Ich wusste nicht, wie lange wir so da saßen, doch irgendwann überrollten mich die Trauer und die Kälte.
Meine Tränen verebbten, genauso wie Bilbos.
Bald schon saßen wir nur neben einander, den Blick starr auf den Boden vor uns gerichtet.
Keiner von uns beiden konnte es begreifen... oder wollte es.
Ohne das ich es wirklich bemerkte, gesellte sich Gandalf zu uns.
Auch sein Blick war voller Trauer.
Niemand sagte etwas.
Gandalf holte seine Pfeife hervor und begann diese zu säubern.
Ich drehte meinen Kopf zu ihm und beobachtete ihn dabei.
Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie Bilbo dazu ansetzte etwas zu sagen, es dann aber doch ließ.
Auch Bilbo schaute zu Gandalf, der unsere Blicke bald darauf erwiderte.
Kurz zuckte ein Mundwinkel von Bilbo nach oben und ein trauriges Lächeln zeigte sich.
Auch Gandalfs Lippen zierte so ein Lächeln.
Unsere Blicke wanderten wieder nach vorne und erst da sah ich, dass alle Zwerge hier waren.
Sie gingen langsam und mit gesenktem Kopf auf Thorin zu, der leblos am Boden lag.
Die zehn Zwerge gingen auf die Knie und verbeugten sich vor ihrem im Kampf gefallenen König.
Gandalf atmete traurig aus und sah ihnen dabei zu.
Ein lautes Horn ertönte und ließ mich hellhörig werden.
Es spielte eine traurige Melodie.
Sie war für all die, die im Kampf gefallen waren.Früher als die anderen erhob ich mich und trat vor Gandalf und Bilbo: „Ich werde nach Thal reiten. Bitte suche mich dort auf. Es ist wichtig."
Als Gandalf mir wissend zu nickte rannte ich los.
Ich suchte einen der Ziegenböcke, mit denen wir auf den Berg geritten waren.
Es dauert ein wenig, doch ich wurde fündig.
Gerade als ich mich auf ihn schwingen wollte hielt ich inne.
Etwas drückte.
Ich griff in meinen Stiefel und zog das Elbenschwert heraus.
Ich musste es da hinein gesteckt haben, als ich auf Thorin zu gelaufen war.
Wo sich der Elb wohl jetzt befand, von dem ich das Kurzschwert hatte?So schnell ich konnte ritt ich nach Thal.
Die Gassen waren verlassen und auch auf dem großen Platz befand sich niemand.
Ich stieg ab und sah mich um.
Meine Beine brachten mich zu der Stadtmauer, die den Blick auf den Berg freigab.
Dort wurde ich auch fündig.
Die Menschen standen dicht aneinander und trauerten.
Ich blieb im Hintergrund und lehnte mich an eine Mauer.
Wieder musste ich schwer schlucken.
Der Krieg war vorbei und wir hatten gewonnen.
Gewonnen.
Dieses Wort ließ die Tränen wieder aufsteigen.
Es gab im Krieg keine Sieger, nur Verlierer.
Denn wir alle verlieren etwas.
Einen Geliebten.
Freunde.
Ein Stück unseres Selbst.Die Menschentraube löste sich auf und strömte mir nun entgegen.
Ich richtete mich wieder auf und ging anderen Gedanken nach.
Ich hielt Ausschau nach einem braunen Haarschopf.
Dafür stellte ich mich auf die Zehenspitzen und drehte meinen Kopf in alle Richtungen.
Als ich ihn nicht entdeckte packte mich die Angst.
Wo war er?
War ihm etwas passiert?
Als eine Frau an mir vorbei ging hielt ich sie am Arm fest: „Verzeihung. Habt ihr Bard gesehen?"
Mein Handeln brachte mir nur eine hoch gezogene Augenbraue ein, bevor sie mich abschüttelte und weiterging.
Hektisch setzte ich mich in Bewegung und suchte weiter.
An der nächsten Ecke stieß ich mit jemandem zusammen und taumelte zurück.
Ich wollte mich bereits entschuldigen und weiterlaufen, da sah ich, wer vor mir stand.
Ich atmete glücklich aus und vor Freude stiegen mir Tränen in die Augen.
Bard überbrückte den Abstand mit zwei Schritten und schloss mich fest in die Arme.
Ich krallte mich überglücklich in seinen Mantel und weinte.
Er drückte mich noch fester an sich und streichelte mir über meine Haare.
Ich wusste nicht, wie lange wir so da standen, doch irgendwann löste er sich von mir und sah mir ins Gesicht.
Er hob eine Hand und wischte mir die Tränen von meinen Wangen.
Ich schmiegte mich in seine große Hand und schaute nach oben in seine Augen.
Er näherte sich meinem Gesicht und gab mir einen Kuss auf die Stirn, was mich die Augen schließen ließ.
„Ich habe gedacht, ich hätte dich verloren", flüsterte er und verbarg sein Gesicht in meinem Haar.
Ich begann zu lächeln.
Eine Hand an meinem Bein ließ mich nach unten blicken.
Tilda stand vor mir und blickte mich mit großen Augen an.
Hinter ihr standen Bain und Sigrid und sahen schüchtern zu uns hinüber.
Ich löste mich von Bard und hockte mich vor Tilda hin.
Auch sie sprang mir in den Arm.
Ich hob sie hoch und Bain und Sigrid kamen mit in die Umarmung.
„Wie geht es euch?" Fragte ich leise.
Niemand antwortete mir, doch alle schenkten mir ein herzliches Lächeln.
Ob es ernst gemeint war, wusste ich nicht, doch ich beließ es dabei.
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Meleth
Fanfiction•Es wird immer gesagt Elben lieben nur ein einziges Mal in ihrem Leben, danach nie wieder• Trotz der Probleme zwischen den beiden, müssen sie einsehen, dass es wichtig ist, von nun an Verbündete zu sein. Sie haben den selben Feind und das selbe Ziel...