14. Wochenende

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Unsere Nacht war unruhig, ich schreckte ein paar mal aus dem Schlaf hoch und auch Lotta schien nicht gut zu schlafen. Sie drehte sich viel hin und her und sprach im Schlaf. So wechselten wir immer wieder die Positionen, sie klammerte sich an mich oder ich hielt sie im Arm. Wir wurden fast zeitgleich wach und ich fühlte mich überhaupt nicht erholt. Lotta hingegen sprang fröhlich aus dem Bett und direkt nach unten zum Frühstück. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Schön das sie solche Nächte einfach abschütteln konnte. Meine Gedanken hingegen ließen mich nicht so schnell los. Um halbwegs wach zu werden, schleppte ich mich unter die Dusche und blieb dort erst Mal, bis Lotta auch ins Bad wollte. Der Tag plätscherte dahin, Caro und Anke verbrachten jede Freie Minuten draußen. Lotta war der reinste Sonnenschein und es tat mir gut mich von ihr anstecken zulassen und mit ihr und ihren Pferden zu spielen. Die Vorfreude auf den morgigen Tag mit Birte und ihrem Mann hellte meine Stimmung immer wieder auf, wenn ich grade wieder von düsteren Gedanken eingeholt wurde. Nadine verstärkte mein schlechtes Gewissen nur noch, da sie zwei Ansätze zu einem Gespräch suchte, ich diesen aber schnell aus dem Weg ging.

>Ahnte sie das ich nicht alles erzählt hatte oder war ich zu auffällig<

Am Nachmittag ging ich mit Lotta raus, wir planten den für uns kürzesten Weg zur Schule den wir aber trotzdem zusammen gehen konnten. Auch der Abend verlief ruhig, Jason, die Mädels und ich machte es sich vor dem TV bequem und Ben war wieder in seinem Zimmer verschwunden. Ich ging heute früher mit Lotta hoch und suchte mir schon mal Kleidung für den morgigen Tag raus. Die Vorfreude gewann wieder die überhand und die Erschöpfung durch die letzte Nacht tat wohl ihr übriges, dass ich recht schnell einschlafen konnte.

Leider blieb die Nacht nicht ruhig und ich schreckte wieder aus einem Alptraum hoch. Jetzt war es nicht mehr nur meine Mutter die mich verachtend ansah, an ihrer Seite stand nun auch meine Oma. Als ich mich schlaftrunken aufsetzte geriet ich gleich wieder in Panik. Eine große Männliche Gestalt stand im halbdunkel im Türspalt. Es wurde das Deckenlicht eingeschaltet und ich erkannte Lars, der sich sofort bei mir entschuldigte. Ich hatte ihn nicht kommen hören. Wir sprachen etwas miteinander bis ich mich wieder beruhigte hatte und versuchen wollte zu schlafen.

Sonntag

Als ich das nächste Mal wach wurde und mich zu meinem Wecker drehte, stellte ich fest das Lotta neben mir lag, dieses Mal hatte ich noch nicht mal bemerkt wie sie zu mir gekommen war.

>War des wegen der Rest der Nacht ruhig verlaufen<

Da es noch früh am Morgen war dachte ich nicht länger darüber nach, sondern ließ mich von ihrem beruhigendem Atem wieder in den Schlaf ziehen. Unsanft rüttelte mich jemand am Arm und ich schlug die Augen auf. Lotta stand breit grinsend vor mir. „Schlafmütze, steh auf, deine Birte kommt gleich." Erschrocken setzte ich mich auf und sah auf den Wecker ich hatte bis 10.30 Uhr geschlafen. Aus Rache zog ich die Kleine zu mir und kitzelte sie durch, bis sie sich ergab und völlig außer Atem vor lachen neben mir im Bett lag. Unsere Stimmung war ausgelassen und gerade zu heiter. Etwas das ich lange nicht erlebt hatte. Lotta leistete mir Gesellschaft als ich mich fertig machte und betrachtete meine Kleiderwahl. Eine schwarze Jeans und ein weinrotes Shirt mit Kragen und einem kleine Ausschnitt, welches ich mit Birte gekauft hatte. Sie reichte mir meine Schmuckdose aus dem Regal, weil sie meinte es würde noch etwas fehlen. Ich legte mir das kleine silberne Kreuz um was ich zur Kommunion bekommen hatte. Es war die einzige Kette die mir geblieben war, scheinbar hatte mein Vater vor dem Kreuz Respekt gehabt, um mich nicht damit zu würgen bis sie zerriss. Ich schüttelte den Kopf um den Gedanken zu vertreiben. Lotta hingegen nickte mir zu, interpretierte die Situation anders. „Doch die sieht gut dazu aus." „Okay." Sagte ich nur um mir nichts anmerken zu lassen und schüttete die Ohrringe auf meine Bettdecke. Ich sortierte sie mit Lottas Hilfe. Meine Mutter und Oma waren immer der Ansicht Schmuck gehörte zu einem Mädchen, vielleicht trug ich deswegen nur selten welchen. Ich griff nach den kleinen schlichten silbernen Creolen und steckte sie mir rein. Lotta hingegen hielt mir ein paar mit Granatsteinen hin, weil die Farbe sogut zu meiner Bluse passen würde. Ich schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall." Sie legte den Kopf zur Seite. „Bitte versuch sie mal, sie sind so schön." Sie drehte einen Stecker vorsichtig in ihren Fingern und betrachtete wie sie funkelten. „Nein."

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