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Es wird schwer sein Dylan von mir fern zu halten. Das war mir schon klar, als Herr Harly mir verständlich gemacht hatte, dass er die Beziehung zwischen Dylan und mir nicht dulden würde.

Doch nun war es nahezu unmöglich ihn einfach abzuservieren.
Das war ihm gegenüber nicht fair, mal ganz zu schweigen von meinen Gefühlen für ihn.

Dennoch ignorierte ich seine Nachrichten das Wochenende über. Wahrscheinlich hatte der Traum, in dem Herr Harly Dylan in den Kopf schoss, nachdem er ihn verprügelt hatte, erheblich zu dieser Entscheidung beigetragen.

Ich war das gesamte Wochenende nicht rückfällig geworden. Nicht einmal hatte ich geweint und ich glaubte, dass der Kuss von Dylan daran schuld war.
Ich bin stark geblieben und deshalb war ich stolz auf mich.

Ich saß gerade an meinen Geografie-Hausaufgaben als das Telefon klingelte. Meine Mutter ging ran und rief nach einigen Sekunden meinen Namen. Ich seufzte, stand auf und lief zu ihr. Fragend sah ich sie an. Zur Antwort drückte sie mir den Hörer in die Hände und flüsterte stumm den Namen meines Lehrers.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Blick panisch war, aber meiner Mutter fiel das nicht auf und sie ließ mich alleine.

Ich atmete tief durch. Ich spürte das Zittern, welches meinen ganzen Körper durchfuhr und der Heulkrampf, der sich in meiner Brust zusammenbraute.

„Ja?", fragte ich ausdruckslos.

„Rose. Bist du es wirklich?"

„Was wollen Sie?

„Ich- ich wollte deine Stimme hören."

„Sie haben mich nur zwei Tage nicht gesehen."

„Ja, aber verstehe mich doch bitte. Ich bin hier alleine in meiner Wohnung und sterbe bald vor Einsamkeit. Kannst du nicht einfach zu mir kommen? Bitte?"

„Heute ist Sonntag", bemerkte ich kühl.

„Liebe kennt keine Wochentage."

Angewidert hielt ich den Telefonhörer von mir weg. Dann fiel mir auf, dass ich Herrn Harly damit auch nicht loswerden würde.

„Ich kann nicht.", sagte ich und legte auf.

Der spinnt doch!

Ich versuchte das Zittern, welches sich noch nicht gelegt hatte, zu ignorieren.
Die Schlafzimmertür meiner Eltern knallte ich zu und rannte in mein Zimmer.
Mein Brustkorb hob und senkte sich viel zu schnell und ich versuchte mich zu beruhigen.

Alles ok! Du bist hier in Sicherheit.

Das versuchte ich mir klarzumachen. Aber stimmte das? War ich wirklich in Sicherheit? Würde er mich nicht überall finden?

Ein Schluchzer entfuhr meinen Lippen und ich presste beide Hände auf meinen Mund.
Ich versuchte mir alles Mögliche einzureden aber es war so, als würden die Sätze in meinem Kopf zwar gebildet aber nicht verstanden werden.

Ich hatte solche Angst. Was würde er noch mit mir tun?
Meine Hände lagen immer noch auf meinen Mund und ich fühlte Tränen an meinen Fingern.
Das war es wohl mit dem Tapfer sein. Ich dachte, ich wäre stark genug gewesen, nicht mehr zusammenzubrechen.

Doch ich war schwach und das war mir so peinlich.
Nach einigen Minuten stillen Weinens hatte ich mich einiger Maßen beruhigt.
Ich schmiss mich in mein Bett und starrte ins Leere.

Wieder einige Minuten später klopfte mein Vater an die Tür.

„Du hast Besuch.", er sah skeptisch aus, was mich darauf schließen ließ, dass nicht Dylan dieser Besuch war.
Im Treppenhaus hörte ich meine Mutter mit jemandem reden.

Die Stimme...war so tief. Es konnte keiner meiner Klassenkameraden sein.
Dann traf es mich wie ein Blitz.
Er hatte mich gefunden. Er wusste, wo ich wohne und ist nur wenige Meter von mir entfernt.
Herr Harly

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt