/:/Überraschung/:/

2.1K 104 7
                                    

Erst am Abend, als die Sonne den Himmel in lila Tönen färbte, kehrte ich zu der Hobbit-Höhle zurück.
Ich fand Bilbo und Gandalf vor der Höhle.
Sie saßen auf einer Bank und rauchten gemeinsam ihre Pfeife.
Der Anblick ließ mich lächeln.
Zwei alte Freunde, wieder vereint. Ich hörte, wie Bilbo über sein Kraut redete, welches er rauchte.

Lächelnd und kopfschüttelnd trat ich zurück in die Höhle.
Ich legte den Umhang und das Buch zur Seite und ging in mein Zimmer.
Erschöpft ließ ich mich auf das Bett fallen und schaute an die Decke.
Ganz von alleine griff ich unter das Kopfkissen und zog das Kurzschwert des Prinzen hervor.
Nachdenklich drehte ich es in meinen Händen.
Die Klinge spiegelte das Licht und auch ich konnte mich leicht darin erkennen.
Wie es dem Prinzen wohl ging?
Ob ich ihn jemals Wiedersehen würde?
Verträumt schloss ich meine Augen und erinnerte mich an ihn zurück.
An sein blondes Haar, an seine blauen Augen.
Schnell verwarf ich die Gedanken wieder.
Sie verunsicherten mich zu sehr.
Warum dachte ich nur so an ihn?

Bard.
Es traf mich wie ein Blitz.
Jedes Mal wenn meine Gedanke in seine Richtung schweiften unterbrach ich es und widmete mich anderem.
Meine Erinnerungen an ihn schmerzten zu sehr.
Das was ich hinter mir gelassen hatte, mit dem Gedanken es würde so besser sein.

Bain musste zu einem gut aussehenden Mann herangewachsen sein und Sigrid würde wohl schon selbst eine Familie besitzen.
Aus der süßen, kleinen Tilda wurde sicher eine starke Frau und Bard... ich weiß es nicht.
Hatte auch er wieder eine Frau an seiner Seite?
War er glücklich?
Dachte er an mich?
Hatte er mit mir abgeschlossen?
Und eine Frage tat am meisten weh.
Lebte er noch?
Es waren nun schon so viele Jahre vergangen und auch er war nur ein Mensch.
Nicht unsterblich.

Traurig rollte ich mich auf die Seite.
Ich legte das Kurzschwert wieder unter das Kissen und schloss meine Augen.
Ruckartig lenkte ich meine Gedanken in eine anderen Richtung.
Heute fand das Fest für Bilbo Beutlin statt.
Ich würde nicht da sein.
Trotz der langen Zeit, die ich hier jetzt schon lebte, waren mir die Blicke der anderen sicher.
Sie waren mir unangenehm und Bilbo wusste das, weswegen er mir geraten hatte hier zu bleiben.
Anfangs versicherte ich ihm, dass es nicht schlimm sei, doch er merkte, dass es anders war.
Schließlich gab ich auf und dankte ihm.

Immer mal wieder hörte ich das Feuerwerk.
Manchmal erschrak ich und zuckte zusammen.
Ich dachte daran, was Bilbo heute tun würde und wie die anderen wohl reagieren würden.
Als lautes Geklatsche und Gerufe ertönte, da wusste ich, dass es so weit war.
Jetzt würde es beginnen.
Nur kurze Zeit später knarrte das Gartentor.
Wissend stand ich auf und trat hinaus auf den Flur.
Als sich die Tür öffnete und wieder schloss, doch keiner eintrat war ich verwundert.
Jählings erschien Bilbo und stand lachend im Flur.
Ich wich schreiend zurück und lehnte mich an die Wand.
Geschockt fasste ich mir an mein Herz und atmete schwer: „Der Ring macht dich unsichtbar?"
Sofort fiel mir die Situation auf dem Rabensberg wieder ein, wie er plötzlich da stand und ich mich mindestens genauso erschrocken hatte.
Dort dachte ich noch er sei hinter einer alten Mauer hervor gekommen, doch nun war ich eines besseren belehrt.
„Ja... das tut er", antwortete der Hobbit immer noch lachend.
Langsam trat ich auf ihn zu und betrachtete den Ring.
Ein Ring sie zu Knechten.
Sauron würde diesen Ring genauso brauchen wie mich, um seine Macht wiederzuerlangen.

Lächelnd warf er den Ring in die Luft und fing ihn wieder, bevor er ihn sich in die Tasche steckte.
Der Hobbit setzte sich in Bewegung und nahm als erstes seinen Wanderstab.
„Du wirst mich also tatsächlich alleine lassen?" Fragte ich ihn gespielt eingeschnappt.
„Ich habe dich gefragt, ob du mich begleiten willst", bekam ich als Antwort.
Ich wollte..., doch ich erinnerte mich an Gandalfs Worte.
Ich war hier sicher im Auenland, auch wenn der Ring mich mittlerweile zweifeln ließ.
Es war vermutlich eine nicht so gute Idee zwei Dinge, die Sauron am meisten begehrte, an einem Ort zu verstecken.
„Das fandest du wohl unheimlich schlau, was?" Als plötzlich Gandalfs Stimme ertönte, erschreckte ich mich vermutlich genauso, wie bei Bilbo zuvor.

Der Zauberer stand angelehnt am Ofen des Hobbits und sah ihn böse an.
„Komm schon, Gandalf", Bilbo suchte weiter: „Hast du ihre Gesichter gesehen?"
„Es gibt viele Zauberringe auf dieser Welt", belehrte er den Hobbit weiter: „und keinen davon sollte man leichtfertig nutzen."
Gandalf klang sehr sauer und wie von ganz alleine, ging ich ein Stück weiter in die Ecke.
Verstehend hob Bilbo die Hände zur Seite und drehte sich zu dem Zauberer um: „Das sollte nur ein kleiner Spaß sein."
Er ließ die Hände wieder sinken und trat um Gandalf herum: „Ah... wahrscheinlich hast du wieder recht, wie immer."
Bilbo ging zum Kamin und nahm sich seine Pfeife vom Sims.
Befehlend zeigte er mit dem Finger auf den Zauberer: „Du wirst ein Auge auf Frodo haben, ja? Oh... und natürlich auf Freya."
Beim letzten Satz schaute er zu mir und begann zu lächeln.
„2 Augen", antwortete Gandalf: „So oft ich sie entbehren kann."
Der Zauberer drehte sich dem Hobbit hinterher, der in einer Ecke verschwunden war.
Misstrauisch zog Gandalf eine Augenbraue nach oben und klang gespielt uninteressiert: „Was ist mit deinem Ring? Bleibt er hier?"
„Ja, ja", kam es nur wissend zurück.
Mit dem Daumen zeigte Bilbo hinter sich: „Er ist in einem Umschlag, auf dem Kaminsims."
Nickend drehte sich Gandalf zu der besagten Stelle und sah sich um.
„Nein", ertönte es leise von Bilbo, der mitten in der Bewegung inne gehalten hatte.
„Warte, er ist", Bilbo griff sich an die Seite, wo er zuvor den Ring in die Tasche fallen gelassen hatte: „hier in meiner Tasche."
Der Hobbit blickte starr auf die Tischplatte und griff sich langsam in die besagte Tasche.
Gandalf drehte sich langsam zu dem Hobbit um und auch ich ging näher an ihn heran.
Vorsichtig nahm er den Ring in die Hand und betrachtete ihn.
Plötzlich war er merkwürdig erheitert: „Ist das... ist das nicht seltsam?"
Lächelnd drehte er den Ring in seiner Hand.
„Bilbo?" Fragte ich vorsichtig, doch er gab mir keine Antwort.
„Warum eigentlich nicht?" Fragte er weiter, ohne irgendeinen Zusammenhang.
„Warum sollte ich ihn nicht behalten?" Stellte er die nun alles entscheidende Frage.
„Du solltest den Ring zurück lassen, Bilbo", kam es von Gandalf, der den Hobbit misstrauisch betrachtete: „Fällt dir das so schwer?"
Ruckartig drehte sich der Hobbit um und sah schuldbewusst zu dem Zauberer: „Ach was, nein."
Gefährlich senkte er das Kinn und blickte mit einem Mal düster drein: „Und ja. Jetzt, da es so weit ist, mag ich ihn nicht mehr hergeben."
Plötzlich wurde seine Stimme lauter und wütend: „Er gehört mir! Ich habe ihn gefunden! Er ist zu mir gekommen!"
„Kein Grund, zornig zu werden", antwortete Gandalf gleichgültig.
Ruckartig drehte sich der Hobbit wieder um.
Er stand nun gebeugter da und hielt den Ring knapp vor seinem Gesicht, in seinen Händen: „Das ist deine Schuld!"
Gandalf verzog das Gesicht.
„Er ist mein", flüsterte Bilbo und drehte den Ring in seinen Händen: „Mein Eigen. Mein Schatz."
Bilbo verzog das Gesicht bei seinen Worten und seine Augen begannen zu leuchten.
Er streichelte den Ring und sofort erinnerte ich mich zurück.
Mein Schatz.
Mein Schatz.
Gollum.
Der Ring hatte das selbe mit ihm gemacht.
Ihn in den Bann gezogen.
„Dein Schatz?" Fragte ich vorsichtig.
„So wurde er schon früher genannt, doch nicht von dir", ergänzte Gandalf.

Meleth Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt