/:/Ring/:/

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Nach einiger Zeit trat ich wieder aus meinem Raum und hatte damit gerechnet, dass auch Gandalf aufgebrochen war, doch dieser saß auf einem Stuhl und rauchte seine Pfeife.
Mit leisen zögerlichen Schritten ging ich auf ihn zu und wollte wissen, was denn nun mit dem Ring sei, da wurde die Tür zur Hobbithöhle aufgerissen und niemand anderes als Frodo kam hinein.
Ich erstarrte mitten in meiner Bewegung und sah zu ihm.
Auch er hatte abrupt gestoppt und rief auch nicht mehr nach Bilbo.
Sein Blick war auf den Boden gerichtet und ehe ich mich versah hatte er sich nach unten gebeugt und den goldenen Ring aufgehoben.
Ich war verwundert, dass er dort einfach so auf dem Boden lag und fragte mich, warum Gandalf ihn nicht weggenommen hatte.
„Mein Schatz", erklang es leise aus Gandalfs Richtung und wir schauten beide zu ihm.
„Er ist weg habe ich Recht?" Fragte Frodo und bei dem Klang seiner Stimme zog sich mein Herz zusammen.
Ich war nicht in der Lage etwas zu antworten und auch Gandalf tat es nicht, weswegen Frodo einfach weitersprach: „Er hat so lange davon geredet, dass er fortgeht. Ich hätte nicht gedacht, dass er es wirklich tut."
Frodo ging bei seinen Worten auf Gandalf zu.
Er stand nun neben ihm und sah ihn verwirrt von der Seite an.
Auch ich blickte mindestens genauso verwirrt, da der Zauberer einfach nicht aufhörte etwas vor sich hin zu murmeln.
„Gandalf?" Fragte ich nun leise, doch er blickte nicht mich an, sondern Frodo.
Ich konnte sehen, wie er den Ring in Frodos Hand betrachtete und dann überglücklich hoch in sein Gesicht sah.
„Bilbos Ring", erklärte er: „Er hat sich zu den Elben aufgemacht. Und dir Beutelsend überlassen."
Gandalf hielt ihm einen geöffneten Briefumschlag hin, welchen Frodo mit skeptischen Blick ansah.
Genau der selbe Blick galt auch Gandalf, doch er schien sofort zu verstehen und packte den Ring in den Umschlag.
Ruckartig zog er den Umschlag zurück und sagte: „All sein Besitz."

Der Zauberer legte den Brief auf den Tisch und ließ Kerzenwachs darauf tropfen, um diesen zu versiegeln.
Er blickte währenddessen nach oben und sah Frodo an: „Er gehört jetzt dir."
Erneut hob er den Umschlag und hielt ihn Frodo hin, der ihn immer noch mit misstrauischem Blick ansah.
Letztendlich nahm er ihn doch an und wieder begann Gandalf zu sprechen: „Tu ihn irgendwohin, wo ihn niemand sieht."
Plötzlich drehte sich Gandalf um und lief zum Ausgang.
Mir blieb jedes Wort im Hals stecken, doch Frodo fand seine Sprache schnell wieder und rief: „Wohin willst du?"
Während dem Laufen sprach Gandalf: „Es gibt Dinge um die ich mich kümmern muss."
Frodo setzte sich in Bewegung und rannte ihm nach.
Auch ich folgte den beiden nach einer kurzzeitigen Schockstarre.
„Um was für Dinge?" Fragte Frodo.
Gandalf griff nach seinem Stab: „Fragen. Fragen die nach einer Antwort verlangen."
„Du bist doch gerade erst angekommen", erwiderte Frodo und lief ihm weiterhin hinterher: „Das verstehe ich nicht."
Gandalf blieb auf der Schwelle der Tür stehen und richtete sich auf, bevor er sich zu uns umdrehte: „Ich auch nicht."
Er beugte sich unter dem Leuchter, der von der Decke hing, zu uns: „Haltet ihn Geheim. Bewahrt ihn gut."
Mit diesen Worten ließ er uns dann stehen.
Er rannte hinaus und zog die Tür hinter sich zu.
Wir beide blickten verwirrt drein, auch wenn ich mehr wusste als Frodo, würde ich gerne wissen, wie es jetzt weitergehen würde.
Doch vermutlich würde ich nicht allzu schnell eine Antwort auf all das bekommen.
—————
Eine Festung ragte vor mir auf.
Die Gegend war düster und Lavaflüsse durchzogen die Landschaft.
Allein ein Berg erhob sich neben der Festung.
Ich befand mich auf totem Land, denn alles was ich sah war vom Tod gezeichnet.

Die Festung war riesig und ließ mich fürchten.
Immer wieder erfüllten grausame Schreie die Luft und ich erzitterte.
Ich wusste nicht, wo ich mich befand und was ich dort gerade vor mir sah, doch ich wusste, dass es mich ängstigte.
Plötzlich verwandelten sich die Schreie zu erkennbaren Wörtern und mir blieb die Luft weg.
„Auenland. Mädchen. Beutlin."

Plötzlich schwang das Bild um und ich befand mich vor einem großen Tor.
Schwungvoll öffnete sich dieses und schwarze Gestalten kamen sehr schnell auf mich zu.
Ich hörte das knirschen der Steine, welches jeder ihrer Schritte verursachte.
Schnell erkannte ich, dass es Reiter waren.
Ihre schwarzen Gewänder wehten im Wind und die Pferde trugen Rüstungen aus Stahl.
Ich wusste nicht warum, doch ich war mir sicher, das sie kommen würden.

Meleth Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt