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Ich antwortete nicht. Keine Ahnung wieso. Vielleicht hoffte ich, dass Herr Harly dachte sich verwählt und ausversehen eine andere Familie namens Patrickson angerufen zu haben.

Vielleicht hoffte ich ja auch darauf, dass mein Wecker klingeln und ich aus diesem Albtraum endlich aufwachte. Noch nie würde ich mich so freuen, wenn das mechanische und viel zu laute Klingeln des Träume-Mörders mich wecken würde.

Herr Harly deutete mein Schweigen etwas anders. Er dachte wohl, dass ich mit seinem Namen nichts anfangen könnte.

„Lewin Harly. Roses Mathematiklehrer. Spreche ich mit ihrer Mutter?", ich war tatsächlich etwas erstaunt, als ich einen Hauch von Unsicherheit in seiner Stimme hörte.

„Nein, nein. Hier ist Rose.", „Guten Abend Rose.", seine Stimme festigte sich wieder.

„Ich rufe an, um einen Termin mit deinen Eltern für unser Treffen zu vereinbaren. Ich gehe davon aus, dass du ihnen schon von deinen Problemen erzählt hast, oder?"

„Ja ja, habe ich. Soll ich Ihnen meine Mutter ans Telefon bringen?",
„Ja, bitte."

„Einen Augenblick bitte.", ich drehte mich um und wollte meine Mutter rufen, aber sie stand bereits in der Wohnzimmertür. Sobald wir Blickkontakt hatten, sah sie mich fragend an.

Ich überreichte ihr das Telefon.
„Herr Harly".
Kurz sah sie verwirrt aus, bis sie sich erinnerte, wer Herr Harly war und sich Sorgenfalten auf ihrer Stirn bildeten. Sie sah nun um einiges älter aus, als vor ein paar Minuten.

„Guten Tag.", meldete sie sich und ich gab mir Mühe so schnell wie möglich das Feld zu räumen. Aus irgendeinem Grund war es mir extrem unangenehm, dass meine Mutter mit meinem Mathelehrer sprach. So ging ich in die Küche und begann den Tisch zu decken. Ich ignorierte Moms Gerede aus dem Wohnzimmer so gut ich konnte.

Ich hatte bereits Tischdeckchen, Teller, Gläser, Besteck und etwas Essen auf den hellbraunen Tisch gelegt, als sich die große Doppeltür vom Wohnzimmer öffnete, meine Mutter in die Küche trat und schaute, wie weit ich mit dem Tischdecken schon gekommen war.

Was hatten die beiden nur besprochen und weshalb mied sie meinen Blick?

Stillschweigend durchquerte sie erst das Esszimmer, dann die Küche, öffnete den Kühlschrank, nahm Tomaten und Gurken heraus und legte sie auf die blaue Küchenplatte. Wollte sie etwa nicht mit mir reden?

Nun schwang die Küchentür auf und mein mit bequemen Sachen angezogener Vater betrat die Küche.
„Wer war das am Telefon, Schatz?", fragte er meine Mutter beiläufig, während er in einer der Schubladen nach einem Messer kramte, um es Mom zu reichen, damit sie das Gemüse schneiden konnte.
„Es war Herr Harly, Roses Mathematiklehrer.", antwortete sie. Dad stoppte in seiner suchenden Bewegung und schaut auf. „Und was wollte er?"

„Anscheinend hat Rose die Wahrheit gesagt. Sie steht wirklich ziemlich schlechte in Mathe.",

„Mom, Dad ich kann verstehen, wenn ihr sauer auf mich seid...", wollte ich anfangen, doch sofort wurde ich von meiner Mutter unterbrochen.

„Sauer auf dich? Wieso sollten wir bitte sauer auf dich sein? Schätzchen. Ich bin sauer auf mich.", darauf fand ich keine Antwort.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt