.:.Krönung.:.

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"Hier sind wir", erklärte ich lachend und gesellte mich zu Aragorn, der auf einen der Bänke im Saal saß. Auch die Hobbits, Gimli und Gandalf waren da. Frodo blickte auf seine Schuhe und ich wusste auch warum, doch probierte ich es einfach zu ignorieren. Es war mir sehr peinlich, doch war es nun Mal zu spät. Allein Aragorn bedachte mich mit einem wissenden Blick, der mir dann doch die Röte ins Gesicht trieb und mich auf meine Hände blicken ließ.
„Wir werden zurück nach Minas Tirith reiten", begann Gandalf auch sofort ohne schwammige Worte davorzusetzen: „Aragorn muss gekrönt werden! Zum König Gondors!" Lächelnd blickte ich wieder auf und sah in die blauen Augen des braunhaarigen Mannes. Ihm schien die ganz Situation nicht so sehr zu behagen, weswegen ich ihm beruhigend meine Hand auf seine legte.
„Noch heute werden wir reiten", sprach Gandalf weiter, was mich geschockt zu ihm blicken ließ.
„Noch heute?" Empörte ich mich und sprang auf.
„Warum nicht?" Antwortete Gimli schulterzuckend: „Als hätten wir irgendwas zum Packen."
Nickend stimmte Legolas ihm bei: „Von mir aus kann es sofort losgehen."
„Auf so eine Antwort habe ich gehofft", erklärte Gandalf und sah uns freudig an.
„Männer", murmelte ich nur verächtlich, bevor ich losging und die letzen Sachen zusammensuchte. Als ich hinaus an die Luft trat erwarteten mich bereits gesattelte Pferde und acht erwartungsvolle Gesichter.
„Es kann losgehen", sagte ich nur lachend. Ich klemmte die Beutel am Pferd fest, bevor ich mich auf dieses schwang und es antrieb. Sofort taten es mir die acht gleich, bevor wir hintereinander aus der Stadt ritten. Viele Menschen standen am Rand des Weges und neigten ihre Häupter zum Abschied. Lächelnd blickte ich nach hinten, wo mir zwei blaue Augen entgegen strahlten. Ich war so glücklich wieder bei ihnen zu sein. Meinen kleinen vier Hobbits, Gimli, Aragorn, Gandalf und meinem Elben. Nun würde alles gut werden, da war ich mir sicher. Dieser Gedanke erinnerte mich an die Situation mit Gandalf, die ich gestern erlebt hatte. Sofort blickte ich auf meine Hand und schloss meine Augen. Ich probierte mich trotz der schunkelnden Bewegungen zu konzentrieren und griff nach einen der vielen Fäden, die in mir versponnen waren. Ich konnte mich daran erinnern, dass ich dies bereits bei Sauron getan hatte, denn so waren wir miteinander verbunden gewesen, doch war hier das Gefühl anders. Ein leichtes Ziehen verbreitete sich in meiner Brust, bis es mit einem Mal endete und mich wieder aufblicken ließ. Erstaunt betrachtete ich die weißen Fäden, die sich an meinem Arm hoch wanden und ein leichtes Kribbeln hinterließen. Tatsächlich trug ich nach wie vor Magie in mir, doch war meine jetzige strahlend weiß. Ehrlich gesagt wusste ich nicht einmal, was sie mir bringen würde, doch musste sie mir nichts bringen. Zufriedenheit erfasste mich, denn ein wenig Normalität war zurückgekehrt. Ruhe und Frieden erfassten das Land.
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„Bist du bereit?" Fragte ich leise und richtete das kleine silberne Diadem auf dem Haupt des Elben. Vor zwei Tagen waren wir in Minas Tirith angekommen und heute fand die Krönung von Aragorn statt. Wir alle waren festlich eingekleidet. Ich selbst trug ein hellblaues Kleid, welches zart an meinem Körper hinab fiel. Es passte perfekt zu der Robe von Legolas, welche ebenfalls hellblau war und leicht glitzerte. Seine blonden Haare wurden von einem kleinen Schmuck geziert und waren glatt nach hinten gebunden. Er sah einfach perfekt aus und war ganz der Prinz, wie ich ihn kannte. In letzter Zeit hatte er diese Seite von sich zurückgestellt, doch kam sie nun wieder zum Vorschein, wenn auch ungewollt, denn ich hatte immer das Gefühl, dass er eigentlich ein Krieger sein wollte, ein einfacher Elb und nicht von königlichem Blut.
„Natürlich und du?" Antwortete der Prinz und kam auf mich zu. Liebevoll drückte er mir einen Kuss auf den Scheitel, bevor er eine Strähne hinter mein Ohr strich. Seine Augen schienen förmlich zu leuchten und strahlten mir so viel Liebe entgegen, sodass ich glatt vergaß zu atmen. Dieser Blick nahm mir einfach mein Atem, meine Stimme, mein Herz. Genau aus diesem Grund nickte ich nur, sodass er noch breiter lächelte und schließlich sagte: „Dann komm!" Seine Hand legte sich um meine und sofort zog er mich mit sich.

Mit Schwung wurde die großen Flügeltüren aufgeschlagen und wir traten hinaus ins Freie. Wir wurden bereits von vielen Leuten erwartet, die zu jubeln begannen, als sie uns erblickten. Lächelnd winkte ich, bevor wir zusammen zu Gimli und den Hobbits traten. Unsere Truppe war eine Art Heldentruppe, weswegen sie uns so begrüßten. Viele wussten, dass ich kurzzeitig auf der falschen Seite gekämpft hatte und doch verziehen sie es mir. Das zeigte mir zumindest ihre Reaktion.
Die Blicke weiterer Elben lagen auf uns. Ich erblickte Elrond unter ihnen, welcher mir freundlich zu nickte, was ich mit einem Lächeln quittierte. Neben Frodo blieb ich dann schließlich stehen und legte ihm eine meiner Hände auf die Schulter. Sofort blickte er zu mir auf und schmunzelte leicht. Wir hatten uns noch ausgesprochen und darüber geredet, was so passiert war, nachdem wir uns getrennt hatten. Es war wieder alles normal zwischen uns und das machte mich einfach glücklich.
Plötzlich erschien Aragorn und sofort ertönte Jubel, nur viel lauter, als bei uns beiden kurz zuvor. Die Menge begann zu klatschen und begrüßte so den gleich neuen König. Der braunhaarige Mann trat nach vorne zu Gandalf, welcher jemanden neben sich hatte, der die Krone auf einem Kissen trug. Lächelnd betrachtete ich die ganze Situation und platzte fast vor Anspannung und Freude. Alles war so unfassbar unrealistisch. Vor kurzem wurde in dieser Stadt noch gekämpft. So viele waren gefallen und damit hatten so viele einen geliebten Menschen verloren. Wir standen auf unterschiedlichen Seiten und nun waren wir alle wieder vereint. Wir waren zusammen aufgebrochen, hatten so viel erlebt und standen nun wieder zusammen am Ende des Ganzen. Wir lebten! Und das war das wichtigste!

Mein Blick ging zur Krone, die Gandalf nun langsam hob und auf den Kopf von Aragorn sinken ließ. Das Silber passte perfekt zu dem Braun seiner Haare. Er trug einen Umhang, unter dem das Rot seines Oberteiles hervorblitzte. Die Krone besaß einen breiten Ring, an welchem sich an jeder Seite vier silberne Blätter befanden. Das vorne war am größten, was man zu sehen bekam, als er sich langsam zu uns umdrehte. Das Silber ließ seine Augen noch stärker strahlen und mich somit auch.
„Dieser Tag gehört nicht einem einzigen Mann, sondern uns allen", ließ Aragorn verlauten: „Lasst uns zusammen diese Welt wieder aufbauen, damit wir sie uns teilen können in Zeiten des Friedens." Seine Worte ließen mir eine Gänsehaut entstehen, die sich über meinem ganzen Rücken ausbreitete. Von oben fielen weiße Rosenblätter auf uns hinab und ließen den Moment noch perfekter werden. Ich merkte gar nicht, wie mir eine Träne der Freude an meiner Wange hinablief und auf den Boden prallte. Erst als leises Raunen entstand und mich aufmerksam werden ließ, löste ich meinen Blick von Aragorn und sah um mich. Erstaunt hob ich meine Hand und legte sie mir vor den Mund. Der Boden war mit einem Mal übersät von goldenen Fäden, die sich förmlich über diesen spannten. Viele von ihnen setzten sich in den Rillen der Steine fest und sahen aus, wie viele kleine Flüsse. Ich spürte, wie mich Legolas an seine Brust zog und mir ein strahlendes Lächeln schenkte.
„Strahlend weiß", hauchte er mir ins Ohr, bevor er dieses leicht mit seinen Lippen berührte. Ich verstand, was er mir damit sagen wollte. Wir hatten die dunklen Zeiten überstanden und waren nun bereit für einen strahlenden Neuanfang, so wie es meine Magie getan hatte.

Meleth Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt