Es vergingen vielleicht fünf Minuten da kamen Andy mit der letzten Kiste und Nadine mit zwei Aktenordnern unter dem Arm aus dem Haus. Ich hörte meine Mutter hysterisch schreien, verstand sie aber nicht, dann flog mit einem lauten scheppern die Haustür zu, so das die Fenster nur so klirrten. Andy verstaute die Kiste im Kofferraum und setzte sich auf den Fahrersitz. Nadine öffnete die Schiebetür. Legte die Ordner auf den Sitz und rutschte sofort an meine Seite. Sie legte ihre Arme so gut es ging um mich und zog mich zu sich. Ich hatte nicht bemerkt wie stark ich weinte und wie ich nach Atem rang. „Fahr schon." Herrschte sie Andy an, der uns einen besorgten Blick zuwarf. Er nickte nur, startete den Wagen. Nadine sprach mir die ganze Zeit gut zu, immer bemüht das ich mich ein wenig beruhige. Als wir am Haus ankamen hatte ich mich ein wenig gefangen, konnte aber nicht aussteigen. Andy hingegen machte sich daran die Kisten ins Haus zu bringen und Nadine blieb bei mir sitzen. „Alles gut, wir bleiben hier so lange bis du soweit bist." Flüsterte sie mir zu.
„Sie hasst mich" brachte ich kleinlaut hervor. „Und zwar wirklich abgrundtief. Hast du ihre Augen gesehen?" Nadine nickte. „Es ist für niemanden einfach, aber sie hat wirklich die Fassung verloren." Nadine lachte bitter. Ich sah sie an und sie strich mir vorsichtig über mein Bein. „Du warst stärker als sie, dass solltest du wissen." Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich hab nicht ein Wort raus gebracht, nicht eins." Nadine sah mich an. „Und das war richtig. Du hast dich erwachsener verhalten als sie. Und alles was du ihr sagen willst, kannst du aufschreiben und wir schicken ihr den Brief oder du schreibst es nur für dich. Ab und zu hilft es sich Dinge von der Seele zu schreiben." Ich nickte stumm und sah zu ihr hoch. „Lass uns aussteigen." Nadine lächelte leicht und wir stiegen aus. Als wir das Haus betraten kam Jason grade wieder die Treppen runter und grinste mich fröhlich an. Bei meinem Anblick verflog sein lächeln so gleich und etwas kleinlaut sagte er. „Es steht schon alles in deinem Zimmer." „Danke." Sage ich leise und ging an ihm vorbei hoch in mein Zimmer. Ich wollte grade niemanden mehr sehen. „Ich komm gleich zu dir." Rief Nadine mir nach, aber ich reagiert nicht. Ich warf mich auf mein Bett und starrte die Decke an.
Nadine kam wenig später und wir sprachen noch etwa eine Stunde, bis Lotta vorsichtig den Kopf in mein Zimmer steckte und mir das Telefon hin hielt. „Birte für dich." Nadine und Lotta ließen mich allein und ich erzählte ihr was passiert war. Ich hörte ihr an wie sehr sie um Fassung rang und sich Wut in ihre Stimme mischte. Ihr gutes zureden und die Bestätigung das wie Nadine schon gesagt hatte ich alles richtig gemacht hatte, halfen mir noch ein bisschen mehr. Sie versprach mich am Mittwoch zu besuchen und so verabschiedeten wir uns. Ich brachte das Telefon wieder runter, Nadine und Andy hatten Feierabend gemacht und Katja erlaubt mir das Abendessen ausfallen zu lassen, aber ich musst ihr versprechen jeder Zeit runter zu kommen, wenn ich etwas essen wollte. Ich starte die Kisten an die wahllos in meinem Zimmer standen. Ich raffte mich auf und kramte meinen CD- Player raus, stellte ihn auf das kleine Tischchen neben dem Schreibtisch und schloss ihn an. Dann durchwühlte ich die Kiste mit den CD's und fand was ich suchte.
Das Album der 3 Generation 'Vater wo bist du' schallte durch meinZimmer, gefolgt von 'Bitte nicht'. Wut stieg in mir auf, ich trat eine Kiste zur Seite und fand ein gerahmtes Familienfoto was sogleich schwungvoll seinen Weg an die Wand fand und scheppernd zu Boden ging. Ich hockte mich auf den Boden und griff nach einer großen Scherbe.
Da ging die Tür auf und Katja stand in der Tür. Ich hatte sie nicht klopfen hören. Sie durchquerte mit wenigen Schritten mein Zimmer, stellte die Musik leiser und hockte sich dann neben mich. Vorsichtig nahm sie mir die Scherbe aus der Hand und sah mich prüfend an. Ich schüttelte leicht den Kopf. „Ich weiß was du denkst, aber das wollte ich nicht." Sie sah mich weiter fragend an. „Du wolltest es nicht kaputt machen oder dich verletzten?" Ich lachte bitter. „Kaputt gemacht hab ich eh alles und nein ich habe genug Narben!" Sagte ich mit nachdruck und sah ihr fest in die Augen. Sie schlug die Augen nieder und nickte leicht. „Also hole ich nun einen Handfeger und du suchst bitte eine andere CD raus." Ich nickte schwach und verdrehte die Augen. Sie verließ mein Zimmer und ich nahm das Bild aus den Scherben, betrachtete es einen Moment und zerriss es dann in kleine Schnipsel die ich durch meine Hand rieseln ließ.
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Chance
Romancegirlxgirl Story Dunkel, voller Gewalt und Angst war ihre Kindheit und frühe Jugend. In den Händen des Systems fand sie einen Weg hinaus aus der Dunkelheit, zu sich selbst und mehr noch, sie fand Menschen die an ihrer Seite standen, zu ihr standen...