bauch.

„Verdammt, Rose. Ich habe dir doch gesagt, dass du mich nicht provozieren sollst."

Gab er mir jetzt ernsthaft die Schuld für seinen „Ausrutscher"?

„Du-du darfst das bloß nie wieder sagen, ja?
Sag nie wieder, dass das mit uns ein Fehler ist, weil-weil es nicht stimmt.
Im Gegenteil!
Noch nie war etwas so richtig, so eindeutig richtig. Ich habe nur solche Angst dich zu verlieren."

Und ich habe Angst vor Ihnen.

„Verstehst du mich wenigstens ein bisschen?"

Ich nickte. Nicht weil ich ihn tatsächlich verstand, sondern weil ich wusste, dass er mir erneut wehtun würde.

„Gut", er atmete aus, „gut."

Ich nickte wieder. Er führte mich zu meinem Bett und ich setze mich hin.
Nicht weil ich es wollte, sondern weil ich wusste, dass er es wollte.

So würde mein Leben ab jetzt aussehen. Ich würde mich danach richten, was er verlangte. Ich würde seinen Forderungen nachgehen.

Ich würde nichts gegen sein Verhalten tun. Zum Beispiel würde ich seine Hand nicht wegschlagen, weil er gerade mit seinen Fingern durch meine Haare fuhr und sie in Strähnen teilte.

„Auch wenn dein Gesicht gerötet ist, sieht es immer noch wunderschön aus."

Wer weiß? Vielleicht würde ihm bald mit mir langweilig werden. Vielleicht würde er mich freigeben und sich eine Frau in seinem Alter suchen. Eine, die ihn wirklich liebte.

Verdient hätte er es nicht, aber das wäre mir egal.

Er gab mir einen Kuss auf die Wange.

„Alles wird gut."

Vielleicht würde es irgendwann nicht mehr so schlimm sein. Vielleicht würden sich irgendwann nicht mehr alle Fasern meines Körpers gegen seine Berührungen wehren.

Er drehte meinen Kopf in seine Richtung.

„Alles ist gut."

Dann näherte er sich mir.

Er sah ja auch nicht schlecht aus. Mich könnte es schlimmer treffen. Wahrscheinlich war ich nur so empfindlich, weil er mein Lehrer war und wir Schüler normalerweise eine gewisse Distanz zu den Lehrern bewahrten.

Fast berührten sich unsere Lippen.

Nun stell dich nicht so an.

Wahrscheinlich hatte Herr Harly recht gehabt. Ich war einfach zu verklemmt. Ich wette, andere Mädchen hätten sich nicht so.

Doch, obwohl ich wirklich versuchte mir all das einzureden, konnte ich die Träne, welche aus meinen Augen floss, als er seine Lippen auf meine legte, nicht halten.

Ich versuchte es. Doch sie glitt unaufhaltsam meine Wange herab, bis sie auf den Boden fiel und dort zerschellte.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt