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Als wir auf dem Flur waren, kniete ich mich vor Erschöpfung hin. Das war zu viel für meinen Körper gewesen.

Durch das Husten tat nun mein Hals weh und ich hatte furchtbaren Durst. Als hätte er meine Gedanken gelesen, kramte Julian ein paar Geldstücke aus der Hosentasche seiner blauen Jeans und ging den Flur runter, zum Getränkeautomaten.

Er kam mit stillem Wasser zurück. Nicht meine erste Wahl und doch berührte mich diese selbstverständliche Geste von ihm. „Danke.", krächzte ich und sofort fingen meine Wangen an zu glühen.

Schnell nahm ich einen Schluck
Wasser, um meinen Patzer zu überspielen. So ungeschickt wie ich war, verschluckte ich mich aber daran und bekam einen noch größeren Hustenanfall.

Ich sah genau, wie Julian sich ein Kichern verkneifen musste.
Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte und meiner Stimme wieder zutraute, normal zu klingen, beantwortete ich seine Frage, ob es mir nun besser ginge.
„Ja, es geht schon."
Danach schwiegen wir erstmal.

„Warum nimmst du es dir immer so zu Herzen, wenn du eine schlechte Note bekommst?", sein Blick war mitleidig, doch aus seiner Stimme hörte ich die pure Sorge.

„Ich will einfach für niemanden eine Enttäuschung sein."
Ich rieb mit meinem Handrücken über die Augen. Ich war vollkommen fertig und wollte einfach nur in mein Bett.

Inzwischen stand ich wieder, aber nur einige Sekunden. Es kostete zu viel Kraft, weshalb mir der Boden lieber war, trotz seiner Kälte.
Ich lehnte mich gegen die harte Wand und dachte reumütig an mein schönes, warmes, kuscheliges Bett zu Hause.

Ich schloss für den Moment meine Augen aber öffnete sie ruckartig, als ich das schleifende Geräusch eines Pullovers an der Wand hörte und drehte meinen Kopf so, dass ich sah, dass Julian sich ebenfalls gesetzt hatte und nur einige Zentimeter von mir weg saß.

Auf einmal fühlte ich mich unbehaglich. Wir beide waren lange nicht mehr so ungestört gewesen. Er sah mir tief in die Augen, als er sprach: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du jemals für jemanden eine Enttäuschung sein könntest."

Mein Herz schmolz dahin. Doch da ich nicht wusste, was ich antworten solle, hüstelte ich und auf einmal war die Grünpflanze gegenüber von uns sehr interessant.

Ich kannte mich nicht mit Pflanzen aus. Keine Ahnung wie dieses Exemplar hieß, aber es hatte längliche Blätter in verschiedenen Grüntönen, die wild abstanden.

Die Pflanze war vielleicht einen Meter hoch aber der massive Blumentopf ließ mich erahnen, wie kräftig die Wurzeln sein mussten. Der arme Mensch, der dieses Ding umpflanzen musste. Es sah ja nicht einmal schön aus. Genauso langweilig und eintönig wie die Schule.

„Kann es sein, dass du den Drachenbaum interessanter findest als mich?", fragte Julian scherzhaft.

Natürlich wusste er, wie der Baum hieß! Wäre auch komisch gewesen, wenn es nicht so wäre.
„Nein. Ich habe mir nur überlegt, dass ich mir ja so eine Pflanze auch mal in mein Zimmer stellen könnte. Es ist ja noch sehr weiß und dann wird es etwas grüner und... pflanziger."

Ich hätte mich selber schlagen können. Pflanziger? Wirklich?
Ich wollte Julians Reaktion auf meine verhunzte Sprache nicht sehen und dennoch bemerkte ich das breite Grinsen auf seinem Gesicht. So ein Idiot!
Doch ehe ich eine fiese Bemerkung machen konnte, hörte ich Schritte. Ich drehte meinen Kopf und erblickte den Verursacher des Geräusches.

Herr Harly.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt