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„Wir sollten die Nacht hier bleiben", hörte ich Legolas sagen, was uns alle dazu brachte anzuhalten.
Dankend sah ich Legolas an, der mir deutlich meine Erschöpfung ansah.
„So wird der Abstand immer größer zu ihnen", entgegnete Aragorn und wollte weiterlaufen, doch Legolas rührte sich nicht.
„Wir laufen bereits seit mehreren Tage, wir brauchen eine Pause", sagte er strenger als zuvor und sah Aragorn mahnend an.
Dieser seufzte ergeben auf und kam zurück zu uns: „Du hast recht. Wir werden hier heute nächtigen."
Schnell bauten wir uns ein kleines Lager auf und entzündeten ein Feuer, an dem wir uns wärmten.
Sofort kugelte ich mich zusammen und schloss meine Augen, um ein wenig zu schlafen.
Ich wusste, dass diese Orks immer noch hinter mir her waren, doch in der Gegenwart der drei fühlte ich mich sicher.
Meine Gedanken schweiften ab und meine Atmung wurde immer gleichmäßiger.

Mein Blick fiel auf Gandalf, der mitten auf der Brücke stehen blieb und dem Dämon ins Auge blickte.
„Du kannst nicht vorbei", hörte ich ihn laut sagen.
„Gandalf!" Kam es fast zeitgleich aus Frodo und meinem Mund.
Dieses Wesen richtete sich zu seiner vollen Größe auf und entflammte.
Gandalf hob seinen Zauberstab, welcher stärker erleuchtete und hielt ihn schützend vor sich.
Auch dieses Wesen zog eine Art Schwert, welches nur aus Feuer zu bestehen schien.
Es kreuzte seines mit dem des Zauberers, was eine Flutwelle aus Licht erzeugte.
Das Ungetüm trat einen Schritt auf den Zauberer zu, was die Brücke zum Einsturz brachte und das Ungeheuer in die Tiefe riss.
Gandalf stand auf dem noch vorhandenen Teil der Überführung und wollte zu uns, als ihn plötzlich etwas am Fuß packte und er zurück gezogen wurde.
Der Zauberer rutschte herunter und hing am Abgrund, wo er sich mit aller Kraft festhielt.
Vor Schreck schrie ich auf.
Ich wollte zu ihm, doch etwas hielt mich an Ort und Stelle gefangen.
Schluchzend zappelte ich und probierte mit aller Kraft einen Fuß vor den anderen zusetzen, doch gelang es mir nicht.
„Wir müssen ihm helfen!" Schrie ich und probierte frei zukommen.
„Gandalf!" Hörte ich Frodo neben mir schreien.
Meine Augen waren auf den Zauberer gerichtete, der sich wieder nach oben ziehen wollte.
Ich bangte und hoffte, dass er es schaffen würde, doch seine Kraft schien nicht zureichen.
Er hörte auf zu kämpfen und sah zu uns.
„Flieht ihr Narren", sagte er, bevor er losließ und im Abgrund verschwand.
„NEIN!" Schrie ich voller Schmerzen auf und wehrte mich noch stärker gegen die Macht, die mich festhielt.

Ein Laut entkam meinem Mund und ich riss meine Augen vor Schreck auf.
Über mir beugte Legolas, der mich besorgt ansah.
Ich schluckte kurz, bevor ich meine Augen umher wandern ließ und verstand, was geschehen war.
„Nur ein Traum", sagte ich schnell und setzte mich auf.
Legolas rutschte wieder ein Stück von mir weg und ich wischte mir einmal über mein Gesicht, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können.
„Du hast stark gezittert, bevor du begonnen hast um dich zu schlagen", erklärte er mir und ich sah auf den Boden.
„Die anderen haben es nicht mitbekommen", ergriff er wieder das Wort und ich sah mich suchend um.
Gimli entdeckte ich schnarchend an einem Baum sitzen, doch Aragorn fehlte.
„Er sucht die Umgebung nach möglichen Hinweisen ab", beantwortete er mir meine ungestellte Frage und ich nickte dankend.
Legolas rappelte sich neben mir auf und sah mich von oben herab an: „Probiere wieder zu schlafen, du brauchst die Kraft."
Nickend sah ich ihn an und lehnte mich zurück.
„Bevor wir morgen aufbrechen werde ich dir zeigen, wie man richtig kämpft", erklärte er mir und trat aus dem Licht, des Feuer in den Schatten des Waldes.
Ohne das ich ihm hätte antworten können, verschwand er und ließ mich zurück.
Erschöpft lehnte ich mich wieder ein Stück nach vorne, um der Wärme des Feuers so näher zu sein.
Ich rieb meine kalten Finger aneinander, bevor ich diese zurück unter den Umhang zog.
Mein Blick lag stets auf dem Feuer vor mir.
Die Flammen bissen sich in das Schwarz der Nacht und hinterließen kurzzeitig ihre Spuren, bevor sie wieder verschwanden.
„Freya", flüsterte plötzlich eine tiefe Stimme und ich sah verwirrt um mich.
„Komm zu mir", sagte sie leise und ich sah zurück in das Feuer.
Die Flammen hatten sich verändert und zeigten mir mit einem Mal das Auge Saurons.
„Komm zu mir und du bewahrst deine Freunde vor einem schrecklichen Unheil", sprach die Stimme weiter zu mir.
„Was für ein Unheil?" Fragte ich ängstlich nach und sah gebannt in die Flammen.
Plötzlich war es wieder, als würde ich in den Spiegel schauen, den mir Galadriel gezeigt hatte, und ich atmete hörbar ein.
Ich sah Frodo, wie er am Fuße des Schicksalsberges lag.
Seine Hand griff verzweifelt nach oben und sein Blick schien leer.
Hinter ihm tobte eine ungeheure Schlacht, die meine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Meine Augen erfassten Legolas, welcher sich tapfer gegen die vielen Orks wehrte.
Doch das eine Mal achtete er nicht ganz auf seine Umgebung hinter sich und schon bohrte sich ein Schwert durch seinen Körper.
Ich schrie panisch auf und beobachtete das Ganze Szenario.
Mit kalten, leblosen Augen fiel er zu Boden und blieb dort liegen.
Ich hoffte so sehr er würde wieder aufstehen, doch es passierte nichts.
Die Schlacht ging weiter und er war für die anderen nur einer der vielen Toten.
„Siehst du das? Nicht nur er wird sterben... sie alle werden sterben... es sei denn, du entscheidest dich für mich. Ich würde sie leben lassen und verschonen", sprach die Stimme zu mir.
„Nein!" Sagte ich laut: „Das ist alles nicht real. Wir schreiben unsere Lebensgeschichte selber! Das ist nur ein Trick!"
Ich presste meine Augenlider aufeinander und drückte mir meine Hände auf meine Ohren, um so die Stimme aus meinem Kopf zu bekommen.
„Und die Schuldgefühle?" Sprach die Stimme trotz meiner Versuche weiterhin zu mir: „Du hast geschworen bei ihm zu bleiben, die Bürde gemeinsam mit ihm zutragen, doch ist er in Mordor und du nicht. Du hast versagt."
Sauron hatte recht, was das betraf.
Ich hatte ihn einfach ziehen lassen und nun waren er und Sam auf sich alleine gestellt.
Würde ihm etwas zustoßen, würde ich mir das niemals verzeihen.
Ich hatte ihn gar nicht probiert davon abzuhalten einfach zu gehen und das ärgerte mich am meisten.
„Ich könnte dir all die Sorgen nehmen."
Hektisch begann ich meinen Kopf zu schütteln und wandte den Blick mit aller Kraft ab.
Nach einiger Zeit sah ich wieder vorsichtig zu dem Feuer, welches nun wieder normal schien.
Ich atmete erleichtert aus und sah nachdenklich auf meine Hände.
Seine Worte verunsicherten mich und ließen mich skeptisch werden.
Ich würde niemals freiwillig auf seine Seite gehen, da wir ich mir sicher, denn seinem Wort konnte man nicht vertrauen und trotzdem hatte er Zweifel in mir gesät.
Um diesen Gedanken auszuweichen stand ich langsam auf und streckte mich.
Ich musste jetzt etwas tun, um mich abzulenken.
Als ein Ast knackte zuckte ich erschrocken zusammen und drehte mich abrupt um.
Legolas kam grinsend auf mich zu und ich sah ihn böse an: „Das hast du doch mit Absicht gemacht."
Er drehte sich leicht von mir weg und warf neue Äste auf das Feuer: „Vielleicht."
Böse verschränkte ich meine Arme vor meinem Körper, sagte aber nichts.
Er richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf und sah mich mahnend an: „Du solltest doch schlafen."
Beschämt sah ich auf meine Hände: „Ich... Erst der Traum u-und..."
Legolas trat einen Schritt auf mich zu und legte zwei Finger unter mein Kinn und zwang mich so ihn anzusehen: „Was ist passiert?"
Ich sah in seine blauen Augen, die durch das Mondlicht Silber schienen.
Kurz atmete ich ein und schloss die Augen, bevor ich ihm alles erzählte.
Naja, nicht alles, dass was Sauron mir gezeigt hatte, ließ ich aus und ging nur auf seine Worte ein.
Ich wusste nicht, was es war, doch etwas hielt mich davon ab, ihm genaueres über die angebliche Zukunft zu erzählen.

Meleth Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt