|*|Bilbo|*|

2.5K 113 5
                                    

Kochend vor Wut stellte ich mich zurück zu Bard.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich wieder einen Satz nach vorne gemacht hatte.
Um meine Wut unter Kontrolle zu bekommen konzentrierte ich mich auf meine Atmung.
Ein und Aus.
Das Zelt hatte sich mittlerweile in Schweigen gehüllt.
Niemand sagte mehr etwas.
Immer mal wieder warf mir der König böse Blicke zu, die ich nur allzu gerne erwiderte.
Nach einiger Zeit fehlte mir die Luft, weswegen ich aus dem Zelt trat und in den Nachthimmel schaute.
Bard war mir gefolgt und stand nun dicht hinter mir.
„Ihr da, Bogenschütze, seid ihr damit einverstanden", bei der Stimme des Zauberers drehten wir uns beide um und schauten diesen an.
„Ist Gold euch tatsächlich so wichtig? Erkauft ihr es mit dem Blut von Zwergen?"
Abwartend schaute ich Bard an.
„Dazu wird es nicht kommen. Diesen Kampf können sie nicht gewinnen", antwortete er schließlich.
Ich trat einen Schritt nach vorne: „Das wird sie nicht aufhalten!"
„Damit hat sie recht", ertönte eine Stimme, von weiter weg.
Mit einem großen Lächeln drehte ich mich zu der Stimme: „Bilbo!"
Der kleine Mann kam auf uns zu: „Glaubt mir. Die Zwerge ergeben sich, niemals. Sie kämpfen sich bis in den Tod, für diese Sache."
Er klang als wäre er gelaufen.
„Bilbo Beutlin", begrüßte ihn der Zauberer.
Dieser begann zu lächeln: „Gandalf."

Gandalf führte den Hobbit in das Zelt.
Als Thranduil diesen erblickt legte er den Kopf leicht schief und betrachtete ihn abschätzend: „Wenn ich mich nicht täusche, ist dies der Halbling, der die Schlüssel zu meinen Verliesen, meiner Wachen gestohlen hat."
Der König setzte sich bei seinen Worten wieder auf seinen Thron.
Plötzlich wird mir mulmig.
Er hatte Bilbo erkannt und ich war ebenfalls eine geflohene, doch darum hatte er keinen Hehl gemacht.

Bilbo stand mit zusammen gezogenen Mund vor dem König und blickte immer wieder auf den Boden.
Ihm war die Sache eindeutig unangenehm.
Er holte tief Luft, bevor er vorsichtig und mit zusammen gepressten Lippen ein, Ja, von sich gab.
„Bitte um Verzeihung", die Worte ratterte er so schnell herunter, dass man sie kaum verstand.
Ich blickte neben mich, Bard hatte ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen.
Auch wir saßen mittlerweile auf zwei Stühlen.
Vorsichtig boxte ich ihm gegen die Schulter.
Er drehte seinen Kopf zu mir und schaute mich entschuldigend an, doch das Lächeln war nicht verschwunden.
Ich streckte mich kurz zu ihm vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Bard hob seine Hand und strich mir ein Haar hinter mein Ohr, bevor er wieder nach vorne zu dem Hobbit schaute.
„Ich bin gekommen, um euch das hier zu geben", bei seinen Worten trat Bilbo ein paar Schritte nach vorne, zu einem Tisch.
Auf diesen legte er ein braunes Tuch, in dem etwas eingewickelt war.
Vorsichtig packte er es aus und ein leuchtender Stein erschien.
Bei diesem Anblick weiteten sich meine Augen.
Dieser Stein war wunderschön.
Wie von ganz alleine stand ich auf und ging darauf zu.
Thranduil tat es mir gleich.
Sein Blick war genauso ehrfürchtig, wie meiner.
„Das Herz des Berges", kam es von ihm.
Auch Gandalf nähert sich dem Stein.
„Das Königsjuwel", fügte der König hinzu.
Wir alle standen um den Tisch herum, auch Bard hatte sich zu uns gesellt.
„Wie kommt ihr in seinen Besitz?" Fragte er verwundert.
Alle Blicke lagen plötzlich auf dem kleinen Mann.
Dieser schien unseren Blicken nicht stand halten zu können, weswegen er auf den Stein guckte: „Mein vierzehntel Anteil von dem Schatz."
„Warum tut ihr das?" Die Verwunderung war Bard eindeutig ins Gesicht geschrieben: „Ihr schuldet uns keine Treue."
Bilbo neigte den Kopf leicht hin und her: „Ich tue das nicht für euch."
Bard verzog leicht den Mund, doch dem König blieb seine kalte Miene erhalten.
„Ich weiß Zwerge können starrsinnig sein, dickköpfig und schwierig, misstrauisch und haben die schlimmsten Manieren, die man sich vorstellen kann", bei den letzten Worten schaute er zu Gandalf, der leicht lächelte.
„Aber sie sind auch tapfer... und gütig", fuhr er fort: „und unendlich Treu. Ich habe sie ins Herz geschlossen und möchte sie retten, wenn ich kann. Thorin ist dieser Stein mehr wert, als alles andere. Um ihn zurück zu bekommen, wird er euch sicherlich geben, was er euch schuldet. Es gibt für Krieg also keinen Grund."
Als er endete ging ich auf ihn zu und stellte mich hinter Bilbo.
Dabei legte ich meine Hände auf seine Schultern und flüsterte: „Danke."

Meleth Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt