Von Ankern und Waschbecken

1.6K 86 9
                                    

„Herzlich Willkommen zu unserem letzten Clubtreffen dieses Jahres!" Fred stand mit feierlicher Miene vor Lee, George und mir. „Wir haben es nun endlich geschafft, den perfekten Plan zu schmieden, alles durchzuplanen und bereit für den großen Durchbruch zu machen. Dumbledore und Snape werden sich sicherlich sehr freuen."

Wir drei anderen klatschten und schlugen uns jeweils ab. Ich hatte gelernt, die Jungs ganz gerne zu haben. Mit ihrer Hilfe würde ich mich nun endlich an Dumbledore rächen und Snape einen Streich zu spielen, wäre auch nichts, was ich verhindern würde.

Dass ich Harry nicht noch näher gekommen war, war nicht so schlimm gewesen, ich war zufrieden mit der Arbeit für dieses Jahr.

„Männer", Lee grinste mich an, „lass uns noch einmal alles durchgehen. Am Abend muss dann schließlich alles perfekt laufen. Außerdem müssen wir dich Alecto noch etwas Wichtiges fragen."

Die Zwillinge nickten zustimmend und wir rückten in dem kleinen Zimmer, das die Jungs einmal ausfindig gemacht hatten und uns jetzt als Versteck diente, näher zusammen.

„Alecto, du soll-"
„Ich hab alles im Griff", unterbrach ich George. „Ihr müsst mir nicht zum zwanzigsten Mal erklären, was ich zu tun habe. Nur, weil ich bisher nicht genauso viele Streiche wie ihr gespielt habe, heißt das nicht, ich würde das nicht hinbekommen."

Ich verschränkte leicht beleidigt meine Arme vor der Brust.

„Diese Einstellung gefällt mir", meinte Lee und klopfte mir grinsend auf den Rücken, um dann seinen Arm um mich zu legen.

„Genau solche Männer brauchen wir", machte er weiter und zog mich zu allem Überfluss auch noch an sich. Wenn es hier nicht so düster gewesen wäre, hätten die Jungs jetzt mein knalltrotes Gesicht sehen können, so merkten sie lediglich, wie mein Körper sich plötzlich versteifte.

Lee ließ mich sofort los und sah mich verwirrt an: „Ich- entschuldigung. Hab ich etwas Falsches gemacht?"

Stumm rückte ich etwas von ihm ab. Die Jungs konnten schließlich nicht wissen, dass ich vor Körperkontakt quasi eine Urangst hatte. Seit ich meine Eltern verloren hatte.

„Nein", meinte ich unschuldig, „ich hab nur - äh - ich muss aufs Klo."

„Ahja", die Jungs tauschten ein paar Blicke, „du kommst dann aber wieder, ja?"

Ich ging tatsächlich aufs Klo. Aber nicht, um dort in eine Kabine zu schlüpfen, sondern um ein wenig Luft zu schnappen. Mir war dieser enge Raum und dann auch noch dieser Körperkontakt wirklich zu viel geworden.

„Alecto." Hermine stand vor mir, mit glänzenden Augen. In ihren Händen hielt sie ausnahmweise nur ein einziges Buch und sonst gar nichts.

„Hermine, hallo." Beim näheren Hinschauen erkannte ich, dass das Mädchen geweint haben musste. Oder sich zumindest aufgeregt haben zu schien, denn ihre Wangen waren stark gerötet und die Augen zerknautscht.

„Ist alles gut?"
„Ich-" Plötzlich lag sie mir in den Armen. Anders als bei Lee legte ich aber meine Hände auf ihren Rücken und strich über diesen.

Vielleicht hatte es für das vorige Versteifen doch andere Gründe gegeben? Oder merkte mein Unterbewusstsein, dass Hermine mich gerade wirklich dringend brauchte?

Fest stand, dass ich ihr irgendwie helfen musste. Leider war ich eine ganz und gar schlechte Wahl, wenn man jemanden benötigte, der einem beistand.

Ich hatte nämlich sicherlich genauso wenig Ahnung davon, wie man jemanden tröstete, wie davon, jemanden selber um Hilfe zu fragen.

So stand ich einfach nur zwischen Waschbecken und einer Klokabine und hielt die schluchzende Hermine im Arm.

Die Tochter des dunklen Lords (Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt