.:.Stimmen.:.

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Erschöpft griff ich nach der Schüssel, in welcher sich einzig und allein ein Stück Brot befand.
Wie ich bereits gehört hatte würde das meine Mahlzeit sein und dazu würde ich gerade einmal ein Becher Wasser bekommen, um alles hinunterzuspülen.
Gierig verschlang ich das Stück Brot, doch probierte ich mich bei dem Wasser zusammenzureißen, da ich nur einmal am Tag etwas bekam. Vermutlich würde sich bald der Wassermangel bemerkbar machen, was mir bereits schon auffiel, da ich immer wieder Stimmen hörte, die einfach nicht da sein konnten.
Die zärtliche Stimme meiner Großmutter erklang immer wieder und auch Legolas' Stimme lag mir in den Ohren.
Ich hörte ihn immer wieder meinen Namen rufen und fragte mich, ob er bereits wusste, was passiert war.
Immerhin war er zusammen mit Gimli und Aragorn davongeritten, also konnte er es eigentlich noch gar nicht wissen.

Ein lauter Schlag gegen die Metallstäbe ließ mich zusammenzucken und ich sah auf.
Jemand stand am anderen Ende und blickte zu mir.
Er stand im Schatten der Fackeln, weswegen ich nur seine Umrisse erkannte.
Genau an diesen sah ich auch, dass ein Mann vor mir stehen musste, ihn verrieten seine breiten Schultern.
„Freya", ertönte eine tiefe Stimme, die ich bereits kannte.
„Wie lange bin ich schon hier", krächzte ich und setzte mich leicht auf.
Ein tiefes Lachen ertönten von der anderen Seite: „Neugierig."
Eine kurze Pause entstand, bevor er mir doch tatsächlich antwortete: „Seit fünf Tagen."
Meine Augen weiteten sich: „Seit fünf Tagen?!"
Es kam mir nicht einmal ansatzweise so lange vor, weswegen ich doch sehr erschrocken war.
Hätte ich schätzen müssen, hätte ich mich vermutlich für zwei Tage entschieden.
Bereits jetzt hatte ich mein Zeitgefühl komplett verloren.
Nirgendwo bekam ich einen Blick nach draußen, weswegen ich nicht einmal sagen konnte, ob es gerade Tag oder Nacht war.

Mit einem Kratzen schob er die Gittertür zur Seite und trat zu mir.
Ängstlich drückte ich mich weiter in die Ecke und sah auf den Boden.
„Wie geht es dir?" Kam es sanft von dem Mann und ich erzitterte.
Er machte mir unfassbare Angst mit dieser Art.
Ich hatte damit gerechnet, dass sie mich grob und kalt behandeln würden, doch damit hatte ich nicht gerechnet.
„Fürchte dich nicht", sprach er zu mir, als könnte er meine Gedanken lesen und ich sah auf.
Ich blickte in eisblaue Augen, die mich einzufrieren schienen und mir den Atem raubten.
„Wer seid ihr?" hauchte ich und konnte meinen Blick, von seinen hohen Wangenknochen und schwarzen Haaren, die sich so im Gegensatz zu seinen blauen Augen standen, nicht nehmen.
„Meine Name ist Cerion", stellte er sich vor und kam noch einen Schritt auf mich zu: „Und ich bin ein Mensch. So wie du einer bist. Nur diene ich dem wahren Herrscher."
„Sauron wird niemals herrschen", knurrte ich und meine Augen verengten sich.
Auch der Ausdruck des Mannes verfinsterte sich: „Du wirst ihm dabei sogar helfen."
Langsam zog ich mich an der Wand nach oben, sodass ich nun ebenfalls stand: „Welche Rolle wirst du dabei spielen?"
Er lachte wieder auf und legte dabei seinen Kopf in den Nacken: „Das wirst du bald erfahren."
Wut stieg in mir auf und ich trat einen Schritt auf den Mann zu: „Ich habe genug gewartet! Ich will Antworten!"
Wieder lachte er auf, was mich langsam nervte: „DU stellst Forderung? DU?"
Verwundert sah ich ihn an, als er plötzlich den Abstand zwischen uns verschwinden ließ und grob mein Kinn packte: „Sei lieber nicht so Vorlaut! Es könnte dir deine Zunge kosten, Mieze!"
Sein Griff tat mir weh, weswegen ich scharf die Luft einzog und probierte mich zu lösen, doch packte er einfach fester zu und hielt mich so an Ort und Stelle.
„Ich habe eh nichts mehr zu verlieren", fauchte ich und fixierte ihn mit meinen Augen.
„Ach nein?" Kam es gespielt verwundert und er ließ mich ruckartig los: „Und was ist mit Legolas?"
Bei der Erwähnung seines Namens erstarrte ich.
„Siehst du. Du hast mehr zu verlieren, als du denkst. Wir kennen dich. Dich und deine Stärken, doch natürlich auch deine Schwächen", sagte er wieder ernster und drehte mir den Rücken zu.
„Doch diese werden wir dir schon noch austreiben."
Die Wut kam zurück und durchströmte mich.
Ruckartig sprang ich auf ihn zu und schlug mit meinen Fäusten auf seinen Rücken ein: „LASST IHN IN RUHE! IHR WERDET IHM NICHTS TUN!"
Cerion drehte sich schnell zu mir um und packte meine Handgelenke: „Füge dich! Und ihm wird nichts passieren!"
Tränen stiegen mir in die Augen und ließen meine Sicht verschwimmen.
Cerion stieß mich von sich, sodass ich zu Boden fiel.
Seine Schritte entfernten sich und ich krümmte mich zusammen.
Die Angst um den Mann, den ich liebte, nahm mich komplett ein und Verzweiflung packte mich.
Ich wusste nicht, was ich tun würde, wenn ihm etwas passieren würde.

Meleth Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt