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Die Tanzstunde verging wie im Flug und eh ich mich versah, klatschte Frau Scheper in die Hände und verkündete, dass die Stunde vorbei sei, wir uns sehr gut geschlagen hätten, aber dass wir unbedingt unsere Körperspannung weiter verbessern sollten.

Wir wussten, dass sie wirklich zufrieden war, da sie immer -wenn sie nichts zu bemängeln hatte- diese Kritik aussprach.

Ich lief zu der Bank, auf dem mein Handtuch und meine Flasche Wasser standen -unsere Trainerin erlaubte keine Säfte- und stellte fest, dass Herr Harly bereits verschwunden war.

Na wenigstens etwas Gutes hatte der Tag heute! Ich beeilte mich beim Umziehen und rannte ins Freie, um den nächsten Bus zu schaffen. Ich hatte keine Lust eine halbe Stunde warten zu müssen.

Tatsächlich schaffte ich ihn und ich schmiss mich alles andere als elegant -wenn das Frau Scheper sehen würde- auf einen der freien Plätze.

Es waren noch einige andere Menschen im Bus, obwohl es recht spät war und keiner mehr Unterricht hatte. Ein Junge mit schwarzen strubbligen Haaren saß zwei Reihen vor mir. Er hörte mit seinen grünen Ohrhörern Musik. So wie sein Kopf sich bewegte, war es wohl ein ziemlich schneller Beat.

Ich bemerkte etwas weiter vorne zwei Mädchen -vielleicht Zwölf oder Dreizehn Jahre- welche sich kichernd über das Handy der braunhaarigen beugten. Worüber sie wohl lachten?

Ich musste an die Zeit denken, in der ich so alt war. Ich glaube in dieser Zeit hatte ich meinen ersten Freund. Aber es war keine wahre Liebe. Ich war eigentlich nur mit ihm zusammen, weil meine anderen Freundinnen auch einen Freund hatten und schon sehr erfahren waren.

Tatsächlich gehörte ich zu den Mädchen, welche mit als Letze einen Freund hatten. Alle anderen schwärmten von ihren Freunden und wie toll das alles wäre, weshalb ich mir dachte, dass ich auch mal in die Versuchung kommen sollte.

Da kam mir dieser eine Typ -zufällig sehr gutaussehend- gerade recht. Doch dann merkte ich, wie falsch das alles war. Ich sah ein, dass ich ihn nicht liebte und nicht mit seinen Gefühlen spielen dürfte, nur um sagen zu können, dass ich einen Freund habe. Sofort nach dieser Erkenntnis machte ich Schluss. Selbst heute noch schäme ich mich für mein Verhalten von damals.

Naja, und dann kam er. Dylan Black. Das einzige Überbleibsel an die damalige Zeit ist die Gänsehaut, die sich auf meiner Haut bildet, wenn ich ihn sehe oder seinen Namen höre. Er war mein ein und alles.

Gott, wie ich diesen Typen geliebt habe!

Das einzige Problem war, dass er mich nicht liebte. Ja, wir waren gute Freunde. Ja, wir unternahmen hin und wieder etwas zusammen. Ja, er baute immer wieder Körperkontakt zu mir auf. Aber das tat er mit allen.

Ich hatte nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie das funktionieren sollte. Und dann kam er. Innerhalb weniger Sekunden war es um mich geschehen. Es war diese Art Liebe, die es nur einmal in deinem Leben gibt. Keine alberne Jugendliebe, Romanze oder sonstiges der Art. Es war die reinste Form der Liebe.

Und das alles hört sich so kitschig an, aber das war es auch. Jeder Mensch sollte so bedingungslos lieben.

Vielleicht war er nicht so hübsch wie mein erster Freund. Er hatte nicht sonderlich viele Muskeln und auch keine Wangenknochen, wie es sich einige Mädchen wünschten. Doch ich liebte alles an ihm.

Ich wurde wahnsinnig mit der Zeit. Immer wieder machte ich mir neue Hoffnungen, die auch gleich wieder zerstört wurden. Mal war ich glücklich, dann traurig, dann wütend und dann wieder glücklich. Meine Verzweiflung zerfraß mich von Innen aber ich wollte mit niemandem darüber reden.

Wenn mich heute jemand fragt, ob ich wüsste, was es heißt Schmerzen zu haben, ohne körperlich berührt wurden zu sein, dann erinnere ich mich immer an ihn. Dylan Black. Der Junge, für den ich alles getan hätte. Für den ich von einer Klippe gesprungen wäre. Für den ich hundert Tode gestorben wäre.

Ich erinnere mich an ihn und daran, dass ich nicht genug für ihn war.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt