/:/Aufbruch/:/

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„Ihr müsst fort von hier", hörte ich Gandalf sagen.
Ich war bereits in mein Zimmer gestürmt und hatte mir einen Beutel geschnappt, in den ich jetzt Sachen legte.
Mein Blick fiel auf einmal auf die Elbenklinge, die auf meinem Bett lag.
Ohne weiter darüber nachzudenken, schnappte ich sie mir und verstaute sie in meinem Stiefel.
Ich trug mal wieder meine Lederhose, da sie sehr viel praktischer war, als ein Kleid.

Schnell lief ich zurück zu den anderen.
Ich fand Frodo vor, der ebenfalls Sachen aus dem Schrank wühlte und sie dann in einen Beutel stopfte.
„Wohin sollen wir gehen?" Fragte ich Gandalf, der mir jetzt seine Aufmerksamkeit schenkte.
„Verlasst das Auenland. Am besten ist nach Bree", erklärte er uns.
„Bree", wiederholten Frodo und ich gleichzeitig.
Mittlerweile war klar, dass ich ihn begleiten würden.
Gandalf verabscheute diese Idee immer noch, doch umstimmen konnte er mich nicht.
„Und was ist mit dir?" Fragte Frodo, der dabei war durch die Höhle zu laufen.
Gandalf folgte ihm, genauso wie ich.
„Ich werde dort auf euch warten", kam es als Antwort: „Beim Gasthaus zum ,tänzelnden Pony'."
Frodo packte noch ein wenig zu Essen ein.
„Und da ist der Ring sicher, ja?" Fragte ich jetzt und sah ihn bittend an.
Er begann mit dem Kopf zu schütteln: „Ich weiß es nicht. Ich kann es dir auch nicht sagen. Ich muss mich an den Obersten meines Ordens wenden. Er ist weise und mächtig. Vertraut mir."
Frodo nickte kurz, bevor er sich seinen Beutel mit den Lebensmitteln schnappte und in einen anderen Raum lief.
„Du wirst den Namen Beutlin ablegen müssen", erklärte Gandalf ihm: „Außerhalb des Auenlands ist er zu gefährlich."
Wir waren beide dabei uns anzuziehen und schulterten unseren Rucksack, bevor wir Gandalf wieder sprechen hörten: „Reist nur am Tage und haltet euch von der Straße fern."
Gandalf reichte Frodo einen Stock, der dieses dankend annahm: „Wir gehen ganz einfach abseits der Wege."
Nun standen wir bereit zum Aufbruch.
Ich konnte sehen, wie Gandalf leicht lächelte und hörbar einatmete: „Mein lieber Frodo. Hobbits sind doch wirklich erstaunliche Geschöpfe. In einem Monat kann man wirklich alles wissenswerte über sie lernen, doch können Sie einen nach Hunderten Jahren noch überraschen... und Freya noch nie habe ich einen Menschen gesehen, der so selbstlos und mutig ist. Passt auf euch auf."
Nun begannen auch wir zu lächeln.
Plötzlich ertönte ein Rascheln, welches sich außerhalb befand.
Instinktiv wich ich zurück und schaute gebannt zum Fenster.
Auch die beiden anderen blickten zum Fenster und schienen zu warten, was jetzt kommen würde.
„Duckt euch", wies Gandalf mit einem Mal an und sofort sanken wir zu Boden.
Der Zauberer schnappte sich seinen Stab und richtete ihn auf das Fenster.
Mit langsam, vorsichtigen Schritten ging er auf dieses zu.
Ruckartig schlug er auf etwas, bevor er seinen Stab nach hinten warf und etwas ins Haus zog.
Oder eher jemanden.
Gandalf drückte Sam schwungvoll auf den Tisch: „Bei meinem Bart. Samweis Gamdschie. Hast du etwa gehorcht?"
Der Angesprochene begann ehrfürchtig mit den Kopf zu schütteln: „Ich gehorche immer aufs Wort, ehrlich. Äh... ich habe nur das Gras unter dem Fenster geschnitten, wenn ihr mir folgen könnt."
Langsam standen wir wieder auf.
Gandalf sah immer noch auf den auf dem Tisch liegenden Sam herab: „Es ist ein wenig spät, um Gras zu schneiden. Findest du nicht?"
„Ich habe laute Stimmen gehört", erklärte Sam sich weiter.
Gandalfs Blick verfinsterte sich: „Was hast du denn gehört. Sag es!"
Bei seinen letzten Worten zuckten wie alle im Raum ein wenig zusammen.
Sam sprach sofort hektisch weiter: „N-nichts wichtiges. Ich hörte allerlei über Ring, einem Mädchen und dunklen Herrscher und über den Untergang der Welt aber bitte Herr Gandalf tut mir nichts. Verwandelt mich bitte nicht in ein Ungeheuer."
Anfangs sah er den Hobbit noch misstrauisch an, doch aus irgendeinem Grund hellte sich sein Gesicht auf.
Gandalf zog die Augenbrauen fast bis zum Haaransatz, weswegen seine Augen aufgerissen waren: „Neeeeiiinn."
Ein belustigtes Lächeln legte sich auf seine Lippen und er blickte zu uns.
Irgendwie war die ganze Situation sehr komisch, weswegen wir ebenfalls grinsten.
„Voraussichtlich", sprach Gandalf weiter: „Mir ist etwas besseres für dich eingefallen."
Natürlich wussten wir sofort, was er meinte, nur Sam verstand nicht.

Die Sonne war bereits dabei aufzugehen, als wir schließlich aufbrachen.
Frodo und ich gingen neben Gandalf, der sein Pferd hinter sich herführte, nur Sam hatte ein wenig Abstand zu uns.
Das war allerdings auch verständlich, da er all die schweren Sachen tragen musste, was mir auch Leid tat, doch Gandalf hatte mich davon abgehalten ihm zu helfen.

Gandalf führte uns durch einen Wald mit alten Bäumen, dessen Kronen die Sonne kaum zu uns gelangen ließen.
Der Boden war von kleinen Blumen bedeckt, welche weiß blühten.
„Seid vorsichtig. Alle drei", begann Gandalf zu sprechen: „Der Feind hat wieder Späher in seinen Diensten. Vögel. Tiere."
Der Zauberer hielt an und drehte sich zu uns: „Ist er sicher?"
Frodo legte seine Hand auf seine Brust, wo sich vermutlich der Ring befand.
Gandalf hockte sich zu dem kleinen Mann: „Benutze ihn niemals, denn dann werden die Diener des dunklen Herrschers von seiner Macht angezogen. Denk immer dran Frodo, der Ring versucht zu seinem Herren zurückzukehren. Er will gefunden werden."
Er legte ihm eine Hand auf die Schulter, bevor er mich anblickte: „Freya, pass auf dich auf. Du darfst nicht in die Hände der dunklen Macht geraten. Pass auch auf die beiden auf."
Ein kleines Lächeln legte sich auf seine Lippen und er sah zu den Hobbits.
Auch ich lächelte und nickte vorsichtig: „Wir werden uns Wiedersehen."
Gandalf schwang sich auf sein Pferd und ritt im Galopp davon.
Nun waren wir also auf uns alleine gestellt.
Plötzlich ertönten Tiergeräusche.
Frodo und ich sahen uns panisch um.
Sam kam ein Stück näher zu uns und schaute uns beide beruhigend an, doch mein Herz wollte nicht aufhören in einem ungesunden Takt zu schlagen.
Ich atmete einmal tief durch, bevor wir uns wieder in Gang setzten.

Meleth Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt