(/)Silber(/)

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Die Sonne war bereits untergegangen und die einzigen Lichtquellen waren nun die Fackeln, welche an jeder Ecke hingen.
Ich saß an eine der Säulen und betrachtete meine Hände, welche die Elbenklinge drehten.
Die Flammen der Fackeln spiegelten sich in ihr und tränkten sie so in einem Orange.
Manchmal ließ ich meinen Blick über die riesige Ebene vor mir schweifen, mit dem Gedanken gleich die Truppen zu sehen, doch waren sie nicht da.
Vor jedem Blick nach unten grauste es mich, doch war ich umso erleichterter, wenn es sich nicht bewahrheitete und doch ich, dass es mich umso schlimmer treffen würde, wenn es denn soweit war.
Plötzlich ertönte eine Art Horn und ich sprang ruckartig auf.
Ich sah hinunter auf die Ebene und atmete schockiert ein.
„Elben", hauchte ich und setzte mich schnell in Bewegung, um zu ihnen zu laufen.
Das Tor öffnete sich bereits und die Elben traten ein.
Mit geöffnetem Mund sah ich zu ihnen und konnte es einfach nicht fassen.
Als ich dann auch noch ein bekanntes Gesicht entdeckte, lachte ich freudig auf.
Es waren Elben aus dem Reich Lothlórien.
Der Hauptmann, welcher an der Spitze lief, hatte uns damals zu Galadriel gebracht und war mir daher ein bekanntes Gesicht.
Ich erblickte den König, Théoden, vor welchem diese jetzt Halt machten und probierte den Wortwechsel zu hören, doch war ich dafür zu weit entfernt.
Plötzlich traten Aragorn, Legolas und Gimli zu diesen.
Bei dem Anblick des Prinzen wandte ich bitter den Blick ab und lief hinein in die Halle.
Die Freude war verschwunden und das komische Gefühl in meinem Inneren kehrte zurück.
Plötzlich interessierte mich die Unterhaltung nicht mehr, denn ich ertrug den Anblick des Elben nicht.
Genau aus diesem Grund befand ich mich nun in der Halle und blickte mich um.
Waffen befanden sich in dieser und auch Rüstung.
Ich griff nach einem Kettenhemd.
Dieses war mir zu lang, weswegen ich einen Ledergürtel nahm, diesen mir um die Taille band und damit das Hemd fixierte.
Dazu griff ich nach einem Schwert und befestigte dieses an dem Leder.
Ich blickte an mir herunter und sah, dass trotz des großen Hemdes mein zierlicher Körper zum Vorschein kam.
Ich strich mir meine Locken aus dem Gesicht und da schoss mir eine Idee in den Kopf.
Ich griff erneut nach einem Lederband, doch zerschnitt ich es, sodass ich mir damit einen Zopf binden konnten.
So waren meine braunen Locken aus meinem Gesicht und störten mich nicht mehr.
Als ich dann fertig war, trat ich wieder hinaus, bis ich mich auf dem Treppenabsatz befand.
Erst binnen Sekunden später merkte ich, dass sich noch immer die Massen an Elben, der König, Legolas, Aragorn und Gimli am Fuße der Treppe befanden und mich anstarrten.
Besonders merkte ich die Augen der beiden Elben auf mir.
„Wie eine Göttin", hörte ich Gimli staunend sagen und blickte an mir herab.
Das Hemd funkelte dank des Mondlichts und wirkte wie flüssiges Silber an mir.
Meine Hände griffen danach und ich blickte wieder auf.
Ich sah, wie sie alle schwer schluckten, bevor sie schnell ihren Blick abwandten, nur die Blicke des Generals und des Prinzen hafteten weiterhin auf mir.
Die Situation war mir unangenehm, weswegen ich schnell die Flucht antrat und die Mauer entlang lief.
„Entschuldigung", ertönte eine Stimmer hinter mir und ich drehte mich um.
Der Hauptmann stand hinter mir und hielt mir seine Hand hin.
Ich griff nach dieser und er hauchte einen leichten Kuss auf meine Hand.
„In Angesicht dieses Krieges würde ich gerne Ihren Namen erfahren, bevor es zu spät sein könnte", sagte er leise und betrachtete mein Gesicht.
Von ganz alleine zogen sich meine Augenbrauen zusammen und ich sah den Mann vor mir verwundert an: „Mein Name hat keine Bedeutung in dem Ganzen."
„Da vernahm ich Galadriels Worten etwas anderes", kam es lächelnd zurück.
„Und selbst wenn", antwortete ich schulterzuckend: „Im Krieg sind wir alle gleich."
Mit diesen Worten ließ ich ihn stehen und lief die Treppe zu der vordersten Mauer herunter.
Angespannt stellte ich mich an diese und hielt das Schwert fest in meiner Hand.
"Freya", sagte plötzlich jemand leise und ich schloss die Augen.
Eher ungewollt wandte ich meinen Kopf zu Legolas.
Am liebsten wäre ich einfach wieder weggelaufen, doch zwang ich mich dazu stehenzubleiben.
"Legolas", sagte ich bitter.
Er kam einen Schritt auf mich zu: „Es tut mir leid. Ich will nicht, dass, sollte etwas passieren, wir uns im Streit trennen."
„Wir werden uns nicht trennen!" Sagte ich laut und erschüttert: „Dass du überhaupt an so etwas denken magst."
Traurig drehte ich mich von ihm weg.
„Ich würde mich besser fühlen, wenn du nicht hier wärst", sagte er leise und ich spürte seine Hände an meinen Schultern.
Vorsichtig drehte er mich um und sah mir tief in die Augen: „Ich hätte dich nicht anschreien sollen. Es tut mir leid."
Bei dem Anblick seiner blauen Augen schluckte ich schwer und nickte langsam.
Er trat noch einen Schritt näher, sodass er mir mit einen Mal ganz nah war.
Der Abstand war so gering zwischen uns, weswegen ich seinen Atem auf meiner erhitzten Haut spüren konnte.
Langsam wanderten Legolas' Hände nach oben und umfassten mein Gesicht, was mir eine angenehme Gänsehaut bescherte.
Seine Augen betrachtete mein Gesicht und auch ich konnte es nicht lassen und sah ihm auf seine Lippen.
Von ganz alleine beugte ich mich diesen entgegen.
„Legolas!" Rief jemand und wir fuhren beide erschrocken auseinander.
Peinlich berührt griff ich mir in meine Haare und drehte mich um, wo ich den General der Elben stehen sah.
„Haldir", antwortete der Prinz bitter und sah ebenfalls zu dem Elb.
„Du wirst von Aragorn erwartet."
Ich vernahm die leisen Schritte hinter mir, welche bei mir stoppten.
Vorsichtig griff eine Hand nach meiner und ich drehte mich wieder um.
„Pass auf dich auf", raunte seine tiefe Stimme.
Ich umgriff seine Hand fester: „Ich will dich heile zurück."
Er ging erneut einen Schritt, bevor er erneut neben mir stoppte.
Langsam beugte er sich hinunter zu mir und legte seine Lippen ganz leicht auf meine Wange, bevor er sich löste und davonstürmte.
Meine Hand wanderte von ganz alleine zu der Stelle, wo eben noch seine Lippen gewesen waren und eine angenehme Gänsehaut kribbelte mir auf der Haut.
„Sie müssen uns begleiten", sprachen mich plötzlich zwei Wachen von links und rechts an.
Augenblicklich packten sie mich an meinen Armen und zerrten mich mit sich.
Ich ließ das ganze ohne Gegenwehr mit mir geschehen und wartete, wo sie mich hinbringen würden.
Erstaunlicherweise zurück in die Halle, wo mich der König erwartete.
„Wir werden das Ganze hier kurz und knapp machen, verstanden? Du gehörst nicht auf das Schlachtfeld. Ich weiß von deiner Bedeutung und es bringt zu viele Risiken mit sich, dich kämpfen zu lassen. Genau aus diesem Grund wirst du dich mit in den Höhlen verstecken", begrüßte er mich.
Ich hörte ihm an, dass keine Widerrede gestattet war, doch ignorierte ich dies: „Ich kann helfen."
„Wirst du aber nicht!" Kam es nun lauter von ihm und ich zuckte leicht zusammen.
Er holte tief Luft und schien um Ruhe bemüht: „Sei nicht so starrköpfig und höre auf mich. Es ist besser so."
„Ich kann aber nicht mit dem Gedanken leben, dass Leben genommen wurden, was ich hätte verhindern können", sagte ich leise und sah zu Boden.
Der König drehte sich von mir weg und tat ein paar Schritte nach vorne: „Wir befinden uns im Krieg."
„Befinden wir uns nicht immer im Krieg?" Fragte ich leise.
Théoden drehte sich wieder zu mir: „Du wirst jetzt mit diesen Männern mitgehen. Sie werden dich in die Höhlen bringen."
„Aber-."
„Das ist ein Befehl!"
Ich schüttelte meinen Kopf und wollte etwas erwidern, doch nickte er nur mit dem Kopf zu mir, bevor mich mehrere Hände packten und aus der Halle schliffen.
Ich wehrte mich gegen die Griffe, doch hatte ich keine Chance.
Es waren dieses Mal vier Männer, welche mich trotz meiner Gegenwehr, einfach in die Höhlen trugen und dort förmlich hineinwarfen, sodass ich zu Boden ging.
Sauer warf ich meinen Kopf nach hinten, sodass sich der Vorhang aus Haaren öffnete, und blickte zu der riesigen Flügeltür, welche sich gerade schloss.
Schnell erhob ich mich wieder und lief auf die Tür zu.
Meine Fäuste trommelten gegen den Stein: „Lasst mich hier raus!"
Natürlich tat das niemand, doch bekam ich merkwürdige Blicke der anderen Anwesenden zugeworfen.

Meleth Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt