9. Montag

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Am nächsten Morgen kam Nadine in mein Zimmer „Lotta...hier bist du! Lotta versuchte sich immer noch neben mir und halb unter der Decke zu verstecken. Nadine und ich kicherte über ihren Anblick. „Nicht lustig." Kam es von Lotta, die sich ebenfalls drehte und sich durch das Gesicht fuhr. Nadine zwinkerte uns zu. „Ich geh die Anderen wecken. Bis Gleich." Lotta quälte sich aus meinem Bett und ging in ihr Zimmer. Ich ließ mir ein bisschen mehr Zeit, von unten hörte ich stimmen Gewirr und es klang nach Trubel. Beim Frühstück herrschte ein buntes durcheinander, ich saß grade mit meinen Cornflakes am Tisch als es sich langsam leerte, Ben und Jason verließen als letzte das Haus.

Nadinen nahm sich einen Kaffee und setzte sich zu mir an den Tisch und grinste. „So nun hast du einen ganz normalen Morgen erlebt, ohne Katastrophen und Ärger. Das ist nicht immer so!" Ich lächelte zurück und konnte es mir lebhaft vorstellen. „Wir haben heute auch ein recht straffes Programm, darum starten wir gleich schon." Ich sah sie fragend an. „Also wir fahren gleich erst zum Arzt, danach fahren wir zu deiner Schule, geben die AU ab und ich wollte falls möglich mit deiner Klassenlehrerin oder deinem Lehrer? Sprechen." Ich nickte. „Hr. Werner ist mein Klassenlehrer. Warum musst du mit ihm sprechen?" Ich schluckte trocken, eigentlich hatte ich gehofft das in der Schule zumindest alles normal bleibt. Nadine griff über den Tisch nach meiner Hand und drückte sie leicht. „Mach dir bitte nicht so große Sorgen, aber ich muss mit der Schule und deinem Lehrer sprechen, da sie wissen müssen das wir nun ihr Ansprechpartner sind, auch für den Notfallkontakt und das sich deine Adresse geändert hat." Sie sah mich aufmunternd an. „Die Schule erfährt nur was sie wissen muss, alles anderen ist deine Entscheidung, mit wem du darüber sprechen möchtest oder auch nicht." Ich nickte leicht.

>Es soll keiner wissen, zumindest in der Schule möchte ich Normalität<

„Und am frühen Nachmittag fahren wir zu deiner Mutter, da fahren wir allerdings nicht alleine hin, sondern Andreas kommt mit. Wir brauchen ja einen starken Mann zum schleppen." zwinkerte sie mir lächelnd zu. „Andreas kenne ich noch nicht." Nadine lächelte. „Dann lernst du ihn gleich kennen. Er müsste in ein paar Minuten da sein." Wie aufs Stichwort hörten wir wie sich die Tür öffnete und schloss und jemand die Treppen hoch kam. „Wir sind hier." Rief Nadine und er kam ins Esszimmer. „Guten Morgen." Grüßte er uns fröhlich und kam auf mich zu. Andreas war groß und muskulös, seine schwarzen Haare waren an den Seiten abrasiert und die oberen hatte er zu einemZopf zusammen gefasst. Er reichte mir die Hand. „Ich bin Andreas und du musst Rebecca sein?" Ich nickte lächelnd. „Becca reicht." Er nickte ebenfalls. „Dann reicht mir auch Andy." Wir lächelten beide. Er ging zur Kaffeemaschine und schenkte sich einen Kaffee ein, mit dem er sich zu uns an den Tisch setzte. Er sah zu Nadine. „Ihr habt schon einen Plan und ich bin der Möbelpacker auf Abruf?" Nadine grinste ihn an. „Ich wäre gern zum Mittagessen wieder hier und danach würden wir dann zeitig los fahren." Er nickte zustimmend und sah mich an. „Magst du Fischstäbchen und Kartoffelbrei?" Ich lächelte. „Ja gern." Er lächelte. „Super, die mach ich nachher zum Mittag." Nadine grinste schief. „Aber nicht außen schwarz und innen roh." Er sah Nadine gespielt beleidigt an und schaute dann zu mir. „Hör nicht auf sie, alles lüge, ist nie vorgekommen." „Nein, ist nie passiert." Sagte sie ironisch lachend und auch ich musste grinsen. Sie trank ihren Kaffee aus und sah zu mir. „Bist du fertig?" „Ja, bin startklar." „Super, dann machen wir uns auf den Weg." Sie stand auf und stellte ihre Kaffeetasse weg, auch ich räumte meine Schüssel und die Tasse weg. Andreas oder Andy wie ich ihn nennen sollte verschwand mit seiner Tasse im Büro. Ich suchte meine Schuhe aus dem Schrank und wartete auf Nadine die ebenfalls im Büro verschwunden war. Sie kam raus und drückte mir meine Unterlagen aus dem Krankenhaus in die Hand. „Bis Später!" Rief Andy aus dem Büro. Wir stiegen zusammen in den Bulli und Nadine fuhr los. „Möchtest du Radio hören?" Ich lächelte zu ihr rüber. „Gern." Sie stellte es an und drehte es gleich etwas lauter. Es war eine entspannte Fahrt und ich beobachtete die Gegend die an uns vorbeizog. Vor der Arztpraxis fand sie schnell einen Parkplatz und wir gingen rein. Die Formalitäten waren schnell geklärt und schon nach ein paar Minuten saßen wir wieder im Auto und ich hielt eine AU für diese Woche, eine Sportbefreiung für die nächsten vier Wochen und ein Terminkärtchen für Freitag in der Hand. Nadine lächelte zufrieden, dass lief schon mal wunderbar. Ich nickte zustimmend und Nadine fuhr wieder los. „Dann sind wir vor der großen Pause an der Schule." Sagte ich mehr zu mir als zu ihr. Sie drehte das Radio leiser und nickte. „Du möchtest deinen Klassenkameraden nicht begegnen?" Ich räusperte mich kurz. „Na ja..." Nadine nickte wissend. „Du meinst, wenn sie uns zusammen sehen kommen Fragen auf?" Ich nickte unmerklich und hatte einen Kloß im Hals. „Ja." Gab ich leise von mir und sah aus dem Fenster. Sie lächelte aufmunternd. „Ich verhalte mich so unauffällig wie ich kann, aber versprechen kann ich natürlich nichts." „Danke." Sagte ich leise und schluckte weiter gegen den Kloß in meinem Hals an, als ich bemerkte das wir fast schon an der Schule waren. Nadine kurvte über den vollen Parkplatz und fluchte leise über die Größe des Bullis. Als sie endlich eine passende Lücke gefunden hatte, stiegen wir aus. Ich betrachtete das Gebäude einen Moment, es sah alles normal aus. Nadine kam zu mir und gemeinsam gingen wir zum Eingang. „Du musst mir den Weg zeigen, hier war ich noch nie." Ich nickte stumm und ging voraus. Öffnete die Hölzerne Doppeltür und atmete sofort den vertrauten Geruch ein. Der Eingangsbereich war hell und freundlich gestaltet. Hier trafen sich die Beiden Flure des linken und rechten Flügels und über das Treppenhaus kam man in die nächsten zwei Etagen. Es gab Sitzgelegenheiten und ein großes Aquarium in der Mitte, was die Herzensangelegenheit unseres Biolehrers war. Nadine sah sich um und bleib einen Moment davor stehen. „Sehr schön." Ich lächelte angespannt, da hier immer jemand vorbei kommen könnte. Unruhig ging ich bereits ein paar Schritte nach rechts in Richtung der Treppen. Sie folgte mir in das Treppenhaus. Im ersten Stock angekommen, standen wir auch schon vor der Tür des Sekretariats. Nadine nickte mir aufmunternd zu. Ich atmete mehrfach ein und aus und klopfte dann. „Herein." Ich öffnete die Tür und ließ Nadine den vortritt. Wir standen vor der kleinen Theke hinter der unsere Sekretärin Fr. Weber ihren Schreibtisch hatte. Auf der anderen Seite auf einer Kommode standen ihren beiden Wellensittiche im Käfig und zwitscherten munter vor sich hin. Sie sah aus wie eine typische Sekretärin. Sie erhob sich und lächelte uns freundlich an. „Rebecca?!" Nadine schaute kurz verwirrt. Die Schule war nicht groß, aber trotzdem war ihr Namensgedächtnis ein Wunder. „Guten Morgen die Damen." Sagte sie dann freundlich. „Guten Morgen." Erwiderte Nadine und ich lächelte nickend. „Wie kann ich helfen?" Nadine schilderte ihr unser Anliegen, regelte die Formalitäten und nach einem kurzen Gespräch mit meinem herbeigerufenen Klassenlehrer war alles geklärt. Er hielt uns die Tür auf, wir nickten Fr. Weber die grade telefonierte zu und verließen das Sekretariat. Nadine zwinkerte mir zu. „Geh doch schon mal vor ich wollte mir ein paar Bilder noch mal genauer ansehen." Ich lächelte leicht und huschte zwischen den Schülerin hindurch nach draußen. Einige kannte ich vom sehen, aber traf niemanden aus meiner Klasse. Auf dem Parkplatz hielt sich niemand auf und so wartete ich ein paar Minuten bis Nadine zu mir aufschloss und wir gemeinsam zum Bulli gingen. „Danke." Flüsterte ich in die Stille. Nadine startet den Wegen und lächelte zu mir rüber als sie ausparkte und los fuhr. „Ist doch ganz gut gelaufen." Ich lächelte leicht und stellte das Radio lauter. Nadine verstand und wir schwiegen die Fahrt über.

Als wir wieder am Haus ankamen und ins Esszimmer gingen grinste Andy uns an. „Perfektes Timing die Damen. In ein paar Minuten gibt es Essen." Es klingelte und Nadine öffnete die Tür. Lotta kam die Treppen hoch geschlurft und stellte ihren Rucksack ab und zog sich Schuhe und Jacke aus. „Rebecca deckst du den Tisch für uns sieben?" Frage Andy mich, der die letzten Fischstäbchen aus der Pfanne auf ein Tablett beförderte. „Klar." Langsam kannte ich mich ein bisschen aus und deckte den Tisch. Nadine ging in den Flur und rief nach Anke, Caro und Lotta. Katja war auch bereits da und kam aus dem Büro. Als sich alle am Tisch versammelt hatten stellte ich die Fischstäbchen und den Kartoffelbrei darauf und setzte mich ebenfalls an meinen Platz. Jeder nahm sich etwas und Andy wünschte allen einen guten Appetit.

Es wurde sich leise beim essen unterhalten und Nadine grinste zu Katja, mir und dann zu Andy rüber. „Die Fischstäbchen sind kross und gar." Er verdrehte die Augen und grinste zurück. „Ich bin zwar nicht so gut wie Chefkoch Carsten, aber etwas bekomme ich auch hin." Anke grinste ebenfalls. „Dann gibt es morgen Nudeln mit Tomatensoße?" Nadine hielt sich die Hand vor den Mund und verschluckte sich beinah vor lachen. Andy warf Anke einen gespielt bösen Blick zu. „Jetzt muss ich mir was Anderes überlegen. Wie ist es mit Salat?" Alle bis auf Nadine und Katja verzogen das Gesicht. „Lieber Nudeln." Bettelte Lotta nun und Andy grinste wieder. Ich war als erste mit dem Essen fertig und war froh das es nicht kommentiert wurde. Als auch alle Anderen ihr Essen beendet hatten räumte ich den Tisch ab und stellte Joghurts auf den Tisch. Nach dem Dessert, half ich Andy die Küche aufzuräumen. Anke, Caro und Lotta verschwanden in ihre Zimmer. Katja und Nadine blieben am Tisch sitzen und unterhielten sich. „So, alles fertig. Kleine Pause?" Fragte Andy richtung Nadine. Sie sah zur Uhr. „Ja. 20 Minuten das wir so um 14.00 Uhr starten." Ich nickte, ging rauf in mein Zimmer, schnappte mir mein Rätselheft und ließ mich damit auf mein Bett fallen. Grade als ich ein Sudoku fast gelöst hatte, rief Nadine nach mir.

>Ich brauche eine Uhr<

Geistig machte ich mir eine Notiz meine Uhr und den Wecker später von Zuhause mitzunehmen, dabei machte ich mich auf den Weg nach unten. Nadine saß mit Andy am Tisch. „Setz dich bitte kurz zu uns, bevor es los geht." Ich nahm platz und sah sie erwartungsvoll an. „Andy hat bereits ein paar Kartons ins Büro gestellt, die nehmen wir mit und dann wird er dir beim packen helfen und ich werde mit deiner Mutter sprechen und mir deine Unterlagen und Dokumente geben lassen." Ich klammerte mich an meinem Stuhl fest und rutschte unruhig hin und her, dass klang nach Auszug und nicht grade nach vorübergehend. „Nadine..." Fing ich an und sah zu ihr auf. Sie sah michaufmerksam an.

>Mein Magen schnürte sich zusammen<

„Das...das klingt so endgültig nach Auszug?" Frage ich vorsichtig. Andy räusperte sich. „Becca, ich will offen mit dir sprechen. Fr. Schwarz hat heute Vormittag angerufen, als ihr unterwegs gewesen seit. Die Polizei ermittelt, du wirst diese Woche auch noch mal zur Befragung vorstellig werden müssen.

>Schon wieder...<

Wir sollen dich darauf vorbereiten das dein Zimmer, eventuell nicht mehr so aussieht wie vorher. Da die Polizei dort war." „Aber.." Setzte ich an und brach ab.

>Mein Zimmer wurde durchsucht<

„Was haben sie da gewollt? Und wo ist Papa?" Nadine streichelte weiter meine Hand. „Weitere Beweise suchen die deine bisherige Aussage untermauern." Ich nickte geistesabwesend und schluckte schwer.

>Seine Spielzeugkiste<

Andy räusperte sich. „Wo sich dein Vater aufhält ist uns nicht bekannt, aber er wird nicht zuhause sein." Ich zog meine Hand aus der von Nadine und versteckte mein Gesicht in meinen Händen, die ersten Tränen rannen mir bereits über die Wangen.

Nadine stand auf und kam zu mir. Sie zog mich leicht zu sich und legte ihren rechten Arm auf meinen Rücken und streichelte beruhigend darüber.

>Ich hatte das Gefühl den halt zu verlieren<

ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt