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Azog atmete tief ein und ein böses Knurren erklang, bevor er sich umdrehte und verschwand.
„Kili", brüllte Thorin und drehte sich ebenfalls um.
Er rannte so schnell es ging die Treppen hinunter.
Ich schloss meine Augen.
"Thorin", rief Dwalin ihm nach: "Thorin... nein."
Auch er lief los und probierte Thorin einzuholen.

Als ich meine Augen wieder öffnete glühten diese vor Zorn.
Die Trauer war gewichen und nur ein Wort wiederholte sich in meinem Kopf.
Rache.
Bilbo stand wie versteinert vor mir.
Sein Blick war nach wie vor auf den Turm gerichtet.
Unerwartet und plötzlich zog er eine Klinge.
Ich sprang auf und tat es ihm gleich.
Etwas tollpatschig bewegte ich mich vorwärts.
Die Ereignisse benebelten meinen Verstand und ließen mich nicht mehr klar denken.
Die Lust nach Rache trieb mich an und ließ mich schneller werden.
Ich stürmte in eine Richtung, in der ich die anderen vermutete.
Recht schnell verlor ich deswegen Bilbo, doch der Gedanke kam mir erst gar nicht, dass es vielleicht schlecht war.

Plötzlich ertönten mir die alt bekannten Kampfschreie.
Dieses tiefe Grollen, welches nur von Azog stammen konnte, ließ mich erzittern.
Ich bemerkte nicht, wie sich Fledermaus artige Wesen näherten.
Sie flogen nur knapp über mich hinweg, sodass ich mich hinhockte.
Als sie sich entfernt hatten sah ich, wie sie nach unten auf das Schlachtfeld zu flogen.
Ich wusste nicht, was diese Kreaturen waren, doch sie erschienen mir nicht freundlich.

Es hatte wieder begonnen zu schneien und wir befanden uns, wegen der Höhe, in dicken Wolken.
Dies verschlechterte die Sicht und ich wunderte mich nicht, dass ich oft taumelte und um halt rang.
Plötzlich sah ich eine einzelne Fledermaus auf mich zu fliegen, an der etwas hing.
Jemand zog seinen Bogen, den er spannte und kurz darauf die Fledermaus damit erschoss.
Die Gestalt landete auf einem einzelnen Turm.
Erneut spannte sie den Bogen und schoss auf die große Eisfläche.
Verwirrt über das Handeln lief ich nach vorne und sah, dass sich Thorin auf der Eisfläche befand und Orks auf ihn zu liefen.
Der Bogenschütze verstand sein Handwerk, dass sah man ihm an.
Er traf jedes Mal auf das neue sein Ziel.
Und plötzlich sah ich keinen Bogenschützen mehr dort oben stehen, sondern Legolas.
Sohn von Thranduil.

Etwas stieß gegen mich und ich fiel schmerzhaft auf die Treppe aus Stein.
Automatisch zog ich meinen Dolch und rollte mich zur Seite.
Ein Ork stand vor mir und schlug erneut zu.
Wieder verlor ich den Halt und fiel auf den Boden.
Ein schmerzvolles stöhnen entkam meinen Lippen.
Grob zog er mich an meinen Haaren nach oben und mit jämmerlichen Versuchen probierte ich auf ihn ein zu schlagen.
„Ahhh!" Ich schrie so laut ich konnte, doch ich rechnete nicht damit, dass mich einer hörte.
Vermutlich kämpften sie gerade selbst um ihr Leben.
Mit einem letzten Versuche trat ich ihm auf den Fuß, was ihm nicht weh getan haben dürfte, doch der Überraschungsmoment ließ mich nicht im Stich.
Ich konnte mich befreien und wollte los laufen, doch er hielt mich fest und schloss seine Hand um meinen Hals.
Mein Dolch fiel klirrend zu Boden und ich  probierte panisch seine Hand von meinem Hals zu lösen und versuchte hektisch nach Luft zu schnappen.
Er hob mich langsam hoch und nur noch mein Geröchel war zu hören.
Würde er mich tatsächlich töten?
Ich stellte mir diese Frage und die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
Mit voller Wucht warf er mich gegen eine Steinwand.
Der Schmerz ließ mich aufschreien und ich spürte, wie mir mein warmes Blut den Hinterkopf hinunter lief.
Langsam drehte ich mich auf den Bauch und sah, wie der Ork auf mich zu kam.
Meine Augen waren halb geschlossen und eine Träne lief hinunter.

Plötzlich sprang Tauriel in mein Blickfeld und schlug auf den Ork ein.
Auch Kili gesellte sich zu ihr.
Ich rappelte mich auf, musste mich aber an die Wand lehnen.
"Lauf", brüllte Kili mir zu und mit einem Mal war ich wieder hellwach.
Wie von ganz alleine brachten mich meine Beine fort, den Schmerz ignorierend.
Ich kam nicht weit, da hörte ich Tauriel schmerzvoll aufschreien: „Nein!"
Schockiert schaute ich zurück und sah, wie der Ork Kili einen Bolzen in die Brust gerammt hatte.
Tauriel lag etwas weiter entfernt und sah weinend dabei zu.
Auch sie sah brutal zugerichtet aus.

Die Wut erfasste mich plötzlich wieder.
Der Ork ließ Kili auf den kalten Boden fallen und ging zu Tauriel.
Schreiend stürmte ich auf den Ork zu und warf mich gegen seinen Körper.
Durch die Wucht des Aufpralls fiel er nach vorne, die Klippe hinunter.
Ich stürzte mit ihm und alles verging plötzlich in Zeitlupe.
Tauriels verstörtes Gesicht blickte mir entgegen.
Ich sah die Tränen, die ihre Wangen hinab liefen.
Ich sah Kili, wie er tot auf dem Boden lag.
Und ich sah mich selber, wie ich mit dem Ork den Berg hinunter stürzte.
Mit einem Mal waren meine Schmerzen verschwunden.
Ein berauschendes Gefühl trat ein und ich sah den Stein unter mir an.
In meinem Kopf schätzte ich meine Chancen ab diesen Sturz zu überleben.
Ich merkte, wie mir der Gedanke an den Tod keine Angst mehr bereitete.
Plötzlich verband ich ihn mit Erlösung.

Ich rollte mich mit dem Ork die Klippe herunter.
Immer wieder stieß ich an Erhebungen und ich konnte förmlich meine Knochen brechen hören.
"Ahh", stöhnend und auf dem Rücken liegend stoppte ich auf einem Plateau.
Von dort aus ging es um einiges steiler nach unten, wie ich feststellte.
Doch es interessierte mich nicht.
Ich probierte nur diesen fürchterlichen Schmerzen zu entkommen, die meinen ganzen Körper durchzogen.
Ich hob leicht meinen Kopf und sah Tauriel, die sich aufrappelte und zu Kili kroch.
Erschöpft ließ ich meinen Kopf fallen und probierte ruhig zu atmen.
Meine Atmung ging flach und ich biss immer wieder meine Zähne zusammen, da die Schmerzen unerträglich wurden.
Vorsichtig hob ich eine Hand und wischte mir das Blut von meiner Stirn.

Ich konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie sich der Ork wieder auf mich zu bewegte.
Trotz der Schmerzen versuchte ich aufzustehen, doch ich knickte immer wieder weg.
Es hatte keinen Sinn, er würde nun auch mich töten.
Oder?
Würde er das?
Vermutlich.
Mit meiner letzten Kraft rutschte ich ein Stück zur Seite.
Ich suchte nach meinem Dolch, doch mir fiel ein, dass ich ihn fallen gelassen hatte.
Er kam immer dichter und ich konnte bereits diesen widerlichen Gestank riechen.
Hoffnungslos schloss ich meine Augen, als plötzlich etwas die Erde zum Beben brachte.
Ich riss meine Augen wieder auf und schaute nach dem Grund, da sah ich den Turm, auf dem der Bogenschütze gelandet war, quer über der Schlucht liegen.
Jemand kam auf mich zu, den ich nur verschwommen sah, doch ich bekam mit, dass der Ork von mir abließ, dafür aber auf meinen Retter los ging.
Ich hörte wie Metall auf Metall traf und Stein zerbröselte.
Trotz der Schmerzen rollte ich mich auf die Seite.
Ich probierte meinen Blick scharf zu bekommen, da ich alles nur verschwommen sah.
Immer wieder kniff ich meine Augen zusammen.

Ich rappelte mich so gut es ging auf.
Zuerst saß ich nur auf allen vieren, doch nachdem ich weitere Kraft gesammelt hatte stand ich.
Die Angelegenheit war zwar etwas taumelig und ich spürte jeden meiner gebrochenen Knochen, doch irgendetwas ließ mich das Ausblenden.
Langsam stolperte ich nach vorne.
Wieder war zerbröselnder Stein zu hören, doch ich konzentrierte mich auf den Weg.
Ich wollte nicht fallen, denn ich wusste nicht, ob ich es ein weiteres Mal schaffen würde auf die Beine zu kommen.
Gerade als ich meinen Blick nach vorne richtete sah ich, wie sich der Elb auf den Kopf des Orks schwang und ihm die Klinge hinein rammte.
Mit einem eleganten Sprung verließ er die improvisierte Brücke.
Sie brach in sich zusammen und der Ork stürzte mit ihr in die Tiefe.

Lautes Gebrüll erklang und ich blickte nach oben.
Über uns befand sich die Eisfläche, auf der sich ein Kampf austragen musste.
Immer wieder traf etwas den Boden, das lautes Gepolter auslöste.
Thorin.

Ein stechender Schmerz zwang mich wieder in die Knie und meine Gedanken wanderten woanders hin.
Der Elb kam auf mich zu gerannt und schien besorgt: „Bleibt liegen!"
Als ich seine Stimme hörte, war ich mir sicher, dass es Legolas war.
Auch seine wunderschönen blauen Augen kamen in mein Sichtfeld.
Sie wanderten hektisch umher und betrachteten mich.
Auch seine Hände gingen auf Wanderschaft und betasteten meine Wunden.
„Das wird schon wieder", probierte er mir Hoffnung zu machen.
Meine Lider waren halb geschlossen und ich atmete nur noch flach.
Ein kleines Lächeln zierte meine Lippen: „Danke... Ihr habt mir erneut das Leben gerettet. Einer Diebin."
Seine Bewegungen wurden plötzlich langsamer und er sah mir ins Gesicht: „Ich werde euch auch noch weiterhin das Leben retten und ihr seid keine Diebin, sondern etwas ganz besonderes. Ich weiß es."
Meine Lider schlossen sich immer weiter, von ganz alleine.
"Ihr müsst wach bleiben", sagte er eindringlich, doch ich konnte nichts dagegen tun.
Legolas strich mir hektisch mehrere Strähnen aus meinem Gesicht: „Nein."
„Vielleicht soll es so sein", flüsterte ich leise.
Mein Kopf fiel zur Seite.
„Sicher nicht. Die Götter haben etwas anderes für euch vorher gesehen", seine Stimme wurde plötzlich ganz sanft: „Da bin ich mir sicher."
Besonders.
Das Wort hallte in meinem Kopf nach.
Ich wollte etwas sagen, da durchzog mich plötzlich ein Schmerz, der mich denken ließ, ich würde von innen verbrennen.
Ich schrie auf und meine Sicht wurde schwarz.

Meleth Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt