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Da dieser Kuss völlig unerwartet kam, verkrampfte ich mich anfangs. Doch so schnell ließ er nicht locker. In der Zeit, in der ich begreifen musste, was hier eben geschah, arbeitete er eben alleine.

Mit einer Hand strich er über meine Haare, die andere Hand platzierte er auf meiner Taille und brachte mich dazu aufzustehen. Er selber erhob sich ebenfalls, während wir uns weiter küssten.

Mein Gehirn hatte ausgesetzt, doch ich wusste, dass dieser Kuss viel leidenschaftlicher, viel intensiver war, als es bei Julian der Fall gewesen war. Ja, in dem Moment gingen meine furchtbaren, nicht zu unterdrückenden Gedanken an Julian.

Ich spürte wie seine Hand erst ein Stück unterhalb meiner Taille rutschte, dann stoppte und in die entgegengesetzte Richtung wanderte. Sie erreichte binnen Sekunden den Saumen meines Shirts.

Ich fragte mich wie seine Bewegungen so sicher und doch sanft sein konnten, obwohl er doch gar nicht in diese Richtung blicken konnte.

Er war dabei mein Shirt langsam nach oben zu schieben als ich, auf Höhe Bauchnabel „Stop", rief und ihn weg von mir drückte.

Erst schaute er verwirrt, dann leuchtete es ihm ein. Er riss den Mund auf und seine Wangen verfärbten sich dunkelrot.

„Es tut mir so leid! Ich hatte mich nicht unter Kontrolle. Man, Rose... du... du hast etwas an dir, was mich verrückt macht. Ich kann mich nicht mehr kontrollieren und dann überstürze ich alles. Himmel, habe ich dich bedrängt? Es tut mir so leid.", tatsächlich fragte ich mich wie er jetzt noch so viel reden konnte. Ich, für meinen Teil war komplett außer Atmen und musste ihm mit einem Handzeichen zu verstehen geben, dass ich die nächsten Minuten nicht fähig sein könnte, ihm zu antworten. Er verstand mein Signal und leitete mich zu meinem Drehstuhl, auf welchen ich mich fallen ließ. Dann atmete ich tief durch.

„Ist nicht das erste Mal, dass ich einem Mädchen den Atem verschlage.", der Witz kam vorsichtig, aber sobald er mein Grinsen wahrnahm, erwiderte er es doppelt so breit.

Nach einigen Augenblicken, als mein Atem flacher ging, fragte er mich nochmals vorsichtig, ob er mich bedrängt hätte.

„Nein, das hast du nicht. Es kam nur ein wenig überraschend. Außerdem sind wir nicht zusammen und das war unser erster Kuss. Da muss man nicht gleich auf Große und Ganze gehen, weißt du?"

Er ließ den Kopf hängen, was mir schon wieder leidtat.

„Und wenn du meine Freundin wärst, würdest du es dann erlauben?"

„Ich denke schon", sagte ich, unsicher, worauf er hinauswollte.

„Das ist ein Ansporn für mich", seine Augen funkelten.

„Soll das heißen, dass du nur mit mir zusammen sein wölltest, damit du mich ablecken könntest?"

Er schmunzelte wegen meines herausfordernden Gesichtsausdruckes.

„Nein, soll heißen, dass ich alles dafür tun würde, um dir nah zu sein."

Ich gab einen Würgelaut von mir.

„Zu kitschig?"

„Auf jeden Fall"

Er hob, sich ergebend seine Hände. „Ich versuch mich zu bessern. Wird nie wieder vorkommen, Gnädigste."

„Übertreibe es bloß nicht, Black", flüsterte ich und setze mich wieder auf meine Bettkante.

Wieder näherte er sich mir und beugte sich so tief herunter, dass wir auf Augenhöhe waren. „Sonst was?"

„Du würdest es mit einer wütenden Frau zu tun bekommen. Willst du das wirklich?"

Er machte einen gespielt geschockten Gesichtsausdruck. „Oh nein. Alles bloß nicht das!"

Ich kicherte. „Na also!"

Ich erhob mich und schubste ihn in Richtung Tür.

„Und jetzt solltest du gehen, du Esel", sagte ich vergnügt.

Bei dem Versuch einen Esel zu imitieren, scheiterte er kläglich.

Als er einige Minuten später seine Schuhe anzog, merkte er wie ich ihn beobachtete.

„Was ist denn los?"

„Wie viele Freundinnen hast du schon gehabt?"

Man sah ihm an, dass ihn meine Frage überraschte.

„Weshalb fragst du?"

„Es schien vorhin so, als würdest du genau wissen, was du tust. Du wirktest kontrolliert und sicher. Du wirktest erfahren."

Er kratze sich am Kopf.

„Naja, mit der Zeit sammelt man die ein oder andere Erfahrung."

„Geht das in Zahlen?"

Nun wirkte er genervt, „Ich weiß nicht. Ein paar waren es schon."

„Hast du sie geliebt?"

Die Antwort kam blitzschnell, „Nein."

Ich sah nach unten.

„Meine Gefühle für die anderen Mädchen waren nichts im Vergleich zu meinen Gefühlen, die ich jetzt für dich habe, Röschen."

Er versuchte mir näher zu kommen, aber ich drückte ihn mit einer Hand auf seiner Brust weg.

„Dylan. Bitte. Ich brauche noch Zeit. Die letzten Wochen und Monate waren verwirrend und ich will wirklich nichts überstürzen."

Er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen wie enttäuscht er war. Doch ich merkte es trotzdem.

„Es ist ok, Röschen. Lass dir alle Zeit der Welt. Ich warte auf dich."

Mit diesen Worten verließ er das Haus meiner Eltern und ich sah ihm hinterher, wie er und sein Schatten immer kleiner wurden und mit der untergehenden Sonne verschwanden.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt