|*|Thorin|*|

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~Auf dem Rabenberg/Freya~

Kili schubste mich grob in eine Ecke, in der ich mich versteckte.
Zur selben Zeit zogen alle ihre Schwerter und begannen gegen die Anwesenden Orks zu kämpfen.
Erst als auch der letzte bewegungslos auf dem Boden lag, beruhigten sich alle ein wenig und ihre schnelle Atmung verlangsamte sich.
Ich trat aus der Ecke heraus, mit dem Dolch in meiner Hand und sah, wie Thorin an das Ende der überragenden Steinplatte ging und hinüber zu einem weiteren Turm blickte.
Zwischen den beiden Türmen befand sich eine Art eingefrorener See, mit dem dazugehörigen eingefrorenen Wasserfall.
Unsicher trat ich zu ihm und schaute nach unten.
Es war nicht tief und sehr breit war die gefrorene Fläche ebenfalls nicht, doch ganz wohl war mir bei der Sache nicht.
„Wo ist er?" Fragte Thorin leise und kniff kurz seine Augen zusammen.
„Du sprichst von Azog", stellte ich fest.
Thorin schaute verwirrt zu mir herüber, was ich nur mit einem Schulterzucken hinnahm: „Du willst der Schlange den Kopf abschlagen. Thorin... du solltest mittlerweile wissen, dass ich nicht auf den Kopf gefallen bin."
Er betrachtete mein neckisches Grinsen.
„Du bist eine Verräterin", stellte er fest.
Leicht legte ich meinen Kopf zur Seite: „Oh nein. Ich habe für dich gebürgt. Für Thorin Eichenschild. Nicht für den bösartigen König von Berg. Du hattest dich verändert und bekamst es nicht einmal mit... verstehst du? Doch es scheint mir, als wären dir wieder die Augen geöffnet worden. Also... ich stehe in ihrem Dienst... König von Berg", bei meinen letzten Worten knickste ich spielerisch vor ihm, was Thorin zum Lächeln brachte.
„Ich war tatsächlich nicht bei Sinnen und weiß es zu schätzen deine Treue zu haben, Freya."
„Dann lasst uns mal den Schlagenkopf finden", sagte ich aufmunternd..
Ich war froh, dass ich mich mit Thorin aussprechen konnte.
Auch wenn er hitzköpfig, unberechenbar und stur war, hatte ich doch etwas übrig für ihn.

„Es sieht verlassen aus. Ich glaube Azog ist geflohen", hörte ich Fili sagen.
Ich sah, wie Thorin schwer schluckte und seinen Blick nicht löste: „Ich glaube nicht."
Mit Schwung drehte er sich um und ging auf Fili zu.
Auch ich drehte mich um und sah, dass Kili und Fili vor uns standen?⬆️
„Fili... Nimm deinen Bruder mit. Sucht die Türme ab. Lasst euch nicht sehen und bleibt in Deckung. Wenn ihr auf etwas stoßt, meldet euch. Greift nicht an. Verstanden?"
Fili und Kili lauschten Thorins Worte.
„Dwalin", sagte Thorin und blickte auf.
Es war der Zwerg, mit der Halbglatze aber doch langen Haaren.
„Wir kriegen Besuch", kam es von ihm und er blickte nach hinten.
Die anderen folgten seinem Blick, auch ich.
„Orksöldner", fügte Dwalin noch hinzu.
Unbeschreibliche Kreaturen kamen auf uns zu gerannt und ich umfasste meinen Dolch fester.
Ich wollte mich nicht verstecken, doch es blieb mir keine andere Wahl.
Was sollte ich nur tun?
Ich erinnerte mich zurück an Gandalfs Worte.
Ich solle nicht in die Hände dieser Biester geraten, doch dafür war ich irgendwie am falschen Ort.
Irgendwo schlich hier der Anführer der Orks herum, mit mehreren Marionetten.
Was wohl passieren würde, wenn sie mich bekämen?
Gandalf sprach nur jedes Mal davon, dass das für uns alle nicht gut enden würde, doch wie genau das gemeint war wusste ich nicht.
Ich kann das Leid sehen, doch was würde ihnen das bringen?
Ging es überhaupt darum oder hatten sie ein ganz anderes Ziel?•

Ruckartig wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Dwalins Stimme wieder erklang: „Nicht mehr als Hundert."
„Um die kümmern wir uns. Geht", Thorin drängte Fili und Kili weg, bevor er sich mir zu wendete: „Verstecke dich!"
„Aber-."
„Sofort", unterbrach er mich und schaute mich eindringlich an.
Meine Augen wanderten zu den Biestern, die auf uns zu kamen, bevor ich kehrt machte und mir eine Nische suchte, in der ich mich versteckte.
Nur kurze Zeit später erklangen die ersten Kampfgeräusche.
Ich hörte, wie Metall auf Metall traf und das dumpfe Geräusch, wenn ein Körper auf den Boden fiel.
Ich blickte hinter mich und konnte sehen, wie Fili und Kili gebückt den eingefrorenen See überquerten.
Ich hoffte so sehr, dass ihnen nichts geschehen würde.

~In Thal~
Thranduil schritt durch die am Boden liegenden Körper.
Viele seiner Elben waren darunter, was er mit geschocktem Blick feststellen musste.
Es war still, nur ein paar Schritte aus weiterer Entfernung waren zu hören.
Es war so still, dass man meinen könnte, man würde die Schneeflocken herunter rieseln hören.
Sie legten sich auf alles, was nicht geschützt war.
Viele der Blutlachen zeichneten sich auf dem weißen Schnee ab.
Sie stachen förmlich hervor, was alles noch viel grausamer machte.

Ein braunhaariger Elb kam auf den König zu gerannt.
Er hielt ein Schwert in der Hand und blickte aufmerksam zu Thranduil.
Mit großen Augen starrte der König auf die vor sich liegenden Elben: „Ruft meine Männer zurück."
Der braunhaarige zog ein Horn und bließ hinein.
Ein sehr lauter, tiefer Ton ertönte.

Gandalf drängelte sich im Laufschritt durch die Masse an Menschen, die ihm entgegen kamen.
„Mein Herr", rief er, als er Thranduil entdeckte: „Schickt eine Truppe zum Rabenberg. Die Zwerge werden bald überrannt. Thorin muss gewarnt werden."
Gandalf schaute bittend in das mit schwarzem Blut verschmierten Gesicht des Königs.⬆️
Mittlerweile hatten sich mehr Elben um den König versammelt und lauschten dem, was Gandalf von sich gab.
„Bitte... warnt ihn ruhig", Thranduil ging an Gandalf vorbei: „Ich habe genug Elbenblut zur Verteidigung, dieses verfluchten Landes vergossen. Schluss damit."
Sein Gesicht war vor Zorn verzerrt.
„Thranduil", rief ihm Gandalf bittend nach, doch er schenkte ihm keine Beachtung mehr.
„Ich gehe", ertönte Bilbos Stimme.
Er stand etwas abseits und schaute mit entschlossenem Blick zu Gandalf.
„Mach dich nicht lächerlich", der Zauberer ging auf den kleinen Mann zu: „Das schaffst du nie."
Bilbo kam ihm entgegen: „Warum nicht?"
Die Augenbrauen des Zauberers wanderten nach oben und es zeigten sich viele Sorgenfalten auf seiner Stirn: „Weil sie dich kommen sehen und dich töten werden."
„Werden sie nicht", versicherte Bilbo ihm.
Gandalf öffnete leicht seinen Mund, bevor er ihn kurz darauf wieder schloss.
„Sie werden mich nicht sehen", fügte Bilbo mit einem Schulterzucken hinzu.
„Das kommt nicht in Frage", sagte Gandalf eindringlich: „Ich erlaube es nicht."
Bilbos Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln: „Ich bitte nicht um Erlaubnis, Gandalf."
Der Zauberer verzog leicht den Mund.
Er wusste Bilbo würde es tun, egal was er machen würde.
Bilbo schluckte und drehte seinen Kopf ein paar mal zur Seite, nach vorne und nach hinten, bevor er sich umdrehte und los lief.

Meleth Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt