Irgendwann stoppten wir am Fuße einer Treppe und ich wartete gespannt darauf, was nun passieren würde.
Plötzlich traten ein Elb und eine Elbin in weißen, funkelnden Gewändern zu uns und mir blieb für kurze Zeit der Atem weg, aber nicht wegen dem Anblick der beiden, sondern wegen der Elbin.
„Galadriel", hauchte ich leise und senkte ehrfürchtig meinen Kopf.
Diese bedachte mich mit einem kurzen Blick, bevor sie wieder in die Gesichter der anderen sah.
Die beiden stoppten zwei Stufen vor uns, bevor der Mann begann zu sprechen: „Hier sind neun... doch sollten zehn von Bruchtal aus aufbrechen. Sagt mir, wo ist Gandalf, denn es verlangt mich sehr mit ihm zusprechen."
Seine Stimme war tief und hatte eine beruhigende Wirkung auf mich.
Langsam hob ich wieder meinen Blick und sah Galadriel, wie ihrer zu Aragorn wanderte und dort kurz verweilte, bevor sie sagte: „Er ist in den Schatten gestürzt."
Ich konnte das leichte Nicken von Aragorn sehen und sofort kam der Schmerz zurück, doch ich probierte mich so gut es ging zusammenzureißen.
Meine Gedanken gingen zurück zu Galadriel und ich fragte mich, ob sie Gedanken lesen konnten, allein durch den Augenkontakt mit der Person.
Denn so schien es mir gerade, sie hatte Aragorn nur angesehen und schon wusste sie die Antwort.
„Eure Fahrt steht auf Messerschneide", erklang ihre zauberhafte Stimme wieder: „Geht nur um ein weniges Fehl und sie wird scheitern. Was den Untergang für alle bedeutet."
Ihre Augen gingen zu Boromir.
Sie schien seinen Blick förmlich festzuhalten, denn ich konnte die Anstrengung sehen, bis er seinen lösen konnte.
Ihre Lippen bewegten sich kaum merklich und sie schien in seinen Gedanken zu sprechen.
Ich konnte mir schon vor unserer Begegnung ausmalen, wie mächtig sie sein würde, doch so mächtig hätte ich sie nicht eingeschätzt.
„Und doch besteht Hoffnung, solange die Gemeinschaft treu ist", bei diesen Worten schweifte ihr Blick zu Sam und ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen.
Ihre Augen wanderten über unsere Köpfe: „Lasst euch das Herz nicht schwer machen. Geht nun und ruht, denn ihr alle seid erschöpft nach so viel Plage und Trauer. Heute Nacht, schlaft in..."
Ihr Blick ging zu mir und ich sah ihr direkt in die blauen Augen.
Sofort verschwammen ihre Worte und eine andere Stimme setzte sich in meinem Kopf fest: „Willkommen Freya."
Sie drehte ihren Kopf zu mir und riss plötzlich ihre Augen auf: „Die das AUGE GESEHEN HAT!"
Vor Schreck zuckte ich zusammen und probierte meinen Herzschlag wieder zu beruhigen.
Allein durch ihre Gedanken konnte sie mit mir kommunizieren, was mich fürchten ließ.Wir wurden zurück an den Boden geführt, wo sie uns gestatteten, zwischen den Wurzeln, ein Lager aufzubauen.
Wir spannten ein Lacken, als kleines Dach, über unsere Köpfe.
Ich war gerade dabei unsere Sachen aus den Rucksäcken zu packen, da trat Legolas in mein Sichtfeld und ich ließ staunend den Beutel sinken, welcher sich gerade noch in meiner Hand befunden hatte.
Er trug silberne Gewänder, die deutlich erkennbar von den Elben waren.
Das Mondlicht ließ seine Haut wie weißes Porzellan wirken und seine Haare so seidig und Silber erscheinen.
Seine Hände umschlossen eine Art Krug, den er vor sich hielt.
„Ein Klagelied für Gandalf", ertönte seine engelsgleiche Stimme und ich schluckte schwer: „Mein Herz vermag es nicht zu übersetzen."
Er drehte sich zu mir um und sah mich an.
Ich rappelte mich ein Stück auf und stellte mich gerade hin, mein Blick lag dabei weiterhin starr auf dem Elben.
„Für mich ist die Trauer noch zu nah", ließ er mich wissen und ich wandte meinen Blick ab.
Schnell drehte ich ihm meinen Rücken zu und half den anderen wieder.
Die Trauer sollte nicht wieder in mir empor steigen, also probierte ich mich abzulenken.
Auch das ich den Prinzen so angestarrt hatte, war mir unangenehm und ich wollte nicht, dass er es sah.Als wir fertig waren ließ ich mich erschöpft auf eines der errichteten Betten fallen und schloss die Augen.
Allerdings konnte ich nicht schlafen, denn wieder und wieder erschienen mir die Bilder von Gandalf, wie er in die Tiefe stürzte.
Vor Schreck riss ich meine Augen auf und probierte die Bilder wieder aus meinem Kopf zu bekommen, als ich etwas anderes entdeckte.
Galadriel wandelte an unser Lager vorbei.
Ihre nackten Füße schwebten förmlich über das Gras und ihre Gewänder wehten im Wind.
Von ganz alleine setzte sich mein Körper in Bewegung und folgte ihr.
Sie führte mich mehrere Treppen nach unten, bis sie schließlich stoppte.
Galadriel griff nach einem silbernen Krug, mit welchem sie von einen der Wasserfälle Wasser schöpfte.
Langsam drehte sie sich zu mir und sah mich an: „Möchtest du in den Spiegel schauen?"
Ehrfürchtig trat ich um einen Steinsockel herum, wobei ich sie nicht aus dem Augen ließ.
„Was werde ich sehen?" Fragte ich gebannt.
Ein kleines Lächeln zierte mit einem Mal ihre Lippen: „Selbst der weiseste kann das nicht sagen, denn der Spiegel zeigt viele Dinge."
Langsam hob sie das Gefäß über die silberne Schale, welche sich auf dem Steinsockel befand, und ließ das Wasser hinein fließen.
„Dinge die waren... Dinge die sind... und einige Dinge, die vielleicht noch sein mögen", sie trat wieder zurück, löste aber nicht ihren Blick von mir.
Mein Blick lag hingegen nun auf dem Wasser, es schien mich förmlich zu hypnotisieren, wie es sich langsam hin und her bewegte und das Mondlicht in sich spiegelte.
Langsam trat ich dichter heran und beugte mich über die Schale.
Das Wasser erschien nun mit einem Mal schwarz und war ganz still.
Ich sah mich in ihm, meine Locken, meine braunen Augen, meine vollen Lippen.
Unsicher sah ich wieder hinauf zu Galadriel, die kurz meinen Blick erwiderte, bevor sie zur Schale sah.
Ich ließ meinen Blick zurückschweifen und plötzlich änderte sich das Bild.
Ich erkannte Legolas, welcher mit dem Rücken zu mir stand und sich umdrehte, kurz darauf erschienen Pippin und Merry, dann Sam und Frodo, nach ihnen die Hobbit-Höhle von Bilbo.
Kurz darauf sah ich den Marktplatz von Hobbingen, bevor sich das Bild wieder änderte und dieser in Flammen stand.
Orks zeigten sich mir und brennende Wälder und Häuser.
Die Bilder begannen mich zu quälen und ich wollte den Blick lösen, doch ich konnte nicht.
Mir wurden meine Freunde gezeigt, die mit Ketten an Füßen und Händen langsam in einer Reihe gingen, Hiebe mit Peitschen bekamen und sichtlich versklavt waren.
Das Bild änderte sich wieder und kahle, tote Landschaften wurden mir gezeigt, auch mein Dorf, welches komplett zerstört dalag.
Mit einem Mal blickte ich in das Auge Saurons und meine Finger krallten sich in das Stein.
Er schien mich förmlich zu sich zu ziehen, denn mein Kopf ging immer näher zu dem Wasser.
Mein Gesicht verzog sich vor Panik und ich kämpfte gegen den starken Druck an.
Schließlich gelang es mir und ich fiel kraftlos auf den Boden.
Dort lag ich erst einmal und probierte wieder zu Atem zukommen.
Ich stütze mich leicht mit meinen Ellenbogen ab und sah zu Galadriel, die mich mit einem skeptischen Blick von der Seite betrachtete.
„Ich weiß, was du gesehen hast", ließ sie mich wissen und ich rappelte mich wieder auf: „Denn ich nehme das Selbe war."
Schwer atmend sah ich sie an und meine Augenbrauen zogen sich ängstlich zusammen.
Sie sah mir wieder tief in die Augen und die Stimme ertönte wieder in meinem Kopf: „Du hast gesehen, was geschehen wird, wenn du scheiterst. Die Gemeinschaft zerfällt... es hat bereits begonnen. Er wird versuchen dich an sich zu nehmen... du weißt von wem ich spreche. Mit jedem Tag wird er den Druck stärker werden lassen, bis du irgendwann nicht mehr standhalten kannst und zusammenbrichst."
„Wenn ihr nach meinem Leben verlangt, will ich es euch geben", sprach ich in meinen Gedanken zurück und hob leicht mein Kinn.
„Du gibst es mir freiwillig", sprach sie nun wieder richtig zu mir und Überraschung schwang in ihrer Stimme mit.
Langsam kam sie auf mich zu und streckte ihre Hand nach mir aus: „Ich leugne nicht, dass mein Herz es sehr begehrt."
Sie zog ihre Hand wieder zurück und trat wieder nach hinten.
Als sie dann wieder das Wort ergriff, war ihre Stimme ganz tief und Angst einflößend: „Besäße ich den Ring... dann hättest du an Stelle eines dunklen Herrschers eine Königin! Nicht dunkel aber schön und entsetzlich wie der Morgen. Du müsstest dich dann nicht fürchten!"
Sie streckte ihre Arme zur Seite und dunkles Licht umflutete sie.
Ihre Stimme war verzerrt und ihr Ebenbild wurde von einem grün getrübt.
Ihre Gewänder und Haare flogen um sie herum und sie klang besessen: „Tückisch wie die See... Stärker als die Grundfeste der Erde. Alle werden mich lieben und verzweifeln."
Die tiefe Stimme hallte wieder und wieder in ganz anderen Klängen.
Plötzlich schien sie sich wieder zu beruhigen und die Elbin in weiß stand wieder vor mir.
Ihr Blick war geschockt, vermutlich von sich selbst, und sie atmete schwer.
Ein wenig enttäuscht sah ich zu Boden.
Mit solchen Worten hatte ich nicht von ihr gerechnet.
Sie begehrte genauso, wie alle anderen die Macht und war kein Stück besser, wie es mir schien.
„Ich bestehe die Prüfung, ich werde schwächer und in den Westen gehn
und Galadriel bleiben", ertönte ihre normale Stimme atemlos und ihre Augen wanderten nachdenklich umher.
„Ich kann das nicht allein tun", sagte ich leise und sah sie trotz meiner vorherigen Gedanken flehend an.
Langsam drehte sie sich wieder zu mir: „Du bist die Tochter des Bösen, Freya. Das bedeutet allein zu sein. Es sei denn-."
„Ich finde die Liebe", unterbrach ich sie und ergänzte ihre Worte.
Galadriel nickte mir zu: „Es sei denn du findest die Liebe...Wehre dich gegen den Drang zur anderen Seite und bleibe auf den weißen Pfaden. Du wirst einen Weg finden, der dir gerecht wird und solltest du keinen finden, wird das auch niemand anderes."
„Ich verstehe", sagte ich leise: „Es ist nur... ich habe solch eine Angst davor."
Galadriel kam dichter auf mich zu und sah mich an: „Selbst du magst den Verlauf des Schicksals zu verändern. Du musst nur wissen auf welche Seite du gehörst. Bleibe bei deinen Freunden, sie brauchen dich."
Ich schluckte schwer, bevor ich ihr sicher zu nickte.
Die Elbin trat wieder ein Stück zurück und entließ mich mit einer Handbewegung.
Kurz senkt ich meinen Kopf, bevor ich die Treppen hoch eilte und zurück zu den anderen lief.
Sie hatten mein Verschwinden wohl nicht mitbekommen, denn es herrschte Ruhe und sie alle schienen zu schlafen.
Genau das wollte ich auch tun, doch ich konnte nicht.
Zu sehr hingen meine Gedanken an dem Gespräch mit Galadriel gerade.
Ich hatte ihr tatsächlich angeboten mir das Leben zu nehmen und so eine Gefahr weniger zu befürchten.
Vermutlich trieb mich der Gedanke, dass ich alles viel schlimmer machen würde, doch jetzt im Endeffekt, wollte ich es so nicht enden lassen.
Ich würde kämpfen und den anderen beweisen, dass ich stark war.
Ich würde ihnen keine Last mehr sein, sondern helfen und die Dinge zu Gunsten für uns ändern.

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Meleth
Fiksi Penggemar•Es wird immer gesagt Elben lieben nur ein einziges Mal in ihrem Leben, danach nie wieder• Trotz der Probleme zwischen den beiden, müssen sie einsehen, dass es wichtig ist, von nun an Verbündete zu sein. Sie haben den selben Feind und das selbe Ziel...