Marc kam ins Wohnzimmer und stutzte kurz. „Willst du hier übernachten? Es ist gleich 1.00 Uhr ihr Turteltauben." Ich wurde sofort wieder rot und schüttelte den Kopf. Marius grinste erst mich und dann Marc an und stand auf. „Dann werd ich mal." Wir verabschiedeten uns und ich brachte ihn zur Tür.
Kaum war Marius verschwunden kam Kim aus seinem Zimmer. „Und, geht da was? Ich lachte auf und ging in mein Zimmer. Er folgte mir und ließ sich in den Sitzsack fallen, ich setzte mich auf mein Bett. „Nun erzähl schon." Ich zuckte mit den Schultern. „Du kennst Marius besser als ich, also müsstest du das doch wissen?!" Er wog leicht den Kopf hin und her. „Dinge können sich ändern." Ich schüttelte den Kopf. „Kein Interesse auf beiden Seiten, Freundschaftlich vielleicht." Kim grinste. „Na das ist doch auch was. Fass mal ein bisschen Vertrauen in die Männerwelt, er ist wirklich in Ordnung." Ich verdrehte die Augen und sah ihn zweifelnd an. „Das braucht Zeit und nicht alle Männer können so sein wie du. Davon abgesehen, hast du dich heute Abend wie ein Girly benommen." Kim sah mich beleidigt an. „Ey, das kommt halt ab und zu mal durch, die besten Männer haben alle eine weibliche Seite." Ich ließ mich lachend auf den Rücken fallen und er stimmt mit ein.
>Vielleicht<
In den nächsten Wochen traf ich mich öfter mit Marius, wir gingen zusammen zum Sport und verbrachten im Anschluss dort unsere Zeit. Wir konnte unheimlich gut miteinander reden und über die selben Dinge lachen. Es war wirklich entspannt mit ihm und er verhielt sich ganz anders, als die Typen die ich bisher kennengelernt hatte.
>Wie ein guter Freund. Das ich das mal erleben durfte<
Freitags tauchte er öfter in der Kneipe auf und er wurde immer mehr ein Teil unserer Clique. Die Anderen stichelten zwar das es an mir lag, da er sonst nicht so oft vorbei kommen würde und hinter vorgehaltener Hand sprachen sie von uns als Paar, was wir mehr oder weniger ignorierten, da wir wussten wie es war.
>Nur Freunde, mehr nicht<
Ich musste zu Julia ins Büro und bekam das obligatorische Verhütungsgespräch.
>Lächerlich<
Auch Birte erzählt ich von Marius. Die sich sehr über diese Entwicklung freute und es locker sah. Solange wir beide wissen was wir wollen und ich mich zu nichts gedrängt fühlte, sei alles super.
Marius hatte ein eigenes Auto und holte mich damit von der Schule ab, dass bekam eins der klatsch Weiber aus meiner Klasse mit und schon war auch da das Thema durch. Ich hatte es sogar versucht richtig zu stellen, aber das glaubte kaum einer.
Das alle so dachte macht es für mich leichter. Ich war "normal" und musste nicht erklären, warum ich keinen Freund hatte oder mich nicht für einen Jungen interessierte.
Bisher fand ich Schule sehr anstrengend. Also den Unterricht nicht, aber das ganze zwischen Menschliche, stresste mich von Zeit zu Zeit. Meine Mitschüler kamen mir alle so Hormongesteuert vor und es ging immer nur um liebe, Sex und Zärtlichkeit. Mit meinem schweigen zu diesen Sachen wurde ich aufgezogen, in dem Sinne von sie genießt und schweigt. Es war mir ganz recht, sollte sie doch denken was sie wollten.
>Sie hatten keine Ahnung und das war gut so<
Marius war sogar etwas besorgt, da es ihm nichts ausmachte, aber er mir nicht im Weg stehen wollte, wenn ich doch Interesse an jemandem hätte. Aber wie es immer so bei Klatsch und Tratsch ist, war auch unsere Freundschaft oder für die Anderen Beziehung nach einiger Zeit uninteressant und wurde so hingenommen.
Beim Wing Chun und dem Selbstverteidigungskurs hatte ich mittlerweile meine Platz gefunden. Es war zwar gelegentlich nicht so einfach, grade wenn es darum ging Gegner am Boden abzuwehren, aber Ralf der grob um die Problematik wusste intervenierte immer gut, so das ich mit anderen Mädchen trainierte oder mit ihm selbst. Ralf und Nicole lebten beide für den Sport und das fand ich beeindruckend. Ralf unterrichtete fünf bis sechs Tage die Woche und Nicole war die gute Seele der Akademie. Sie kümmerte sich um das Bistro und den Aufenthaltsbereich und stand immer gleich mit einem Kühlpack oder warmen Worten parat. In psychisch schlechteren Phasen, wenn ich wieder tief in trüben Gedanken an meine Vergangenheit und den damit verbundenen Erlebnisse steckte, kompensierte ich dies mit Sport. Verbrachte ab und zu auch schon mal jeden Abend der Woche dort.
>Es half mir die Dinge klarer zu sehen und zu ordnen<
Ralf bezog mich ein ums andere Mal mit ein und so unterstützte ich ihn bei den Kindergruppen und fand gefallen daran, das was ich schon erlernt hatte, den Kindern zu vermitteln. So ergab es sich, dass ich wie selbstverständlich vier Tage die Woche da war.
Der Sport gab mir Struktur und halt und brachte mich irgendwie dazu mein Leben und meine Ziele zu überdenken.
So saß ich eines Abends mit Julia meiner Bezugsbetreuerin zusammen und besprach mit ihr meine Pläne. Sie war zunächst überrascht, aber stellte sich nicht quer. Ich wollte die Realschule nach der neunten Klasse verlassen, so hätte ich zwar nur einen Hauptschulabschluss nach Klasse neun, aber ich hatte mir schon eine Berufsschule rausgesucht an der ich meinen Realschulabschluss nachmachen konnte, außerdem wollt ich von da aus auf mein Abitur aufbauen. Des weiteren hatte ich mir den Bereich Hauswirtschaft ausgesucht und konnte so sogar noch etwas für mein tägliches Leben mitnehmen. Das war mein nächster Punkt, ich wollte alleine Leben. Es lag nicht daran das es mir in der WG nicht gefiel, aber ich wollte unabhängiger sein und mein Leben selbstständig leben. Zu lange hatte ich Fremdbestimmt gelebt.
>It's my Life. Wie Bon Jovi es besang<
Julia sah mein Alter als das größere Problem, da ich noch nicht volljährig war. Außerdem befürchtete sie das ich mir damit zu viel auf ein Mal zumuten würde. Sie versprach ein Gespräch mit meinem Vormund Corinna zu organisieren, da sie das entscheiden müsste.
Marius war mittlerweile mein vertrauter und bester Freund geworden. Er wusste um Teile meiner Vergangenheit und unterstützte mich bei meinen Plänen.
Auch mit Birte sprach ich weiterhin über alles und weihte auch sie in diese Pläne ein. Zu meiner Überraschung sah sie es nicht so bedenklich und traute mir zu das ich mein Leben allein in den Griff bekam. Dies bestärkte mich nur noch mehr.
>Ich schaffe das<
Nach zwei Wochen stand das Gespräch mit Julia und Corinna an. Es dauerte lange, zog sich wie Kaugummi und wir diskutierten uns die Köpfe heiß, aber Schlussendlich bekam ich ihre Unterstützung, wenn ich das was ich konnte selbstständig leisten würde. Meine Anmeldung an der Berufsschule hatte ich bereits fertig gemacht und es war kurz vor knapp sie abzugeben. Also ließ ich sie an diesem Tag direkt von Corinna unterschreiben um meinen ersten Schritt zu machen.
>Step One<
Marius stellte sich als Fahrer zur Verfügung und so waren wir häufig nach der Schule unterwegs um beim Amt Information einzuholen, von welchem Stellen ich finanzielle Unterstützung bekommen würde. Julia war darüber erfreut, sie hätte mir dabei auch weiterhelfen können, aber ich hatte es allein in die Wege geleitet und sie half mir nur noch die Formulare auszufüllen. Corinna kümmerte sich um die Angelegenheit mit der Wohnung, auch sie zeigte sich erfreut, dass ich mich bereits informiert hatte und wusste wieviel Quadratmeter ich haben durfte und welche Unterstützung ich bekommen würde.
Nach sechs Wochen und drei Wohnungsbesichtigungen, die alle nicht passten. Verlies mich ein bisschen der Mut und vor allem ran mit die Zeit durch die Finger. Dann kam überaschend Dirk ein Betreuer aus einer anderen WG auf mich zu, da sein Klient umziehen würde und ich mir die Wohnung doch mal ansehen könnte. Corinna wurde informierte und wir machen einen Besichtigungstermin aus. Eine zwei Zimmer Wohnung in der nähe der Berufsschule.
>Sie war Perfekt<
Ich war mehr als begeistert, Corinna streckte die Daumen hoch und auch meine zukünftigen Vermieter, die im Erdgeschoss wohnten, hatten keine Einwende.
Ich hatte es wirklich geschafft und konnte ausziehen, in meine eigenen vier Wände.
>Step Two<
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Chance
Romantizmgirlxgirl Story Dunkel, voller Gewalt und Angst war ihre Kindheit und frühe Jugend. In den Händen des Systems fand sie einen Weg hinaus aus der Dunkelheit, zu sich selbst und mehr noch, sie fand Menschen die an ihrer Seite standen, zu ihr standen...