Kompliziert

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Mein Herz begann heftig zu klopfen, als ich Mabons Namen auf dem Umschlag las. Ich wollte den Brief gerade aufgeregt aufreißen, als ich Hermine hinter mir bemerkte. Sie hatte sich neugierig über meine Schultern gebeugt und wusste sicherlich, von wem der Brief stammte. Ich hatte ihr schließlich den Namen des Jungen verratet, der mich im Sommer geküsst hatte.

Trotzdem drehte ich ihr den Rücken zu und setze mich auf mein Bett, so dass sie nicht lesen konnte, was Mabon geschrieben hatte. Egal, wie gut es für unsere Freundschaft gewesen wäre, sie den Brief lesen zu lassen, Mabons Worte waren mir dann doch zu persönlich.

Hermine, die zum Glück sehr verständnisvoll wirkte, setzte sich gegenüber von mir auf ihr Bett und ich öffnete den Brief. Als erstes fiel mir auf, dass der Text recht kurz war. Ich sammelte mich noch einmal, dann begann ich zu lesen:

Liebe Alecto,
ich habe sehr lange überlegt, ob ich dir nach allem was geschehen ist, überhaupt schreiben soll, habe mich dann aber dafür entschieden. Ich hoffe, dass du diesen Brief zu ende liest.

Ich will nicht noch lange über das Vorgefallene reden müssen, oder versuchen dich zu irgendetwas zu überreden, das du gar nicht möchtest. Nach langem Überlegen habe ich beschlossen, dass ich tatsächlich einfach gerne mit dir befreundet sein will. Ich finde dich wirklich nett und kann mich gut mit dir unterhalten. Ich fände es schade, wenn diese Freundschaft wegen eines einzigen Kusses zu Brüche gehen würde.

Falls du diesen Kuss damals schon nicht gewollt hast, will ich mich jetzt dafür entschuldigen. Mir ist es an dem Abend so vorgekommen, als würdest du mich auch küssen wollen, aber wenn ich dir zu nahe gekommen bin, möchte ich mich dafür entschuldigen. Es tut mir leid und ich hoffe, du kannst das vergessen. Ich hoffe, dass wir von vorne anfangen können. Zum Beispiel würde mich interessieren, wie du die erste Aufgabe des Trimagischen Turniers von Nahem erlebt hast.
Es würde mich freuen, wenn du mir einen Antwortbrief schicken würdest!
Mabon

Ich las den Brief zweimal, aber schon beim ersten Mal wusste ich, dass ich ihm antworten wollte. Ich war sehr froh darüber, dass er mir geschrieben hatte.

"Und?", fragte Hermine neugierig, als ich den Brief zur Seite legte. Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass sie mich die ganze Zeit beobachtet hatte. Ich überlegte, was jetzt zu tun war und beschloss dann, dass ich ihr in Kurzfassung darüber erzählen würde, warum Mabon und ich uns bisher keine Briefe geschickt hatten.

"Ich verstehe dich", gestand Hermine irgendwann leise. Nachdenklich blickte sie auf ihre Hände, "Ich weiß auch noch nicht, was Viktor und ich nächstes Jahr machen werden. Wenn man in zwei unterschiedlichen Ländern wohnt, kann das alles wirklich kompliziert machen."

"Seid ihr denn jetzt zusammen?", fragte ich vorsichtig.
Hermine lief purpurrot an und stammelte irgendwas von wegen sie wisse es nicht. Ich legte mich gedankenverloren auf den Rücken und starrte an die Decke meines Himmelbetts. Das Leben wurde mit dem Alter irgendwie immer komplizierter.

Die nächsten Tage konnte man fast denken, ich sei ein normales fünfzehnjähriges Mädchen. Ich traf mich regelmäßig mit Draco, benahm mich so, als wäre ich Hermines beste Freundin, nahm bei Gesprächen mit Harry und Ron teil und lachte über die Witze von Fred, George und Lee.

Weil ich tagsüber so beschäftigt war und kaum noch Zeit zum nachdenken fand, musste ich das am Abend nachholen. Oft saß ich bis spät in die Nacht über meinem Tagebuch und schrieb meine Gefühle und Gedanken hinein, oder kritzelte Bilder von Wölfen. Es gab positive, aber auch viele negative Aspekte meines neuen Lebensstils. Einerseits war ich müde, teilweise genervt und vermisste das Alleinsein, aber andererseits war ich stolz auf mich, vor allem darauf, dass mich Harry nun scheinbar wirklich mochte.

Die Tochter des dunklen Lords (Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt